Miitomo im Check: Das soll Nintendo sein?

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Nintendo steigt ins Smartphone-Geschäft ein. Auf die anfängliche Freude folgte schnell die Ernüchterung: Bei der ersten App, genannt Miitomo, handelt es sich nicht um ein echtes Spiel, sondern um eine Mischung aus Die Sims und einem Messenger. Mario, Luigi oder Link werdet Ihr in Miitomo vergebens suchen.

Aber eines nach dem anderen. Erst einmal müsst Ihr Euch anmelden. Das könnt Ihr entweder über die großen drei, Facebook, Google+ oder Twitter erledigen, über einen bestehenden Nintendo-Account oder über Euer Log-in beim Nintendo Network. Pro-Tipp: Nur das Anmelden mit einem Nintendo Account spült Euch Bonuspunkte in Form von Spielgeld, so genannten Miitomo-Münzen, aufs Konto. Wie wichtig das ist, dazu kommen wir gleich.

Bau Dir Deinen Mii

Nach der Einrichtung erstellt Ihr Euch erst einmal einen Mii. Wer eine Wii, einen 3DS oder eine Wii U besitzt, kennt das schon: Miis sind Avatare, also digitale Abbilder von Euch selbst. Um ein solches für Miitomo zu erstellen, verwendet Ihr einfach die Kamera. Wählt eine Frisur aus, den Rest erledigt die App. Ihr könnt dann aus den Ergebnissen das Mii-Gesicht wählen, dass Euch am meisten zusagt. Keine Panik: Details dürft Ihr auch später noch bearbeiten.

Danach verpasst Ihr Eurem Mii eine Persönlichkeit. Ihr wählt aus, ob Euer Charakter normal oder speziell, ruhig oder aufgedreht sein soll. Außerdem gestaltet Ihr seine Stimme nach Euren Vorstellungen. Habt Ihr den Ton am Smartphone eingeschaltet, plappert der Avatar mehr oder weniger in einer Tour. Ich habe für die Stimme verschiedene Einstellungen ausprobiert. Richtig natürlich klang keine davon. Mein Mii hört sich an wie das Kind von Siri und Microsofts Text-to-Speech-Funktion Sam.

Euer Mii wohnt in einem Haus, das zu Anfang noch ziemlich leer aussieht. Kein Wunder: Direkt nach der Einrichtung habt Ihr ja noch keine Freunde. Die könnt Ihr entweder per Verknüpfung mit Facebook oder Twitter oder eine "Die Umgebung" genannte Funktion hinzufügen. Das ganze Spiel sieht sehr Nintendo-like aus, im Hintergrund dudelt permanent Nintendo-typische Musik. Euer Mii schneidet beim Quasseln ständig Grimassen, die an die Gesprächspartner in den modernen Zelda-Spielen erinnern.

Reden ist Silber, Schweigen keine Option

Damit Euch Euer Mii würdig vor den Miis Eurer Freunde vertreten kann, fragt er Euch nach Dingen wie Eurem Lieblingsessen oder Eurem letzten Einkauf. Eure Freunde können sich die Antworten dann anhören oder durchlesen und im Anschluss liken und kommentieren. Miis können sich auch untereinander besuchen. Dann kann es vorkommen, dass ein Mii Euch fragt, was seine beste Eigenschaft ist oder was Euch zuletzt lustiges passiert ist. Natürlich bekommt Ihr für jede gegebene und gehörte Antwort Miitomo-Münzen.

Denn neben der sozialen Interaktion durch die Frage-Antwort-Spielchen ist der schnöde Mammon die zweite Größe des Spiels. Während Euer Beliebtheitsgrad mit jedem Freund und jeder Interaktion wächst, steigt Euer Stilgrad an, wenn Ihr Euer Outfit wechselt. Dafür braucht Ihr natürlich Klamotten. Die gibt es im Shop. Je nachdem ob Ihr nur ein Accessoire oder ein ganzes Outfit kauft, müsst Ihr zwischen 400 und 3.000 Miitomo-Münzen blechen.

Zu Beginn standen mir 5.000 Miitomo-Münzen zur Verfügung. Verknüpft Ihr die App nicht mit einem Nintendo-Account, sind es weniger. Natürlich könnt Ihr das digitale Geld mit echtem auffüllen, wenn es knapp wird. Und das geht ganz schön fix. Für beantwortete Fragen gibt es nur einen Hungerlohn von 15 Miitomo-Münzen, angehörte Antworten bringen gar nur fünf. Immerhin gibt es auch Kohle, wenn Ihr die App regelmäßig benutzt, am zweiten Tag etwa 200 Münzen.

Das einzige Mini-Game findet sich im Shop. Bei "Mii über Kopf" lasst Ihr Euren Mii einen Parcour herunterpurzeln. Viel Einfluss hat man darauf aber nicht. Ihr werdet entweder mit neuer Kleidung oder Süßigkeiten entlohnt. Letztere könnt Ihr verwenden, um befreundeten Miis außer der Reihe Antworten zu entlocken. Die Teilnahme an "Mii über Kopf" ist natürlich nicht kostenlos. Ihr müsst mit digitalen Scheinen bezahlen. Davon hatte ich zu Beginn vier, also nicht wirklich viele.

Fazit: Nintendo mal anders

Obwohl Miitomo so gut wie gar nichts mit Nintendo-Spielen zu tun hat, ist die App in Japan der Renner. Eine Millionen Nutzer haben die App im Heimatland des Herstellers binnen kürzester Zeit aufs Smartphone geladen. Ob sich der Erfolg in Europa und den USA wiederholt? Das Frage-Antwort-Konzept ist eigentlich ziemlich lustig und eine nette Art, noch mehr über Freunde und Bekannte zu erfahren.

Was dagegen nervt: Langfristig wird man seine Figur wohl nur mit neuer Kleidung ausstatten können, wenn man echtes Geld in die Hand nimmt oder sehr, sehr viele Fragen beantwortet. Tut man das nicht, kann man im Stilgrad nicht mehr erhöhen. Dazu kommen die langen Ladezeiten. Egal, ob ich die App auf dem iPhone 6 neu starte oder wieder aufrufe, immer muss das Spiel laden. Das gilt auch für einzelne Aktionen wie das Beantworten von Fragen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wer neugierig ist, riskiert einen Blick. Echte Gamer lassen Miitomo dagegen links liegen und warten lieber auf Pokemon Go. Das kommt zwar nicht direkt von Nintendo, sondern von einem Tochterunternehmen, verspricht aber deutlich mehr Spielspaß.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!