Kaufen mit iBeacon im Test: The Little Shop of Horrors

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iBeacon soll aus dem Smartphone ein Portemonnaie machen. Mit Shopnow und Yoints sind jetzt die ersten Dienste, die voll auf die iBeacon-Karte setzen,  in Deutschland gestartet. Unser Praxistest brachte aber statt Kauflaune nur Ernüchterung. Das soll Shopping 2.0 sein?

Hamburg, Samstagmittag: Zeit für den Wochenendeinkauf. Im Einkaufszentrum Farmsen konkurrieren mittlerweile nicht mehr nur H&M, Schuh Kay und Ernsting's Family um Kunden, sondern auch Shopnow und Yoints. Beide Apps sind in der Großstadt-Mall mittlerweile im Einsatz. Oder genauer: sollten im Einsatz sein. Doch noch scheint die neue Shopping-Idee mit Kinderkrankheiten zu kämpfen.

Shopnow als "neue Dimension der mobilen Kundenkommunikation"

Am Donnerstag startete Springer Ideas sein Angebot Shopnow. "In rund 200 Filialen können die Kunden ab heute mit dem bloßen Besuch des Einzelhandelsgeschäfts Prämienpunkte sammeln", kündigte Oliver Diekmann, Gründer und Geschäftsführer von Shopnow, an. Shopnow stehe dabei für eine neue Dimension der mobilen Kundenkommunikation, der digitalen Beratung im Geschäft und der langfristigen Kundenbindung. "Wir sprechen gezielt die mobile Smartphone-Generation an, die digital denkt und handelt und trotzdem gerne durch die Stadt bummelt und Spaß am Einkaufen im stationären Handel hat.“

2013 führte Apple den neuen iBeacon-Standard für Indoor-Navigation ein. Die Technik, die sich am besten mit "Leuchtfeuer" übersetzen lässt, basiert auf einem einfachen Sender-Empfänger-Prinzip. In einem Raum, in unserem Fall in den Länden, werden kleine Sender (Beacons) platziert. Diese fungieren als Signalgeber, die alle Smartphones, die in ihren Empfangsradius kommen, identifizieren können. Dazu setzen die Beacons neben Funk- auch Tonsignale ein, die sich allerdings außerhalb des hörbaren Spektrums bewegen, von den Smartphone-Mikrofonen aber sehr wohl wahrgenommen werden können. Die Reichweite liegt bei rund 50 Metern. Die Bluetooth Low Energy-Technologie (BLE) ermöglicht dabei den Datenaustausch zwischen Sender und Smartphone.

Mit Hilfe der iBeacon-Technologie lässt sichWerbung auf ein Smartphones spielen oder aber auch der gesamte Kaufprozess abwickeln. Mittelfristig soll diese Technik ein wichtiger Bestandteil für den Einzelhandel werden.

Erstmalig in Deutschland wertvolle Punkte sammeln ohne einen Kauf tätigen zu müssen

Klingt technisch anspruchsvoll. In der Praxis entpuppte sich das Shopping-Versprechen aber als Flop. Auf den ersten Blick zeigt die App direkt nach dem Download alle Geschäfte in der direkten Umgebung an, die zu den Shopnow-Partnern gehören. Im Einkaufszentrum Farmsen ist das der Elektronikmarkt Medimax. Fein! Also nichts wie hin. Als ich dann allerdings mitten im Laden stand und auf die App starrt, sah ich: nichts. Die App wird nicht erkannt. Laut Anzeige war der Elektronikmarkt sogar noch 137 Meter entfernt. Zumindest in diesem Store ist Shopnow schon mal murks.

Ebenfalls auf iBeacon setzt Yoints. Hinter dem Dienst steht der Hamburger Seriengründer Sarik Weber. Seit über zwei Jahren schon haben sich die Hanseaten auf innovative Bonusprogramme für den stationären Handel spezialisiert. "Als Pionier im deutschen Markt hat Yoints bereits im November 2013 für die Drogeriekette Budnikowsky die Smartbonus App gestartet, mit der die Kunden erstmalig in Deutschland wertvolle Punkte sammeln ohne einen Kauf tätigen zu müssen", erklärt Weber gegenüber CURVED. "Im Unterschied zu anderen Anbietern bietet Yoints eine eigenentwickelte Komplettlösung aus App, Hardware und Backend. Die von Yoints entwickelten iBeacons benötigen keinen Strom und sind dadurch im Handel wesentlich flexibler einsetzbar."

Auch bei Yoints ist von iBeacon nichts zusehen

Im Einkaufszentrum in Hamburg Farmsen soll sich das Angebot bereits in zwei Geschäften nutzen lassen: in einem Spielwarenladen und dem Drogeriemarkt Budnikowsky. Im Gegensatz zu Shopnow hat der Besuch der beiden Geschäfte das Punkte-Konto der Bonuskarte kräftig erhöht. Doch auch hier floppte der Einsatz der iBeacon-Technologie.

Tatsächlich funktionierte der Dienst nur über QR-Codes. In beiden Test-Geschäften musste ich im Eingangsbereich erst einmal das Muster mit dem Smartphone einscannen- Automatische Erkennung des Smartphones und des Käufers: Fehlanzeige. Gegenüber CURVED erklärte Weber, dass man erst bis zu zum Sommer den Launch einer händlerübergreifenden iPhone- und Android-App plane. "Vorher wird es mit ausgewählten Handelspartnern Testläufe und Prelaunch-Phasen geben, ähnlich wie es andere Anbieter angekündigt haben."

Der Grund, warum die App auf einen Einsatz der BLE-Technologie verzichtet, soll in Datenschutzbedenken liegen. Offenbar sorgen sich die Einzelhändler, dass man ihnen den Vorwurf machen könnte, es auf die Daten ihrer Kunden abgesehen zu haben.

Fazit

Shopping per iBeacon ist aktuell nicht mehr als ein Versprechen. Gut möglich, dass Shopnow und Yoints in einer Laborsituation oder sogar vielen anderen Geschäften bereits super funktioniert und tatsächlich für viele Kunden ein echtes Argument liefern, wieder vermehrt in einen echten Laden zu gehen, statt im Web zu kaufen. Den Realitätscheck in Hamburg Farmsen bestehen beide Dienste allerdings nur bedingt.

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