Devialet Phantom: Mensch Apple, hör mal hin!

Phantom
Phantom (© 2015 Devialet )
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Der Duden ist sich sicher: Ein Phantom ist ein Trugbild, eine unwirkliche Erscheinung. Selten hat ein Name besser zu einem Produkt gepasst, wie zu dem Lautsprecher der französischen Firma Devialet.

Als Apple 2014 den Kopfhörer-Hersteller Beats für rund drei Milliarden US-Dollar kaufte, schütteln nicht wenige Experten den Kopf. Es war sicher nicht die Qualität der Produkte, die Apple zum Kauf bewogen. Es ging nicht um den Sound, sondern um das Image – der Konzern will mit der Kultmarke vor allem junge Nutzer erreichen. Dabei wären andere etablierte Firmen sicher interessanter – und vor allem günstiger zu haben gewesen. Und es hätte sicher auch Unternehmen gegeben, die innovativere Lösungen entwickelt hätten, als einfach nur die Farbe der Kopfhörer zu verändern.

Vielleicht hätte Apple einfach mal nach Frankreich schauen müssen. Die Firma Devialet kreiert fast unbeachtet von der Öffentlichkeit Soundsysteme der Extraklasse. Das Unternehmen und deren Produkte sind bislang aber nur ein paar wenigen Fachleuten und Sound-Enthusiasten ein Begriff. Mit dem Phantom wird sich das nun ändern.

Hoher Preis

Mit ab 2.000 Dollar ist der Lautsprecher sicher kein ganz günstiger Spaß. Doch schaut man sich das formschöne Teil einmal etwas genauer an, erscheint die Summe möglicherweise gar nicht mehr so hoch. Schon rein optisch wirkt die Phantom-Box wie Technik aus einem Science-Fiction-Film.

Die Form erinnert ein wenig an einen Football, nur besteht die Oberfläche nicht aus Leder, sondern aus glänzendem Metall und Kunstoff. Auch ohne nur einen Ton gehört zu haben, möchte man die Box unbedingt berühren und darüber streichen. Wann hat Technik das letzte Mal diesen Effekt hervorgerufen?

Bisher kamen allerdings nur sehr wenige in den Genuss, die Box anzufassen und, was viel wichtiger ist, sich von der Klangqualität zu überzeugen. Also müssen wir uns auf die Aussage der ersten Hörer verlassen. "Ich möchte, dass die Leute meine Musik damit hören!" sagte zum Beispiel Sting, als er zum ersten Mal die Phantom-Lautsprecher erleben durfte.

Nun gut, vielleicht ist der ehemalige Police-Frontman nicht das Maß aller Ohren. Doch er ist bei weitem nicht der einzige Musiker, der sich wohlwollend über den Klang äußert. So ist Produzent Rick Rubin vom tiefen Bass des Phantom begeistert. Und das bei einer Größe von gerade einmal gut 30 Zentimetern. "Es gibt nichts vergleichbares, es kann Wände einreissen" sagt sogar der ehemalige Beats-Chef David Hyman.

Auf eine gute Verbindung

Mehr als zehn Jahre Forschungsarbeit stecken in dem kleinen System. Angeblich ist die Phantom vier mal so leistungsstark wie die derzeit besten verfügbaren Lautsprecher – bei einem Sechstel der Größe und des Gewichts. So passt der Name: Der Anblick trügt.

Außerdem ist der Verstärker direkt in die Phantom eingebaut – so soll das Gadget laut Webseite mehr als nur ein Lautsprecher sein, sondern gleichzeitig das die Stereoanlage, Dockingstationen und weitere Bausteine fürs Heimkino ersetzen. Dank eingebautem Wi-Fi wird der Sound direkt vom Tablet oder Smartphone übertragen, und bei Bedarf können auch mehrere Phantom-Systeme miteinander kabellos gekoppelt werden. Zusätzlich können Zuspieler per optischen Kabel oder Ethernet-Anschluss verbunden werden.

Die Treiber der Phantom sind symmetrisch angeordnet, wodurch sich die Vibrationen gegenseitig aufheben und der Lautsprecher dadurch ruhig stehen bleibt. Wie das in Aktion aussieht, zeigt das eingefügte Video.

(© 2024 CURVED )

Devialet ist offenbar sehr stolz auf das Ergebnis. Kein Wunder, schließlich stecken in der Phantom 77 patentierte Eigenentwicklungen. Einer der Techniker packt das Resultat in eine schlichte Formel: "Die Gesetze der Physik können nicht verändert werden, aber manchmal kann man viel erreichen, wenn man bis an deren Grenzen geht." Dass Devialet nicht nur Phrasen drischt, zeigen viele überschwängliche Tests der vorigen Produkte.

Wann beißt Apple an?

Eigentlich bieten die Lautsprecher alles, was hervorragend zu den Produkten von Apple passt. Die Phantom lässt sich kabellos per iPhone der iPad bedienen, mit "Spark" hat Devialet sogar eine passende Musik-App programmiert. Außerdem zeigt sich eindrucksvoll, dass Miniaturisierung nicht zu Lasten der Soundqualität gehen muss.

Und wenn es irgendwo Nachholbedarf gibt, dann bei den Lautsprechern der iOS-Geräte und Macbooks. So würden Phantom-Lautsprecher nicht nur optisch hervorragend zu Apple-Produkten passen, auch technologisch wäre das System ein Gewinn und würde den Konzern aus Cupertino dabei helfen, der Konkurrenz zu enteilen – jedenfalls soundtechnisch. Und auch preislich spielt Devialet in der selben Liga wie Apple.

Aber offenbar ist es Apple derzeit nicht so wichtig, als Trendsetter und Vorreiter wahrgenommen zu werden. Statt neue Entwicklungen an den Start zu bringen, veredelt der Konzern die Konzepte anderer Hersteller. Auch wenn die Qualität der eigenen Produkte hervorragend ist, und die Gadgets einfach zu bedienen sind, sind sie doch immer weniger etwas Besonderes. Apple ist im Mainstream angekommen – und da passt wahrscheinlich eine Lifestyle-Marke wie Beats eben besser ins Sortiment als eine Innovationsplattform, die nur Spezialisten kennen.

Aber auf der CES in Las Vegas können sich Interessierte kurz vorm Verkaufsstart Ende Januar einmal selbst vom besonderen Klang ein Ohr machen. Devialet stellt die Phantom im Venetian Tower vor. Vorbestellen lässt sich der Lautsprecher auch schon. Die Standard-Version mit einem 750 Watt kostet rund 2.000 US-Dollar. Wer noch mehr Dampf will, bekommt die 3000-Watt-Version für rund 2.400 US-Dollar.

 

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