Netflix-Pläne: Legalisiert den Serienkonsum!

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(© 2014 Netflix, CURVED Montage )

Netflix will Ländersperren abschaffen. Klingt erstmal nicht wirklich interessant, oder? Ich mein: Wir reden hier schließlich vom Internet. Das hat doch keine Sperren, oder? Doch wer sich für neue Serien und Filme interessiert, der wird schon des Öfteren an eben diesen Ländersperren gescheitert sein. Oder im für die Film- und TV-Industrie schlimmsten Fall zu einer Raubkopie gegriffen haben.

"Netflix muss global werden"

Das weiß auch Netflix-CEO Reed Hastings. „Netflix muss global werden. So stehen dieselben Inhalte weltweit zur Verfügung, sodass es keinen Grund mehr gibt, VPN zu benutzen”, erklärt der VoD-Pionier gegenüber Gizmodo. Über sogenannte VPN-Tunnel haben Nutzer die Möglichkeit, den Servern von Netflix, Hulu Plus und Co. vorzugaukeln, dass sich ein Rechner in einem anderen Land befindet. Die Tatsache, dass viele Nutzer weltweit auf diese Weise auf Inhalte zugreifen, für die Netflix wiederum in diesen Ländern keine Lizenz für den entsprechenden Content erworben hat, bringt das Unternehmen in eine schwierige Lage. Eben weil das Lizenzgeschäft mit Produktionsfirmen und Filmverleihen so kompliziert ist, mussten wir uns so lange auf den Start eines deutschen Angebots gedulden.

Für Hastings steht fest: Ländersperren führen zu Internetpiraterie. Natürlich würde es immer noch Konsumenten geben, die einfach nicht zahlen wollen. Aus diesem Grund müsse sich die Industrie mit dem Piraterie-Problem befassen und „globalen Content“ einführen. Dabei hatte Netflix erst vor wenigen Monaten erklärt, den Zugriff über VPN-Verbindungen auf ausländische Netflix-Angebote zu stoppen. Damit dürfte der Anbieter wohl in erster Linie dem Drängen der Filmindustrie nachgekommen sein.

Es fehlt an legalen Alternativen

Laut Hastings sei aber gerade die mangelnde Verfügbarkeit von Inhalten überhaupt erst der Grund für Piraterie. Nutzern fehlt es schlicht an legalen Alternativen. Ein Punkt, den ich so voll und ganz unterschreibe. Wenn ich eine neue US-Serie sehen will, kann ich Glück haben und sie ist - dann aber mit zeitlichem Versatz - etwa bei Sky Go zu sehen. Doch in den meisten Fällen und vor allem bei Produktionen der Serien-Edelschmiede HBO gibt es keine legalen Alternativen, an neues TV-Futter zu kommen. Denn Nutzern außerhalb der USA ist es untersagt, auf die US-Inhalte zuzugreifen. Und warum sollte ich als Serien-Interssierter ein komplettes Sky-Abo abschließen, wenn ich doch nur eine bestimmte Serie schauen will.

Globaler Content wäre die ultimative Lösung für eine Legalisierung des Serienkonsums - und eine lukrative Einnahmequelle für die Content-Produzenten, die sich bislang noch darauf beschränken, ihre Filme und Serien staffelweise an Medienunternehmen in den jeweiligen Ländern zu verkaufen. Kuriosestes Beispiel ist ausgerechnet Netflix. Vor dem Deutschlandstart verkaufte man die Erstausstrahlungsrechte von "House of Cards" an Sky, weswegen die aktuelle dritte Staffel hierzulande nicht für Netflix-Kunden verfügbar ist - in den USA allerdings schon.

Wann Netflix gedenkt, seine Inhalte global auszuspielen, verrät Hastings nicht. Die Ansage des CEO dürfte wohl in erster Linie als Denkanstoß für eine Debatte über globale Contentpläne zu verstehen sein. Denn von Eigenproduktionen wie "House of Cards" oder "Orange is the new Black" einmal abgesehen ist Netflix darauf angewiesen, dass die Content-Produzenten auch global verhandeln wollen. Ein Mammutaufgabe! Allerdings ist der rasante Erfolg von Spotify wohl das beste Beispiel dafür, dass die Schaffung eines weltweit verfügbaren, legalen Angebots es schaffen kann, einen von Piraterie gepeinigten Industriezweig gesunden zu lassen.

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