Alibaba: Das Krokodil aus dem Jangtse beißt zu

Alibaba bricht ein
Alibaba bricht ein (© 2014 Intercontinental Exchange )
24

Update 18.30 Uhr:  Es ist kein Märchen aus 1001 Nacht, sondern nackte Wall Street-Realität – Alibaba debütierte heute zu Kursen von 93 Dollar an der New Yorker Börse NYSE. Durch den rasanten Kursausschlag von 37 Prozent zum Ausgabekurs ist Alibaba aus dem Stand zum zweitwertvollsten Internetkonzern der Welt aufstiegen: Der chinesische E-Commerce-Riese ist damit tatsächlich schon 230 Milliarden Dollar wert – und damit deutlich wertvoller als Facebook.   

Am heutigen Freitag verändert sich die Tech- und Internetwelt, wie wir sie kennen. Aus dem Nichts stößt Alibaba vor und wird zumindest zum nach Google und Facebook drittwertvollsten Konzern des Webs. Wer ist die neue Macht aus China?

Jack Ma hatte einen Traum. „Wir schlagen eBay, kaufen Yahoo und stoppen Google. Wir wollen eine Weltklassefirma im elektronischen Handel werden“. Was nach dem gewöhnlichen Größenwahnsinn des Silicon Valley klingt, hat sich tatsächlich zehn Jahre nach dem Ausspruch bewahrheitet.

Wenn Alibaba, jenes Internet-Unternehmen, das der Englischlehrer Jack Ma 1999 mit gerade mal 17 weiteren Mitstreitern in seinem Wohnzimmer mit einem  Startkapital von 60.000 Dollar gründete, heute an die New Yorker Börse geht, entsteht aus dem Nichts ein Internetgigant, der den ruhmreichen Web-Pionieren das Fürchten lehrt.

Nur Google und Facebook sind noch wertvoller

Aus dem Stand wird Alibaba mit 168 Milliarden Doller bewertet: Die Aktie wurde erwartungsgemäß am oberen Ende des Ausgabekurses zugeteilt und startet heute bei 68 Dollar – nur Facebook (203 Milliarden) und Google (395 Milliarden Dollar) sind aktuell an der Börse noch wertvoller. Doch der Abstand könnte schnell weiter zusammenschmelzen: Wenn die Alibaba-Aktie auf 82 Dollar anzieht, ist der Börsenwert des weltgrößten Social Networks bereits erreicht.

Bei den meisten Nutzern wird Alibaba eher Assoziationen aus 1001 Nacht wecken. Dabei ist das 15 Jahre alte Unternehmen die Internet-Schaltzentrale im Reich der Mitte: 80 Prozent des E-Commerce Traffics läuft über die Server in der in Hangzhou ansässigen Firma – unglaubliche 280 Millionen Käufer kann Alibaba bereits in seinem Handelsimperium verbuchen.

Alibaba, Taobao, Alipay: Das Beste des US-Webs in einem Unternehmen

In nur eineinhalb Jahrzehnten ist es Jack Ma gelungen, ein Internet-Imperium aufzubauen, das Pendants zu den großen Namen der 1.0-Ära des US-Webs in sich vereint: Die Flaggschiff-Seite Alibaba.com ist die chinesische Variante von Amazon, Taobao von eBay und Alipay von Paypal. Bemerkenswerterweise operiert Alibaba indes weitaus profitabler als die US-Player. Im jüngsten Quartal setzten die Chinesen 2,46 Milliarden Dollar um, verdienten dabei unterm Strich aber immense 1,99 Milliarden Dollar.

Der Grund: Im Gegensatz zu Amazon stellt Alibaba lediglich die digitale Infrastruktur für den E-Commerce-Handel bereit, wickelt den Handel jedoch nicht physisch ab – Lagerhallen sind bei Alibaba eine Fata Morgana. Tatsächlich lässt sich der neue Internet-Riese aus dem Reich der Mitte eher mit Google als mit Amazon vergleichen – denn Geld verdient Alibaba durch Internet-Werbung auf seinen Handelswebsites.

Börsengang spült Alibaba Rekordsummen von 25 Milliarden Dollar in die Kriegskasse

Der Angriff auf den Rest der Welt dürfte indes nur eine Frage der Zeit sein. Die Erlöse des größten Börsengangs aller Zeiten spülen Alibaba die Rekordsumme von enormen 25 Milliarden Dollar in die Kasse.

Dass Jack Ma ähnlich wie Mark Zuckerberg und Larry Page kein Problem damit hat, bares Geld für eine schnelle Web-Expansion in die Hand zu nehmen, bewies Alibaba erst im Frühjahr mit dem 215 Millionen Dollar-Investment in die Messenger-App Tango. Es dürfte nur der Startschuss zu einer größeren Akquisitionswelle gewesen sein.

Es ist kein Märchen aus 1001 Nacht: Der Traum von Jack Ma, dem als "Krokodil aus dem Yangtse"  in der gleichnamigen sehenswerten Dokumentation vor zwei Jahren ein Denkmal gesetzt wurde,  ist real.

(© 2024 CURVED )

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
Weitere Artikel zum Thema