Ei, Nexus 6, was hast Du für einen großen Preis?

Nexus 6
Nexus 6 (© 2014 Google )
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... und warum ist Dein Display so riesig? Wie das Rotkäppchen staunten wir nach der gestrigen an sich ziemlich unspektakulären Vorstellung von Nexus 6 und Nexus 9 über die genannten Preise für das Tablet, vor allem aber für das Phablet. Und über das überdimensionierte Display des Nexus 6. Möchte Google seine neue Hardware etwa nicht in die Masse bringen? Die Antwort darauf ist ein klares "Jein". Sowohl die massenuntauglichen Dimensionen des neuen Smartphones als auch sein saftiges Preisschild liegen in der eigentlichen Ausrichtung des Nexus-Programms und der jüngeren Entwicklung des Android-Betriebssystems begründet.

Die 649 Dollar sind noch nicht der Play Store Preis

Nexus 6
Der offizielle Preis des Nexus 6 im Play Store ist noch gar nicht bekannt (© )

Zunächst: Die 649 Dollar, die bislang für das Nexus 6  genannt werden, sind der Preis, den der US-Provider Verizon für das WQHD-Phablet veranschlagt, und auch die gestern geleakten Informationen zum Kostenpunkt für Deutschland zwischen 569 Euro und 649 Euro (letzterer für die 64 GB-Variante) kommen von einem Drittanbieter. Zuletzt haben auch die Nexus 5- und Nexus 4-Modelle im Handel deutlich mehr gekostet als in Googles eigenem Play Store.

Gut möglich also, dass bei Bestellungen über Mountain Views eigenen Vertriebsservice noch einmal 50 Euro oder mehr abgezogen werden und das 32 GB-Nexus 6 dann schon für rund 500 Euro zu haben ist. Das wären dann nur noch 100 Euro mehr, als Ihr im vergangenen Oktober für das Nexus 5 mit ebenfalls 32 GB internem Speicher hinlegen musstet. Und dafür gibt es immerhin mehr Auflösung, mehr Display, mehr Performance, mehr Kamera, mehr Akku und Frontlautsprecher.

Aber selbst wenn der Preis bei 569 Euro respektive 649 Euro bleiben sollte — verglichen mit dem iPhone 6 Plus, das in der 16 GB-Version(!) mit 799 Euro und in der 64 GB-Variante gar mit 899 Euro zu Buche schlägt, ist das Nexus 6 definitiv weiterhin ein Schnäppchen.

Android ist in der Ersten Welt erfolgreich genug

Dennoch, wir wundern uns: Warum subventioniert  Google das Gerät nicht mehr, wie zuletzt das Nexus 4 und das Nexus 5? Wieso kostet das Nexus 6 nun plötzlich fast so viel, wie eben jedes andere Android High-End-Smartphone (aber auch nur fast — denn schaut man sich beispielsweise einmal den UVP des Samsung Galaxy Note 4 an, so ist das Nexus 6 für die gebotene Hardware immer noch recht günstig)?

Offizielle Begründungen seitens Google gibt es nicht, wir können also nur spekulieren: Und zwar darüber, dass die Verbreitung des Android-OS in der Ersten und Zweiten Welt, also dort, wo sich Smartphones über 200 Dollar überhaupt in ausreichenden Mengen verkaufen lassen, für Google mittlerweile befriedigend abgeschlossen ist — mit ihrem Android One-Projekt zeigen die Mountain Viewer deutlich, wohin es in der Zukunft geht.

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Das Nexus 6 bietet High End-Specs — inklusive 13 MP-Kamera mit OIS (© )

Somit hat Google es schlicht nicht mehr nötig, das neue Nexus 6 unter Wert zu verkaufen, um Android bekannter und beliebter zu machen. Und um Geld zu verdienen, hat Google ohnehin noch nie Hardware gebaut. Zuletzt gab es zwar durchaus Pläne über ein Silver-Programm besonders hochwertige Smartphones zu promoten oder gar zu vertreiben — die scheinen mittlerweile aber gestorben oder wenigstens auf Eis gelegt; unter anderem auch aus den oben genannten Gründen.

Nexus ist für Entwickler und da setzt Google auf Vielfalt

Denn: In ihrer Anlage waren die Nexus-Geräte nie als Konsumenten-Produkte gedacht. Vielmehr sollten diese Smartphones und Tablets Entwicklern Hardware an die Hand geben, auf der reines Android läuft. Dass die Geräte nebenbei auch von ganz "normalen" Nutzern gekauft wurden, war wohl eher ein Nebeneffekt, der eine Zeit lang von Google gern gesehen war. Damit einhergehend waren eigentlich auch nur das Nexus 4 und das Nexus 5 Schnäppchen — noch das Samsung Galaxy Nexus hatte Ende 2011 einen UVP von 679 Euro.

Die Erkenntnis, dass die Nexus-Reihe eigentlich eher als Hardware-Basis für Entwickler konzipiert war, erklärt auch das ungewöhnliche 6 Zoll-Display des Nexus 6: Ja, vielen Nutzern und bisherigen Besitzern eines Nexus 4 oder 5 ist das zu groß und das Nexus 6 damit erstmal kein Pflichtkauf. Aber um das eigene Portfolio zu komplettieren, sind 6 Zoll genau die richtige Wahl.

Nexus 6
Sind 6 Zoll zu groß? (© )

Googles neues Credo heißt diversity — Vielfalt. Und auch wenn sich das, wie im neuen Promo-Trailer für Android zu sehen natürlich prima Image-technisch und als Kontra-Punkt zu den Hipster-Filmchen der Konkurrenz nutzen lässt, beschreibt es vorrangig Mountain Views Anspruch an die eigene Produktpalette: für jede halbwegs verbreitete Display-Größe ein Gerät. Denn auch wenn das Nexus 7 in seinen beiden Versionen vom Nexus 9 abgelöst wird, bleibt das Nexus 5 allem Anschein nach vorerst verfügbar. Somit hätte Google ein 5 Zoll-Smartphone, ein 6 Zoll-Phablet und ein 9 Zoll-Tablet im Angebot und damit beinahe alle Formate abgedeckt, auf denen Entwickler ihre App-Kreationen entwickeln und ausprobieren möchten.

Für viele Nutzer mag es daher schade gewesen sein, dass es gestern kein aktualisiertes Nexus 5 mit neuer Hardware gab, dramatisch ist das aber nicht. Denn darin unterscheidet sich Android ja von iOS: Das Google-OS setzt auf Dritthersteller (oder umgekehrt) und die werden uns weiterhin mit hunderten neuen Geräten von 4 bis 12 Zoll bedenken — in allen Preisklassen.

Lollipop für alle

Ganz leer gehen Nexus-Veteranen nach den gestrigen Ankündigen ohnehin nicht aus: Sämtliche Nexus-Geräte vom 4er und sogar dem 2012er Nexus 7 an werden in den kommenden Wochen mit der neuen Android-Version 5.0 versorgt werden. Anhand der zahlreichen guten Neuerungen und Verbesserungen,  dürfte sich Eurer Nexus-Smartphone oder -Tablet nach dem Update beinahe wie ein neues Geräte anfühlen. Denn — auch darin unterscheidet sich Android glücklicherweise von iOS — ich bin ziemlich sicher, dass Lollipop die älteren Nexus-Geräte nicht an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit bringen, sondern merklich beschleunigen wird.

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Android 5.0 Lollipop gibt es für fast alle Nexus-Geräte (© )

Und noch eine ganz persönliche Prognose zum Schluss: Nachdem mir das Huawei Ascend Mate 7 (die mir beide nicht zu überdimensioniert sind), kann ich mir das WQHD-Snapdragon 805er-Monster gerade sehr gut in meiner Hosentasche vorstellen. Nicht weil es von Google kommt, nicht weil es das Label Nexus trägt — sondern weil es trotz allem noch ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis verspricht.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
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