Apps und Al-Qaida: Warum Terroristen Android bevorzugen

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Nicht nur findige Entwickler und Promis wie Kim Kardashian veröffentlichen eigene Apps - auch Terroristen. Warum sie Android bevorzugen.

Nein, das ist kein Aprilscherz: Tatsächlich und eigentlich auch selbstverständlich nutzen Dschihadisten auch die Möglichkeiten, die Smartphones und Tablets bieten, um ihre Botschaften zu verbreiten. Laut einem Report von Recorded Future sind die Organisationen GIMF, Al-Fajr Technical Committee und ISIS ganz vorne mit dabei.

So sind nach den Snowden-Enthüllungen in einem Zeitraum von mehreren Monaten mehrere Verschlüsselungs-Apps von Terrorzellen gelauncht worden:

  • Tashfeer al-Jawwal, eine Mobile-App entwickelt von der Global Islamic Media Front und veröffentlicht im September
  • Asrar al-Ghurabaa, veröffentlicht vom Islamic State of Iraq und Al-Sham im November
  • Amn al-Mujahid, herausgebracht im Dezember vom Al-Fajr Technical Committee

Aus guten Gründen verlinken wir jetzt nicht auf die Download-Quellen. Zum Vergleich: Bis dahin hatten Al-Qaida und Co. seit 2007 das Programm Mujahideen Secrets benutzt, um ihren Mail-Verkehr zu verschlüsseln.

Die neue Software würde nach eigenen Angaben die "neuesten Technologien" nutzen, um ein Aufspüren der Betreiber zu vermeiden.

Immerhin heißt es auf der Download-Seite für die Tashfeer al-Jawwal App von GIMF für Android und Symbian: "Trefft Vorkehrungen angesichts der ständigen Enthüllungen über Kooperationen von Technologie-Unternehmen mit Geheimdiensten bei der Ausspähung von Daten, die mit dem Smartphone versendet oder empfangen werden."

Das Update-Dilemma 

Warum kein iOS? Das hat gleich mehrere Gründe. So fällt unter anderem die Kontrolle durch den Store-Betreiber - im Fall von iOS ist das Apple - weg. Ferner erlaubt es das Google-Betriebssystem, Anwendungen abseits des Google Play Stores zu installieren, indem die Datenpakete einfach heruntergeladen und manuell installiert werden.

Wichtiger noch: Wie wir vergangene Woche berichtet haben, ist Android extrem populär in den Entwicklungsländern, in denen die Terrorzellen vorrangig beheimatet sind und über eine große Anhängerschaft verfügen. Das liegt weniger am Betriebssystem, sondern vor allem an den extrem niedrigpreisigen Smartphone-Modellen, die dort verfügbar sind. Apple trohnt über das Luxus-Segement, kann aber nicht mithalten, wenn Google, Nokia und Co. Smartphones für rund 100 Dollar auf den Markt bringen.

. Blackberry rangiert demnach bei mageren 0,6 Prozent.

Eine große Verbreitung bedeutet allerdings nicht, dass auch alle auf dem neuesten Stand sind. Tatsächlich ist ein großes Problem des Android-Ökosystems, dass vor allem preiswertere Modelle vom Update-Zyklus ausgeschlossen sind oder erst recht spät in den Genuss neuer Firmware kommen. Mehr noch: Flächendeckendes Internet sucht man in Entwicklungsländern ebenfalls vergebens. Das sorgt dafür, dass Terror-Organisationen in diesen Regionen der Erde neue Schwachpunkte für gezielte Angriffe haben: die Sicherheitslücken veralteter Android-Systeme.

Google arbeitet zwar daran, Herstellern die Lizenz für die Google-Apps zu entziehen, wenn sie ihre Modelle nicht auf bestimmte Zeit mit Updates versehen. Allerdings dürfte das ein Prozess sein, der viele Jahre in Anspruch nehmen wird.

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