Netflix' "Wet Hot American Summer" im CURVED-Check: Die 80er sind zurück

Wet Hot American Summer
Wet Hot American Summer (© 2015 Netflix/Saeed Adyani )
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Bei der neuen Netflix-Serie „Wet Hot American Summer: First Day of Camp“ handelt es sich um ein Prequel zum Spielfilm „Wet Hot American Summer“ von 2001, der seinerzeit ein ziemlicher Flop war – später allerdings zu einer Art Kultfilm avancierte. Der Original-Film dreht sich um die Ereignisse am letzten Tag in einem typischen US-Sommercamp für Teenager und wollte als Mischung aus Satire und Hommage die Klischees der Sommercamp-Sex-Klamotten aus den 80ern auf die Schippe nehmen. „Wet Hot American Summer: First Day of Camp“ zeigt uns nun, was am ersten Tag im Camp Firewood passierte. Ob das witzig ist? Wir haben reingeschaut.

Original-Film ebenfalls bei Netflix

Zunächst: Der Originalfilm lässt sich derzeit ebenfalls auf Netflix streamen, sodass wir ihn uns ebenfalls noch einmal angeschaut haben (Tipp: Wenn Ihr einmal herausfinden wollt, welcher Anbieter einen bestimmten Film oder eine Serie aktuell streamt, schaut auf www.werstreamt.es nach). Aus heutiger Sicht ist die Besetzung dabei ein ziemlicher Knüller. In dem Ensemble-Streifen, der bei Kritikern und Zuschauer ursprünglich weitgehend durchfiel, treffen wir unter anderem Paul „Ant-Man“ Rudd als Camp-Playboy, der sich mehr für Essen als Mädels interessiert, Bradley Cooper („Hangover“, „American Sniper“) als Talentshow-Organisator Ben und Christopher Meloni (Sergeant Stapler aus „Law & Order: Special Victims Unit“) als durchgeknallten Vietnam-Veteranen und Camp-Koch Gene. Dem Filmportal Rotten Tomatoes zufolge reichten manche Kritiken seinerzeit von schierer Fassungslosigkeit: „This is supposed to be funny? It was so depressing I almost started to cry“ (Stephen Hunter / Washington Post) bis zum Wunsch, der Mann mit Eishockey-Maske möge unter den Camp-Bewohnern aufräumen: „Where is Jason Voorhess, the hockey-masked killer of Camp Crystal Lake, when you really need him?“ (Joe Leydon / The Moving Picture Show).

Tatsächlich schafft es der Film durchaus, einige Geschlechter- und Rollen-Klischees der teilweise politisch ziemlich unkorrekten 80er-Komödien mit seinen völlig überzogenen Figuren satirisch auf die Schippe zu nehmen, insgesamt ist er dabei jedoch streckenweise nur leidlich witzig und unterhaltsam (zumindest in der deutschen Synchronisation) und teilweise sogar so flach, dass er durchaus selbst als Film eines Genres durchgehen könnte, das er eigentlich parodieren will. Auf der anderen Seite: „Wet Hot American Summer“ ist auch deutlich intelligenter als krawallige und geschmacklose Film-Genre-Parodien im Stil von „Scary Movie“, nicht zuletzt da man sich hier nicht an bloßen Filmzitaten entlanghangelt, sondern eine eigenständige (liebevolle) Satire erschaffen hat, die das typische 80er-Komödien-Flair authentisch rüberbringt. Und irgendwie muss man dann auch zugeben: So richtig abschalten will man den Film eigentlich nie. Wer noch mit den Camp-Komödien der glorreichen 80er vertraut ist, kann also einen Blick riskieren.

Alle Stars wieder dabei

Und nun also „Wet Hot American Summer: First Day of Camp“. Die erste Überraschung dabei: Alle Stars des Originals, von Paul Rudd über Elizabeth Banks und Janeane Garofalo bis zu Bradley Cooper, sind wieder mit dabei – und manche sehen kaum gealtert aus, was bei einem Prequel natürlich vorteilhaft ist. Tatsächlich ist es fast schon unheimlich – so wurde vielfach zu Recht zum Serienstart angemerkt –, wie sehr Paul Rudd (geiles T-Shirt auch!) fünfzehn Jahre später wirkt, als hätte er sich per Zeitmaschine direkt vom Original-Set in die Serie gebeamt. Anderen Darstellern wiederum sind die letzten fünfzehn Jahre deutlich anzumerken, wobei die Serie gar nicht erst versucht, dies optisch zu kaschieren - was dem absurden Charakter des Revivals zugute kommt. Wer den Film kennt, freut sich zudem zu Beginn der ersten Folge über die Eins-zu-Eins-Adaption der originalen Lagerfeuer-Eröffnungssequenz inklusive des 80er-Jahre-Smash-Hits (okay, der Song ist von ’79) „Jane“ von Jefferson Starship (WAS für ein Lied!).

Dem Serienformat entsprechend werden bei „Wet Hot American Summer: First Day of Camp“ einige neue Figuren und Handlungsstränge eingeführt sowie die Hintergrundgeschichten mancher Charaktere näher erläutert. Der Ton der Serie, soviel lässt sich nach den ersten drei Folgen sagen, entspricht dabei ganz klar dem Original: Authentisches 80er-Flair ist Trumpf. Gleiches gilt für die Qualität der Gags: Manche sind genial absurd und zünden sofort, andere sind flach, werden aber dadurch, dass sie mehr noch als im Film vollständig auf die Spitze getrieben werden, zum Teil ebenfalls unwiderstehlich (Stichwort: „Giftmüll“). Wiederum andere sind tatsächlich einfach nur lau.

In jedem Fall scheint das Ensemble viel Spaß bei Revival von „Wet Hot American Summer“ gehabt zu haben. Es ist zu empfehlen, sich den Originalfilm vor der Serie anzuschauen, da es einige Verweise auf den letzten Tag im Camp gibt (Wie kam es eigentlich zur sprechenden Konservendose?).

Fazit

Auch wenn die ersten Folgen zum Teil etwas dahinplätschern und nicht jeder Gag zündet, kann man sich „Wet Hot Summer Camp: First Day of Camp“ in Gänze – ähnlich wie dem „Sequel“ – kaum entziehen. Dazu bietet die Serie zu viel nostalgische Feel-Good-Atmosphäre (zumindest wenn man ein Kind der 80er ist) und in ihren besten Momenten teilweise brillante Absurditäten. Dabei kommt der Serie zugute, dass der Camp-Firewood-Kosmos durch einige neue Schauplätze und Figuren erweitert wurde. Wie gesagt: Die gesamte Crew scheint hier extrem viel Spaß gehabt zu haben.

Alle acht jeweils ca. halbstündigen Folgen der Serie stehen ab sofort zum Streamen auf Netflix zur Verfügung.

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