Cook und die wachsende Liga der zurecht außergewöhnlich besorgten Gentlemen

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WWDC 2015 Tim Cook (© 2015 Apple )

Der Streit zwischen dem FBI und Apple verschärft sich: Während ein US-Senator mit drastischen Strafen für den Konzern drohnt, springen nun auch Twitter und Facebook Cook bei.

Wir hatten bereits ausführlich berichtet, worum es bei dem Streit zwischen dem FBI und Apple geht. Fakt ist: Apple sollte nach der richterlichen Entscheidung vom Mittwoch den Behörden umgehend dabei helfen, das iPhone zu knacken. Diese Frist ist nun bis nächsten Freitag verlängert worden.

"Ein abschreckender Präzendenzfall"

Nachdem CEO Tim Cook mit Jan Koum (WhatsApp) und Google-CEO Sundar Pichai bereits prominente Unterstützer hinter sich versammeln konnte, wächst die Allianz an Silicon-Valley-Größen, die sich gegen die Forderung des FBIs stellen. Nun spricht auf Facebook von einem "abschreckenden Präzedenzfall" und betont, man wolle bei der Terrorismusbekämpfung helfen. Allerdings müssten Versuche des Staates, die Sicherheit von Technikprodukten zu schwächen, "aggressiv bekämpft" werden.


Twitter-CEO Jack Dorsey hält sich twitter-typisch kurz: "Wir stehen bei Tim Cook und Apple (und danken für seine Führung)." Klare Worte! Währenddessen arbeitet die Politik bereits an einem Gesetzesentwurf, der die Nicht-Entsperrung von Smartphones in solchen Fällen kriminalisiert. Allerdings befinde sich dieser Entwurf noch in einer frühen Planungsphase, zudem sind die Mehrheitsverhältnisse für den Erfolg dieses Vorstoßes unklar.

"Das ist der wichtigste Technologie-Moment des Jahrzehnts"

Am besten fasst Edward Snowden den Status quo: "Das FBI erschafft eine Welt, in der Bürger sich darauf verlassen müssen, dass Apple ihre Rechte verteidigt - anstatt andersherum." Und weiter: "Das ist der wichtigste Technologie-Moment des Jahrzehnts."

Es braucht zweifelsohne Eier aus Stahl, um sich derart offensiv gegen die US-Politik zu stellen. Als Konzern, der gerade mit einem Fünf-Milliarden-Dollar-Campus trotz globaler Geschäfte seine Verbundenheit mit Kalifornien und damit mit den USA demonstriert. In einem Kommentar unterstellte die Tagesschau Apple, mit dem Fall Werbung in eigener Sache zu machen.

Ich weiß nicht, wie es Euch dabei geht, aber mir ist relativ egal, ob Apple in der Sache sogar ganzseitige Anzeigen in allen wichtigen Zeitung schalten würde - solange gewährleistet bleibt, dass Sicherheitsbehörden keine Hintertüren in meine Technik bekommen - und damit theoretisch auch Cyberkriminelle.

Wer den Konflikt tatsächlich an den Akteuren festmacht, erkennt den Ernst der Lage nicht. Es geht darum, ob einer der größten Tech-Konzerne der Welt dazu gezwungen werden kann, technische Hintertüren in Abermillionen von Geräten zu implementieren und damit die Sicherheit der Daten auf diesen Geräten zu gefährden. Zumal eine solche Entscheidung einen Domino-Effekt hätte und weitere Konzerne in der Verantwortung wären, frühere Sicherheitsmechanismen auszuhebeln: Facebook, Google, Microsoft, WhatsApp, Twitter - eben jene, die dieser Tage Apple beipflichten.

Das kann niemand ernsthaft wollen. Oder?

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