iPhone 6-Launch: Das letzte Feuerwerk der Superlative?

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Ist größer gleichzusetzen mit besser? Im Falle des iPhone 6 und 6 Plus ist die Frage nicht leicht zu beantworten. (© 2014 CURVED )

Es sind Festtage wie auf Bestellung: Knapp zwei Wochen nach der historischen Keynote, auf der iPhone 6, iPhone 6 Plus und die Apple Watch enthüllt wurden, stehen die ersten Verkaufszahlen fest. Klar ist: Das iPhone 6 ist der erwartete Kassenschlager – das Weihnachtsquartal dürfte zum mit Abstand besten Dreimonatszeitraum der 38-jährigen Firmenhistorie werden. Doch wie lang kann Apple das erfolgreichste Produkt der Technologiegeschichte noch ausreizen?  

Die Mutter aller Upgrade-Zyklen dürfte noch ein bisschen größer ausfallen als erwartet. 10 Millionen verkaufte iPhone 6 und iPhone 6 Plus binnen nur 72 Stunden vermeldete Apple heute vor Handelsstart an der Wall Street. Die Dimensionen des Verkaufserfolgs sind weitaus bemerkenswerter als es der Jahresvergleich, als Apple 9 Millionen abgesetzte iPhone 5s und 5c  verkündete, erahnen lässt.

Im Vorjahr spielte Cupertino der Verkaufsstart in China, vor allem aber eine mutmaßliche Umstellung in der Verbuchung der Absätze in die Karten – das iPhone 5c wurde als verkauft gemeldet, obwohl es zu überwiegenden Teilen nur zum Verkauf ausgeliefert wurde, wie Piper Jaffray-Staranalyst Gene Munster immer wieder vorrechnet und 5,4 Millionen Einheiten als realistischen Vorjahreswert taxiert.

Ein starker Verkaufsstart des iPhone 6…

Entsprechend ist der Verkaufsstart mit 10 Millionen abgesetzten iPhone 6 und iPhone 6 Plus nicht hoch genug zu bewerten – zumal Apple auch Produktionsprobleme beim iPhone 6 Plus plagen, was eine größere Auslieferung des iPhone 6 Phablets offenbar verhinderte. Ergo: Mit dem iPhone 6 konnte Apple die turmhohen Erwartungen vollauf erfüllen – und vielleicht noch übertreffen.

Was bedeutet der starke iPhone 6-Launch nun für Apples weitere Geschäftsentwicklung? Die 10 Millionen verkauften Einheiten fließen noch in das September-Quartal ein, das im Oktober verkündet wird. Wie im Vorjahr besteht die Möglichkeit einer leicht positiven Überraschung, die der Markt jedoch mit den starken Kurszuwächsen der vergangenen Monate größtenteils eingekreist haben dürfte.

…der Apple das beste Weihnachtsquartal der Geschichte bescheren dürfte…

Entsprechend richtet sich der Blick längst auf  daswichtigste Quartal des Jahres, das die beste Apple-Bilanz aller Zeiten hervorbringen dürfte: Das Weihnachtsquartal, das gleichzeitig das erste des Fiskaljahres 2015 ist. Im Vorjahr konnte Apple 51 Millionen iPhones verkaufen und unterm Strich 14,50 Dollar je Aktie bzw. 13,1 Milliarden Dollar verdienen – so viel wie in den beiden Vorjahren.

Es spricht viel dafür, dass Apple dieses Jahr eine Rekordbilanz mit deutlichen Ausrufezeichen präsentieren dürfte: 60 Millionen verkaufte iPhones sind  fest eingeplant. Die Gewinne und die  viel beachtete Gewinnmarge dürften deutlich anziehen, was nicht zuletzt an der einmaligen Chance liegt, die Apple in Form der 100-Dollar-Preiserhöhung für das iPhone 6 Plus und der 100 Dollar für den größeren Speicher maximal ausreizt.

…möglicherweise sogar das beste Geschäftsjahr aller Zeiten

Ergo: Das Weihnachtsquartal dürfte für Apple mit Abstand zum erfolgreichsten Dreimonatszeitraum werden – vielleicht sogar zum erfolgreichsten Quartal der Wirtschaftsgeschichte. Dafür wären die Öl-Multis ExxonMobil, Royal Dutch und Gazprom zu schlagen. Angesichts eines verzögerten Launches in China steht Apple für den Geschäftszeitraum Januar bis März vor neuen Verkaufsrekorden, die das Fabelergebnis von 2012, als der Kultkonzern aus Cupertino 11,9 Milliarden Dollar verdiente, toppen könnte.

Beflügelt durch den der Apple Watch steht Apple vor dem erfolgreichsten Geschäftsjahr seiner dann 39-jährigen Firmenhistorie, das die Bestmarken von ExxonMobil in den Schatten stellen könnte.

In einem Jahr jedoch beginnt die Herkulesaufgabe…     

Doch was dann? Wie Frage, ob der kalifornische Kultkonzern sein Wachstum fortschreiben kann, beginnt spätestens in einem Jahr. Welche Argumente kann Apple nach der Mutter aller Upgrade-Zyklen in zwölf Monaten bieten? Wir wissen aus der Geschichte der vergangenen sechs Jahre: Eine iPhone-Generation erfährt alle zwei Jahre eine Modell-Überholung.

In anderen Worten: In einem Jahr wird Apple versuchen müssen, Fangirls- und boys mit kleineren technischen Verbesserungen wie einer 13- oder 16-Megapixel-Kamera und Schmankerln wie möglicherweise der Wasserfestigkeit vom Kauf eines bis 999 Euro teuren Gadgets zu überzeugen, das – auf die technischen Rahmendaten reduziert – von der Konkurrenz aus China in Form von Xiaomi oder OnePlus zu einem Viertel des Preises angeboten wird.

…kann Apple auch mit dem iPhone 6s noch wachsen?

Nach einem Jahr, in dem  der Ursprung aller Upgrade-Zyklen dank des Vertriebs über China Mobile seine volle Wirkung entfaltet hat, könnte 2016 das bislang Undenkbare passieren – und das iPhone-Wachstum im zehnten Jahr des Bestehens auslaufen.

Ob die IBM-Kooperation dafür ausreicht, die kriselnde iPad-Sparte, die durch den Launch des iPhone-Phablets einen noch schwereren Stand hat, wieder zum Wachsen zu bringen, ob die Apple Watch, Apple Pay und der Zukauf Beats einen ersten zählbaren Effekt in der Bilanz haben werden, der mögliche Absatz-Rückgänge beim iPhone 6s ausgleichen kann – alles unklar. Absehbar erscheint dagegen: Der enorme Run, den wir jetzt auf das iPhone 6 und iPhone 6 Plus sehen, könnte der letzte seiner Art sein.

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