Ballmers Absage an Microsofts Mobilstrategie und warum sie (noch) zutrifft

Steve Ballmer
Steve Ballmer (© 2014 CC: Flickr/Wired Photostream )
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Steve Ballmer war schon immer ein Mann der offenen Worte. Die fand er jetzt auch für Microsofts Mobilstrategie - und übte heftige Kritik an dem Konzern, den er 14 Jahre lang anführte.

Er hat Apple seinerzeit aus den Schulden geholfen und damit den kometenhaften Aufstieg eines Konkurrenten ermöglicht. Er lachte über die Vorstellung des ersten iPhones. Und er hielt den Zune tatsächlich für einen ernstzunehmenden Konkurrenten zum iPod.  Kurzum: Steve Ballmer hat als CEO von Microsoft mehr als einmal bewiesen, dass er nicht mal ansatzweise das Zeug zum Visionär hat.

"Das wird nicht funktionieren"

Nun das: Bei der jährlichen Aktionärsversammlung torpedierte der Ex-CEO und nun größter Einzelinvestor die Pläne des aktuellen CEO Satya Nadella, Universal-Apps auf Windows 10 Mobile zu bringen, die auf PCs, Smartphones bzw. Tablets und der Xbox gleichermaßen laufen sollen. "Das wird nicht funktionieren", erteilte Ballmer Microsofts Mobil-Strategie eine klare Absage.

Der 59-Jährige kritisierte, dass der Konzern offenbar keine Versuche mache, prominente Apps, wie etwa Starbucks, auf die bestehende Plattform zu holen. Die Lösung für den Eigentümer der Los Angeles Clippers: Android-Apps für Windows Mobile verfügbar zu machen. Allem Anschein nach liegt aber eben dieses Unterfangen, einst unter dem Projektnamen "Astoria" ins Leben gerufen, auf Eis. Hingegen plant Microsoft, künftig die Portierung von iOS-Apps für die Windows-Plattform zu vereinfachen.

Microsofts ewiges App-Problem

Ob nun Android-Apps sich nicht portieren lassen und iOS-Anwendungen auf lange Sicht schon: Microsofts Strategie ist in dieser Hinsicht nicht nachhaltig. Fest steht: Portierung von Apps, die nativ für eine andere Plattform entwickelt wurden, lassen sich nie derart fest mit einem fremden Betriebssystem verankern. Das Nutzererlebnis wird also nie so gut sein wie beim Original. Schlecht für die generelle User-Experience unter Windows 10 Mobile also. Zudem sinken bei der Möglichkeit einer Portierung auch die Anreize für Developer, Software auch nochmal nativ für ein neues System zu entwickeln. Insofern hat Microsoft auf lange Sicht vielleicht kein App-Problem, aber ein App-Qualitätsproblem. Und so schwer es mir fällt, das einzugestehen: Ausnahmsweise scheint Ballmer richtig zu liegen.

Schuld am App-Problem Microsofts sind vor allem die vielen Reboots: Windows Phone 7 erblickte als Neufassung von Windows Mobile im Oktober 2010 das Licht der Welt. Windows Phone 8 kam erst zwei Jahre später. Ein Großteil der Smartphones ließ sich nicht updaten, Apps wiederum musste umfangreich angepasst werden. Windows Phone 8.1 folgte dann 2014 und brachte etliche Features von Windows, die Nutzer schmerzlich vermissten. Nun steht der nächste Reboot auf Windows 10 Mobile an, einen offiziellen Releasetermin gibt es noch nicht.

Wie kann Microsoft die Entwickler dazu motivieren, Apps für das neue OS zu programmieren? Das ist die Gretchenfrage. Denn so beeindruckt wie von den neuen Lumia-Phones sind, so groß das Potenzial von Windows 10 Mobile auch sein mag: Ohne eine breite App-Basis, ohne eine engagierte Entwickler-Community hat auch das beste Windows keine Chance.

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