Sony findet Smartphones langweilig? Das muss doch nicht sein

Das Sony Xperia X
Das Sony Xperia X (© 2016 CURVED )
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"Es gibt keine wirkliche Innovation mehr." Was haben diese Worte zu bedeuten, wenn sie nicht bierselig unter Freunden am Stammtisch geäußert werden, sondern von Kazuo Hirai, CEO von Sony. Killen die Japaner nun ihre Smartphone-Sparte? Keine Panik!

Zunächst einmal: Sony verdient sein Geld nicht mit Smartphones. Ganz im Gegenteil: Man als könnte sich Sony schrittweise aus dem Smartphone-Geschäft verabschieden.

In Folge unternahm der Konzern auch nicht viel, um diese Gerüchte zu zerstreuen: Statt eines Xperia Z4 folgte erst kurzschlussartig das Xperia Z3+, das in den Tests nicht überzeugen konnte. Dann zur IFA 2015 das neue Lineup mit den Z5-Modellen, die sich allerdings auch nicht durchsetzen konnten. So kämpft der Elektronikriese auf dem Smartphone-Markt mit HTC und Co. um geringe Anteile, während Samsung und vor allem Apple den Löwenanteil einnehmen. Und das, obwohl die Sony-Smartphones über Jahre hinweg für sehr gute Qualität im Androidsegment standen.

Das Aus für die Z-Reihe

Insofern verwunderte mich auch zunächst die überraschende Ankündigung der neuen X-Reihe auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona. Am Tag der Veröffentlichung war unklar: Ist das das Aus für die Z-Reihe. Nun steht fest: Das Z6 ist tot, lang lebe das X. Besonders bemerkenswert: Das Premium-Modell Xperia X Performance wird zunächst hierzulande nicht verfügbar sein. So bleiben nur noch ein Einsteiger- und ein Mittelklasse-Gerät für den deutschen Markt übrig. Sony überlasst damit der Konkurrenz das Feld beim Kampf um die Highend-Sparte.

Insofern sind Hirais Worte nur der logische Schluss aus diesem Handeln: "Ich bin überzeugt, dass wir an einem Scheidepunkt stehen, wie wir ihn vor zehn Jahren beim Übergang von normalen Handys zu Smartphones gesehen haben." Dem CEO zufolge gibt es "keine wesentlichen Innovationssprünge mehr", die die Technik grundlegend vorantreiben könnten.

Stimmt, aber freilich auch wieder nicht. Ja, in den vergangenen Jahren wirken die Veränderungen marginal - mehr Speicher, mehr Pixel, dünnere Gehäuse - doch an Innovationen mangelt es anderen Hersteller nicht: LG macht sein Flaggschiff LG G5 modular, Dual-Kameras (ausgerechnet von Sony) dürften spätestens im kommenden Jahr zum Standard werden, und der Virtual-Reality-Hypetrain wird auch vor den Smartphones nicht Halt machen.

"Internet of Things" als Heilsbringer?

Sonys Strategie sieht anders aus: Wenn Smartphones technisch quasi ausgereizt sind, nimmt man sie als gegeben hin. In diesem Fall rücken sie schrittweise in den Hintergrund und dienen als Hub für vernetzte Dienste. Und so zeigten die Japaner Konzepte, wie Technik künftig die Leben von Menschen bereichern soll.

Damit positioniert sich Sony klar beim Thema "Internet of Things". Ob aber die gezeigten Konzepte, ein Roboter, eine intelligente Always-on-Kamera und ein interaktiver Beamer, massentauglich sind, darf man bezweifeln. Auf der IFA 2015 hatte ich bereits die Möglichkeit, mir etwa die interaktive Beamertechnologie von Sony anzuschauen und auf einem Tisch projizierte Bilder hin- und herzuschubsen. Das funktionierte bereits im frühen Prototyp-Stadium beeindruckend gut. Allerdings ist solch ein Gerät purer Luxus.

Mir ist nach wie vor schleierhaft, warum Sony nicht die Speerspitze des Mobile Gaming übernimmt, indem man ein Playstation-Smartphone auf den Markt bringt, das die Synergien aus den wichtigsten Unternehmenssparten nutzt. Die PS Vita ist nett, aber zusammen mit der lukrativen Playstation hat das Thema so viel mehr Potenzial.

Wo bleibt das Playstation-Smartphone?

Damit könnte Sony endlich wieder nachhaltig Akzente setzen im Smartphone-Segment. So beeindruckend unter anderem das Xperia Z5 Premium mit 4K-Display war, so wenig alltagstauglich war die Technologie, da es schlicht an Inhalten für Smartphones mit 4K mangelt. Auch die neue X-Reihe wirkt wie ein unternehmensinterner Kompromiss: Man führt die Smartphonesparte weiter, allerdings abgespeckt.

(© 2024 CURVED )

Statt komplett auf Highend zu setzen, bietet man das Highend-Modell hierzulande gar nicht an und verbaut bei den übrigen Geräte eher Mittelklasse-Hardware - von der Kamera einmal abgesehen. Dafür sind die Smartphones fast randlos, allerdings auch nicht mehr wasserdicht, wie es die Z-Modelle waren - zumindest nicht offiziell, außer beim X Performance.

"Wir haben noch nichts gesehen, was wirklich eine revolutionäre Veränderung bringt", erklärte Hirai gegenüber der " Welt am Sonntag" weiter. "Wir überlegen bei Sony ständig, was nach dem Smartphone kommt." Das wissen LG und Samsung auch nicht, doch zumindest probieren sie stetig Neues aus.

Mensch, Sony: Ist doch nicht so schwierig. Xperia-Gehäuse auf, aktualisierte PS-Vita-Hardware rein, Zack fertig: Playstation-Smartphone. Wer eine Playstation besitzt und Plus-Kunde ist, bekommt jeden Monat neue Games geliefert und Gamer hätten endlich die Möglichkeit, auch unterwegs dem Spielegenuss zu frönen, ohne neben dem Smartphone noch einen Handheld mitnehmen zu müssen.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
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