Quick Charge, Dash Charge, VOOC und Co.: Schnellladetechniken im Vergleich

LG G5
LG G5 (© 2016 CURVED )
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Dass Smartphones schnell wieder aufgeladen sind, ist ein praktisches Feature, das wir nicht mehr missen wollen. Aber wo sind die Unterschiede zwischen den Standards Quick Charge, Dash Charge, VOOC und Pump Express? Welcher Hersteller unterstützt was? Und welche ist die beste Technologie? Wir zeigen Euch die Unterschiede.

Eigentlich wäre es so einfach: Die meisten Hersteller setzen auf Smartphone-Prozessoren von Qualcomm, diese unterstützen die Quick-Charge-Technologie. Doch statt sich darauf zu einigen, verbaut Samsung hierzulande einen anderen Prozessor in seinem Flaggschiff, während die chinesischen Hersteller OnePlus und Oppo eigene Technologien für das Akkuaufladen entwickelt haben. Die Folge: Für unterschiedliche Smartphones braucht es unterschiedliche Netzadapter, um die Geräte maximal schnell aufzuladen.

Quick Charge bei Qualcomm

Für die Quick-Charge-Technologie von Qualcomm muss das Smartphone einen Qualcomm-Chipsatz beherbergen, der mit dieser Schnellladetechnik kompatibel ist. Aber auch der Netzadapter muss Quick-Charge-fähig sein, damit das Ganze funktioniert.

Bisher unterstützen die meisten Geräte mit einem Snapdragon-Prozessor "nur" Quick Charge 2.0. Mit Quick Charge 3.0 wurde eine neue Technologie hinzugefügt, die "Intelligent Negotiation for Optimum Voltage", kurz INOV. Dabei sitzt in den Netzadaptern ein Qualcomm-Chip, der mit dem Smartphone kommuniziert und zu jedem Zeitpunkt fragt, welchen Leistungspegel das Smartphone exakt benötigt, um eine optimale Leistungsübertragung zu ermöglichen. Der Adapter ist also intelligent. Das ist sinnvoll, denn unterschiedliche Batterien brauchen unterschiedliche Ladespannungen. Bei Quick Charge 2.0 gab es nur wenige Möglichkeiten, u.a. 5V/2A (10 Watt), 9V/2A (18 Watt) und 12V/1,67A. Bei Quick Charge 3.0 sind nun auch feinere Abstufungen im Bereich von 3,2V bis 20V in 200mV-Schritten möglich. Die Effizienz der Stromübertragung wird dadurch so optimiert, dass schon nach einer halben Stunde theoretisch bis zu 70 Prozent des Akkus aufgeladen sind - je nach Gerät.

LG G5
Das LG G5 mit Qualcomm-Chipsatz (© 2016 CURVED )

Qualcomm verbaute die Schnellladetechnik in der letzten Prozessor-Generation (Snapdragon 820, 620, 618, 617 und 430). Doch es liegt immer am Smartphone-Hersteller, ob dieser auch darauf zurückgreift und für sein System implementiert. Das sehen wir zum Beispiel am Samsung Galaxy S7 und S7 Edge. Verbaut ist in manchen Märkten der Snapdragon 820, geladen wird aber nur mit Quick Charge 2.0. Die Europa-Version hat den hauseigenen Exynos-Prozessor unter der Haube, bei dem das vollständige Aufladen etwa 90 Minuten dauert. Geräte, die hierzulande Quick Charge 3.0 unterstützen, sind u.a. LG G5, Xiaomi Mi5 und das HTC 10.

Mit der Einführung des Snapdragon 835, der unter anderem im Samsung Galaxy S8 zum Einsatz kommt, hat Qualcomm jetzt Quick Charge 4.0 eingeführt. In nur fünf Minuten am Stromnetz soll das Smartphone genug Power für weitere fünf Stunden Nutzung erhalten. Im Vergleich zu Quick Charge 3.0 verspricht Qualcomm bis zu 20 Prozent mehr Geschwindigkeit. Die entstehenden Temperaturen sollen um bis zu 5 Grad Celsius gesenkt sein. Außerdem soll die neue Technik 30 Prozent effektiver sein.

Dash Charge bei OnePlus

Obwohl im OnePlus Two ein Qualcomm-Prozessor steckt, hat der Hersteller die Schnellladetechnik Quick Charge nicht unterstützt. Beim aktuellen Flaggschiff OnePlus 3  bzw. OnePlus 3T setzt das chinesische Unternehmen auf eine Eigenentwicklung, um das Smartphone schnell wieder aufzuladen.

OnePlus 3
OnePlus 3 mit Dash Charge (© 2016 CURVED )

OnePlus nennt diese Erfindung "Dash Charge". Damit hat Euer Smartphone nach nur 30 Minuten am Ladegerät schon mehr als 60 Prozent der möglichen Akkuladung. Nach knapp 50 Minuten ist es komplett voll.

Diese proprietäre Technik verbaut eine Hitzeableitung in den Adapter, sodass die Wärme dort entweichen kann und nicht erst im Smartphone. Das hat den Vorteil, dass das Gerät nicht heiß wird und Ihr es benutzen könnt, auch wenn es am Ladekabel hängt. Bei anderen Techniken werden die Smartphones so warm, dass Prozessor und Grafikeinheit heruntertakten müssen, um nicht zu überhitzen. Das führt wiederum zu Performance-Einbußen. Dash Charge verwendet 5V und 4A, um den 3000 mAh-Akku mit Strom zu versorgen. Das OnePlus 3 kann auch mit einem normalen Netzadapter aufgeladen werden. Damit dauert es aber etwa doppelt so lange.

VOOC Flash Charge bei Oppo

Oppo hat seine hauseigene Schnellladetechnik entwickelt, die nur mit ihren eigenen Geräten funktioniert. In 30 Minuten soll das Smartphone bereits auf ca. 75 Prozent geladen sein. Im Datenblatt liest es sich ungefähr wie bei Qualcomms Quick Charge: Im Netzadapter und im Smartphone sitzen Chips, die miteinander kommunizieren und so das Telefon vor gefährlicher Überhitzung schützen. Doch im Gegensatz zur Konkurrenz setzt Oppo nicht auf hohe Voltzahlen, sondern erreicht sein Ziel mit Niederspannung von 5V bei 5A (25 Watt). Der Oppo-Adapter erkennt, ob ein Oppo-Gerät angeschlossen ist und liefert dann 5A, ansonsten 1A.

Oppo F1 Plus: Android-Smartphone mit Apple-Anleihen.
Oppo F1 Plus: Android-Smartphone mit Apple-Anleihen (© 2016 CURVED )

Mit dieser Low-Voltage-Technik werden die Geräte auch nicht so warm wie die, die mit höherer Spannung geladen werden. Oppo sagt, dass sich die Temperatur angeschlossener Smartphones nur um 3,3 Grad Celsius erhöht. Auf dem Mobile World Congress in Barcelona wurde 2016 Super VOOC präsentiert: Damit soll ein Smartphone mit einem Akku von 2500 mAh in 15 Minuten komplett aufgeladen sein. Diese Technik ist aber bisher in keinem Gerät zu finden.

Pump Express 3.0 bei MediaTek

Spannend wird es bei MediaTek-Prozessoren. Hier pumpt das Ladegerät bei 5,8V ganze 6A (34,8 Watt) in die angeschlossenen Smartphones. Dadurch sollen schon nach 20 Minuten 70 Prozent des Akkus wieder aufgeladen sein. Allerdings verrät MediaTek nicht, welche Kapazität der Akku in diesem Szenario hat. Während des Ladens soll nahezu keine Hitze entstehen. Laut MediaTek ist das möglich, weil Ladeschaltkreise im Smartphone umgangen werden und die Energie, wie bei Oppos VOOC, direkt in die Batterie gedrückt wird. Zu finden ist die Technologie zum Beispiel in Smartphones mit MediaTeks Helio-P20-Chipsatz wie dem Elephone P20.

Fast Charge bei Samsung

Samsung hat für seine Smartphones eine kabellose Ladeschalte entwickelt. Legt Ihr das Gerät hier für zehn Minuten ab, bekommt der Akku neuen Saft, sodass Ihr bis zu zwei Stunden chatten, 30 Minuten filmen oder eine Stunde spielen bzw. Videos gucken könnt.

Beim derzeit aktuellen Flaggschiff Samsung Galaxy S8 gibt es beim Fast Charging allerdings einige Probleme. Eigentlich soll der 3000mAh-Akku nach 97 Minuten voll sein. Doch ist der Bildschirm beim Laden eingeschaltet, dauert das komplette Aufladen fast drei Stunden.

Super Charge bei Huawei

Huawei hat u.a. für sein Mate 9 eine eigene Logik für das schnelle Akkuaufladen entwickelt. Bei 4,5V/5A soll das Smartphone sicher und effizient aufgeladen werden. Die Kühlschichten im Smartphone verhindern das Überhitzen während ein eingebauter Chip in Smartphone und Adapter sogar das angesteckte Kabel erkennen und daran angepasst Strom in den Akku fließen lassen. Fünf Sicherheitschecks überwachen dabei während des Ladevorgangs Spannung, Strom und Temperatur dauerhaft.

Innerhalb von 20 Minuten soll hier genug aufgeladen werden, damit Ihr das Smartphone einen weiteren Tag nutzen könnt. Detaillierte Angaben dazu macht Huawei nicht, sondern gibt nur an, was Ihr mit einem vollen 4000mAh-Akku etwa machen könnt. Nach 20 Minuten am Ladekabel ist der Akku aber nicht auf 100 Prozent gefüllt.

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