Die heimlichen Technik-Tricks von Bayern, BVB und Co.

Borussia Dortmund - Bayern München
Borussia Dortmund - Bayern München (© 2017 picture alliance / Fotostand )

Die Bayern verstecken ein iPad im Ärzte-Koffer, Borussia Dortmund einen Monitor auf dem Tribünen-Boden: So schummelt die Bundesliga, um während der Spiele heimlich Live-TV gucken zu können.

Wenn von der Pokalpartie des FC Bayern München beim Ligakonkurrenten RB Leipzig eines haften geblieben ist, dann ist es diese Szene: Mit dem Pfiff zur Halbzeitpause stürmt Ralf Rangnick, Sportdirektor der Roten Bullen, wie im Red Bull-Rausch auf den Rasen und zum Schiedsrichter. In der Hand hielt der ehemalige Trainer sein Smartphone, das er sofort versuchte den verdutzten Referee Felix Zwayer unter die Nase zu halten.

Heimliches Live-Streaming im Stadion

Wegen eines nicht gegebenen Elfmeters (Arturo Vidal an Emil Fosberg) war Rangnick so sauer und mit Hilfe einer Wiederholung der Szene auf seinem Smartphone wollte der Sportdirektor dem Schiri zeigen, wie falsch er gelegen hatte. In Zeiten, in denen seit neuestem der Video-Assistent (im Pokal erst ab dem Viertelfinale) mitentscheiden kann, ist Rangnicks “Handy-Beweis” ein fast schon logisches Verhalten.

Die Szene ist jetzt schon Kult, sie zeigt aber auch: Obwohl die Fußball-Funktionäre im Stadion sitzen und die Spiele live verfolgen, hält es sie nicht davon ab, auch noch die Live-Übertragung im Fernsehen - meistens heimlich - zu verfolgen. Immerhin werden wichtige Szenen dort häufig und aus verschiedenen Blickwinkeln wiederholt und man ist dank Zoom auch näher dran am Geschehen, als auf der Tribüne oder der Trainerbank.

Die aktuellen Geschehnisse und Erkenntnisse veranlassten Alfred Draxler, ehemaliger Chefredakteur der SportBild, gar zu der Aussage, dass dank Sky Go, so gut wie alle im Stadion mehr sehen würden, als der Schiedsrichter.

Findige Fußball-Funktionäre

Tatsächlich ist Rangnick nicht der einzige Funktionär oder gar Trainer, der heimlich neben dem Blick auf das Spielfeld, zeitgleich auch ab und an das Geschehen auf dem Rasen über einen Live-Monitor mitverfolgt. Im Gegensatz zu dem Sportchef von RB Leipzig, geben sich die anderen jedoch Mühe, nur heimlich auf die TV-Bilder zu blinzeln.

So sollen die Bosse von Borussia Dortmund um Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zu ihren Füßen einen kleinen Monitor so positioniert haben, dass sie zeitgleich zum Geschehen auf dem Rasen auch die Sky-Übertragung inklusive aller Zeitlupen und Wiederholungen sehen können.

Bei ihrem Fußboden-Bildschirm ließen sich die BVB-Funktionäre vielleicht auch von ihrem ehemaligen Trainer Jürgen Klopp inspirieren. Der heutige Liverpool-Coach war in der Bundesliga der Erste, der in der Halbzeitpause TV-Material nutzte. So schickte er immer kurz vor der Halbzeit einen Assistenten in die Kabine, der einen kleinen Analyse-Film aus vorher festgelegten Szenen der ersten Hälfte zusammenschnitt. Diesen Film zeigte Klopp dann seinen Profis und erklärte, was sie in den kommenden 45 Minuten besser zu machen hätten.

Das iPad im Erste-Hilfe-Koffer

Heute gehören Halbzeitbesprechungen anhand von Bewegbild-Clips zum Standard-Repertoire vieler Trainer. Bei ihnen findet das Betrachten und Analysieren der Szenen allerdings hinter verschlossenen Kabinentüren statt. Unter ihrem Ex-Coach Carlo Ancelotti gingen die Bayern da allerdings noch viel weiter. Sie schauten sogar während der Spiele heimlich auf der Trainerbank die Live-Übertragung von Sky Go.

Dazu installierten die Münchner ein iPad in den Deckel des Erste-Hilfe-Koffers der Mannschaftsärzte. Diese mussten nur den Deckel heben und schon startete das TV-Bild des Pay-TV-Senders.

Der heimliche TV-Konsum der Bayern flog im Frühjahr bei der Partie zwischen ihnen und Borussia Möchengladbach auf. Die pfiffige Erklärung der Münchner: Die Live-Bilder würde dem Ärzte-Team helfen die Art und Schwere von Verletzungen besser beurteilen können.

Rechtlich bewegen sich die Bayern damit in einer Grauzone. Denn in den Statuten der Deutschen Fußball Liga heißt es lediglich, dass Kontakt zwischen der Bank und TV-Bildern nicht erwünscht sei. Bei Sky Go handelt sich jedoch um einen Live-Stream. Damit machen sich die Münchner den Umstand zu nutze, dass es zum Zeitpunkt der Formulierung der Statuten noch keine Live-Streams gab, die nicht via TV-Signal, sondern über das Internet verbreitet werden.

Bei den meisten anderen Bundesligisten sind die Mediensprecher dafür zuständig, die TV-Übertragung zu verfolgen. Bei strittigen Szenen informieren sie dann die Trainer und die anderen Klub-Vertreter.

Noch eine rechtliche Grauzone

Die Legalität der Live-Streams ist im Grunde noch ungeklärt. Wie die Sport-Rechtsprechung im Fall der versuchten Handy-Beweisführung von Ralf Rangnick aussieht, wird sich schon bald zeigen.

Auf dem Platz kam es bereits wegen des Sportchefs und seines Smartphones zu einer hektischen Rudelbildung. So bauten sich unter anderem Mats Hummels oder auch Bayer-Torhüter Sven Ulreich vor dem 59-Jährigen auf. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das erlaubt ist. Sonst haben die Schiedsrichter bald in der Halbzeit nur noch Verantwortliche um die Ohren", sagte Hummels hinterher gegenüber Sky. So ganz unrecht hat Hummels damit nicht. Zwar stellte der DFB Ermittlungen gegen Ralf Rangnick ein. Dem Funktionär droht bei Wiederholung aber eine Strafe.

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