Apple News vs. Flipboard: Was taugt Apples neue Lese-App?

Apple News oder Flipboard? Beide Apps haben ihre Vorteile
Apple News oder Flipboard? Beide Apps haben ihre Vorteile (© 2015 CURVED Montage )

iPad-Magazine haben einen schweren Stand, Reader für Smartphones und Tablets hingegen boomen weiterhin. Dem Platzhirsch Flipboard will Apple mit Apple News Konkurrenz machen. Das haben wir uns genauer angeschaut und beide Dienste miteinander verglichen.

Unter iOS 9 können sich Nutzer auf eine neue Standard-App freuen: Apple News. Dabei handelt es sich nicht um eine überarbeitete Version von Newsstand, Apples Interpretation eines digitalen Zeitschriften-Kiosks, sondern um eine Lese-App im Stil von Flipboard, Zite und Co.. Mein erstes Fazit zur aktuellen Version der App: Genau das ist es, eine Lese-App - nicht mehr und nicht weniger. Wie Ihr sie in Deutschland zum Laufen bringt, erklären wir in unserem Tippstück. Doch wie schlägt sich die Anwendung im Vergleich zum Platzhirsch Flipboard mit seinen rund 60 Millionen Nutzern?

Einrichtung, Bedienung & Layout

Die Einrichtung unter Apple News ist denkbar einfach gestaltet: Ihr wählt zum Start mindestens drei Medien oder Themenbereiche, wie etwa Mode, Sport, Politik etc. aus und klickt auf Weiter. Aus dieser Auswahl erstellt Euch Apple News eine Leseliste, vergleichbar mit einem RSS-Reader. Neue Quellen lassen sich jederzeit unter dem Menüpunkt “Entdecken” hinzufügen und wieder entfernen. Klickt Ihr auf ein Thema, gelangt Ihr auf eine Übersicht: Dabei werden immer drei Medien und drei Themenkanäle prominent mit Bild angezeigt, eine Liste weiterer verfügbarer Quellen befindet sich darunter. Die bevorzugten Quellen sind unter dem Reiter “Favoriten” hinterlegt. Ferner könnt Ihr nach Themen suchen. Hat ein Beitrag Euer Interesse geweckt, aber Ihr habt gerade keine Zeit, dann könnt Ihr ihn für die spätere Lektüre sichern. Kurzum: Apple News ist auf den schnellen Nachrichtenkonsum ausgelegt.

Flipboard hingegen ist, wie der Name schon vermuten lässt, ist ein digitales Magazin, bei dem Ihr die Stories “flippt” und mit grafischen Effekten durch die Stories blättert. Das hat seinen Charme, aber eignet sich eher für entspanntes Schmökern, weniger für die schnelle News. Doch auch hier ist die Einrichtung einfach gehalten: Ihr wählt aus mindestens vier Themenbereichen aus und landet anschließend in Eurem eigenen Flipboard-Magazin. Im Gegensatz zu Apple News müsst Ihr Euch jedoch noch registrieren. Neben einem Flipboard-Account könnt Ihr Euch auch noch über Facebook, Twitter und Google+ anmelden.

Themenauswahl und Kuratierung: Journalisten oder eigene Kontakte?

Wohlgemerkt: Bislang sind in Apple News nur US-Quellen verfügbar. Die New York Times, Time, CNN, Bloomberg, ESPN, Condé Nast mit Wired und Vogue sowie die Hearst-Gruppe, alle sind sie mit ihren Publikationen vertreten - und scheinen sich auch viel davon zu versprechen. Die NYT etwa verschenkt über die Apple-Plattform derzeit 30 Artikel am Tag, auf der regulären Webseite müssen Leser bereits ab dem 20. Artikel zahlen. Die Auswahl ist schon jetzt üppig und wird zweifelsohne mit jedem weiteren Land, in dem der Dienst verfügbar sein wird, noch weiter anwachsen. Wie beim App Store behält der Konzern aber die Kontrolle über die Inhalte.

Das heißt: Nutzer können, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, keine eigenen Quellen hinzufügen, sondern aus dem Pool der Publikationen und Themenkanäle wählen: Technologie, Wissenschaft, Unterhaltung, Heim, Politik, Reisen, Kunst, Sport, Essen, News, Wirtschaft, Style. Für jeden Themenkanal gibt es eine Reihe von Publikation und Unterkanälen. Bei “Tech” sind das etwa “Cloud Computing”, “Wearable Technology” und “Nano Technology”. Auch wenn die Medien selbst die Inhalte kuratieren, so entscheidet Apple darüber, welche Themen-Channels es gibt. Allem Anschein nach übernehmen diese Arbeit Journalisten, die Apple für seinen Dienst sucht.

Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert auch Flipboard. Der Nutzer wählt seine Stories aus, die zweite Ebene der Kuratierung übernehmen aber andere Nutzer aus Social Networks, die Artikel empfehlen, die in mein Flipboard-Magazin mit einfließen. So lassen sich Accounts von Facebook, Twitter, Google+, LinkedIn, Instagram, Flickr, Tumblr und vielen weiteren Social Networks einbinden. Bei Apple News ist das momentan nicht möglich. Es wäre wünschenswert, wenn Apple hier nachbessert und seinen Dienst öffnet.

Einstellungen: Beim Datenverbrauch mitgedacht

Wann und in welcher Form Apple News Euch Mitteilungen schickt, könnt Ihr in den Einstellungen Eures iPhones und iPads konfigurieren. Ferner hat Apple einige Funktionen eingebaut, die es Euch ermöglichen, das Datenvolumen der App zu reduzieren. So könnt Ihr auswählen, ob Apple News sich im Hintergrund aktualisiert oder nur wenn die Anwendung auch geöffnet ist und ob Euer Gerät dafür die mobile Datenverbindung nutzen darf. Zudem könnt Ihr auswählen, ob eine Vorschau der Story geladen werden soll und ob die Stories schon im Vorfeld geladen werden, wenn Ihr in einem WLAN eingeloggt seid. Bei den “gesicherten Stories” ist es möglich, diese über die Datenverbindung herunterzuladen oder nur über das WLAN. Darüber hinaus könnt Ihr auswählen, ob ihr die 10 oder 20 neuesten Stories downloaden wollt - oder gar keine.

Bei Flipboard hingegen könnt Ihr keine Einstellungen hinsichtlich des Datenverbrauchs vornehmen, dafür aber in der App auswählen, ob Ihr als "Später Lesen"-Service die Flipboard-Leseliste oder Dienste wie Instapaper, Pocket oder Readability nutzen wollt. Auch gut: Die Textgröße lässt sich in Flipboard einstellen.

Fazit: Für Nachrichten Apple News, für entspanntes Schmökern Flipboard

Wohlgemerkt: Die getestete Version von Apple News ist noch nicht final und verfügt noch nicht über deutsche Quellen. Insofern kann es sich hierbei nur um einen Ersteindruck handeln. Und der fällt gut aus für Apple News. Die App verliert sich nicht in grafischen Effekten, sondern erlaubt mit einem minimalistischen Design einen fixen Blick auf die Newslage. Flipboards großes Plus ist die Social-Media-Integration. Apple wäre hier gut beraten, seinen Dienst auch für die Quellen von Nutzern zu öffnen. Es mag ein Journalistending sein, aber: Ich folge vielen Medien bevorzugt auf Facebook und Twitter, darunter auch Blogs, die sich auf lange Sicht wohl kaum in Apples Vorauswahl wiederfinden werden - dafür sind sie zu klein oder speziell. Doch wenn ich mich für eine Lese-App entscheide auf dem iPhone bzw. iPad, möchte ich alle meine Lieblingsquellen auch an einem Ort haben. Insofern würde ich momentan beide Apps parallel nutzen: Apple News für die schnelle News, Flipboard für die entspannte Lektüre meiner Lieblingsquellen aus den Social Networks.

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