Chrome OS: Alles Wissenswerte zum Google-Betriebssystem

Chromebooks sind günstig, schnell und mobil.
Chromebooks sind günstig, schnell und mobil. (© 2014 HP )
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Chrome? Das ist doch dieser Browser von Google — aber was ist eigentlich Chrome OS und warum gibt es Laptops, die damit, und nur damit laufen? Wir erklären Euch, was es mit dem nach Android zweiten Betriebssystem aus Mountain View auf sich hat: Wo seine Stärken liegen, welche Mankos es derzeit hat und wie Ihr es auch ohne Chromebook ausprobieren könnt.

1. Was ist Chrome OS?

Mit Android hat Google ordentlich Schwung in die Smartphone-Welt gebracht, mit Chrome OS möchte Mountain View das Gleiche im Bereich der Laptops erreichen: Chrome OS ist der Versuch, ein schlankes, teilweise quelloffenes Betriebssystem zu etablieren, das sich fast vollständig auf die Nutzung des Browsers und von Web-Apps stützt und daneben wenig bis keinen Offline-Funktionsumfang bietet. Der dahinterliegende Gedanke, dass die moderne IT-Nutzung ohnehin größtenteils online und im Browser stattfindet, ist auf den ersten Blick stimmig, birgt in der Praxis dann aber doch einige Probleme — dazu später mehr.

Technisch basiert Chrome OS sowohl auf dem gleichnamigen Browser und einem Linux-Kernel. Es ist eine um kommerzielle Produkte und Plugins ergänzte Version des quelloffenen Chromium OS, das für alle interessierten Nutzer und Entwickler frei zur Verfügung steht. Aufgrund seiner geringen Speichergröße eignet sich Chrome OS besonders für den Einsatz auf leichten Netbooks, die anstelle einer mechanischen Festplatte mit schnellem Flash-Speicher ausgestattet sind, wie er auch in Smartphones und Tablets zum Einsatz kommt. Dadurch startet Chrome OS verglichen mit "großen" Betriebssystemen wie OS X oder Windows außerordentlich schnell, wird im Laufe der Zeit nicht merklich träger und lässt sich zügig und einfach wieder neu aufsetzen.

Verkauft werden solche Netbooks als Chromebooks und sind zu meist günstigen Preisen von verschiedenen etablierten Hardware-Herstellern erhältlich.

2. Was kann ich mit Chrome OS alles machen?

Mehr als nur surfen: Das Betriebssystem basiert zwar auf dem Chrome-Browser und seine UI besteht auch größtenteils aus diesem — anhand der vielen Web-Apps, die es aber für Chrome gibt, stehen Euch auch im Chrome OS zahlreiche Möglichkeiten der produktiven Nutzung zur Verfügung. So gibt es neben den bekannten Google-Web-Apps wie Maps, Drive, Texte & Tabellen und Präsentationen im Chrome Web Store eine Fülle größtenteils kostenloser Anwendungen und Spiele. Allerdings seid Ihr unter Chrome OS tatsächlich auf dieses Angebot beschränkt — Programme oder gar Spiele von externen Quellen zu installieren, ist nicht möglich.

Chromebook
Der Chrome OS-HOmescreen mit Launch Pad für Web Apps (© 2014 CURVED Montage )

Neben Browser und Web-Apps bietet Chrome OS ab Werk noch ein Launchpad zum Starten von Apps, einen rudimentären Dateimanager und einen Videoplayer. Somit ist in der Theorie auch der Konsum von Medien über externe Speichermedien möglich; in der Praxis gibt es dabei allerdings Probleme, doch dazu später mehr. Außerdem unterstützt Chrome OS Touch-Eingaben auf entsprechend ausgestatteten Geräten, wie Googles Flaggschiff-Chromebook Pixel.

Chrome OS bringt eine simple Multi-User-Unterstützung: Entweder per eingeschränktem Gast-Account oder mit den Google-Anmeldedaten können beliebig viele Nutzer ein Chromebook (oder anderes Chrome OS-Gerät) gemeinsam nutzen. Wie vom Browser und den Google Apps bekannt, werden mit Anmeldung mit dem Google-Konto bei Bedarf alle Eure Daten geräteübergreifend synchronisiert.

Chrome OS Einstellungen
Das Einstellungsmenü von Chrome OS (© 2014 CURVED Montage )

Zusammengefasst ist Chrome OS tatsächlich nur der bekannte Browser, erweitert um ein paar wenige Features, um ihn auch als alleinstehendes Betriebssystem nutzbar zu machen.

3. Was klappt nicht so gut?

Mankos gibt es unter Chrome OS für Nutzer, die an die Arbeit mit klassischen Desktop-Rechnern oder Laptops gewöhnt sind, einige: Konzeptionell bedingt ist das Offline-Arbeiten mit dem Chrome OS nicht optimal möglich, weil zahlreiche Apps für Ihren vollen Funktionsumfang eine Verbindung mit dem Internet benötigen.

Zwar unterstützt Chrome OS wie erwähnt mehrere Nutzer, allerdings lassen sich diese nicht, wie beim Desktop-Browser, im Browser einfach durchschalten: Um als anderer Nutzer zu browsen, muss der erste User zunächst zwingend abgemeldet sein.

Aus lizenzrechtlichen Gründen unterstützt der Videoplayer keine AC3-Tonspuren. Da die meisten Videos im MKV-Format aber mit diesem Dolby Digital-Codec laufen, dürfte das Chrome OS für Video-Fans ein stummes Vergnügen darstellen. Bislang gibt es auch keinen alternativen Video-Player für Chrome OS, der das Problem behebt.

Chrome Einstellungen
Einen rudimentären Dateimanager bringt Chrome OS ab Werk mit (© 2014 CURVED Montage )

Und wie ebenfalls bereits erwähnt: Externe Programme wie MS Office, Photoshop oder auch nur alternative Browser lassen sich unter Chrome OS nicht nutzen — und daran wird sich mit Sicherheit auch nichts ändern.

Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass Chrome OS konstant weiterentwickelt wird und sich somit manche Kritikpunkte zukünftig durchaus in Wohlgefallen auflösen könnten. Google jedenfalls kündigt regelmäßig Verbesserungen und neue Features an und liefert diese per Update nach. Auch dürfte sich die Entwickler-Community mit zunehmender Verbreitung des Betriebssystems mehr und mehr der Entwicklung nützlicher Web-Apps für das OS und die Chromebooks annehmen. Zum aktuellen Zeitpunkt müsst Ihr Euch bei der Nutzung aber auf die genannten und weitere Einschränkungen im Vergleich mit der gewohnten Laptop/Desktop-Nutzung einstellen.

4. Wie kann ich Chrome OS ausprobieren?

Seid Ihr nicht im Besitz eines der zahlreichen verfügbaren Chromebooks und könnt Euch auch keines ausleihen, dann besteht die Möglichkeit, Chromium — also die sehr ähnliche Basis von Chrome OS — recht simpel und ohne Risiko auf Euren Laptop oder Rechner zu spielen und zwar über einen bootfähigen USB-Stick

Alles was Ihr dazu benötigt, ist neben einem Laptop oder Desktop-PC ein mindestens vier Gigabte großer USB-Stick sowie ein Chromium-Image, das mit einem Image Writer-Programm oder der Builder Application für Mac OS auf den Stick geschrieben wird — alle Links dazu findet Ihr auf der Seite von Entwickler Hexxeh, der auch die Chromium-Images aus dem öffentlichen Quellcode kompiliert hat. Nach getaner Arbeit könnt Ihr Euer Laptop oder den Desktop-Rechner dann per Bootmenü vom USB-Stick aus mit Chromium hochfahren.

Leider hat Hexxeh seine Arbeit an diesem Projekt Mitte 2013 auf Eis gelegt, so dass die Chromium-Version, die Ihr auf diesem Weg installiert, nicht den aktuellen Stand des Chrome OS widerspiegelt. Es gibt allerdings auch Wege, diese zu einem vollwertigen und aktuellen Chrome OS zu aktualisieren — wie das im Detail geht, erklären wir Euch in diesem Artikel ganz ausführlich.

Chrome Besitzer
Über die integrierte Hilfe-App gibt es Einweisungen für neue Nutzer (© 2014 CURVED Montage )

5. Und wie geht es weiter mit Chrome OS?

Vor allem in den USA haben die Chromebooks sich zuletzt ausgezeichnet verkauft und sind zu einer ernsthaften Konkurrenz für klassische Laptops geworden. Deswegen erweitern mehr und mehr Hersteller ihr Portfolio um Geräte mit dem Google-Betriebssystem, zunehmend auch in Form von Set-Top-Boxen.

Auch Chiphersteller wie Intel und Nvidia springen inzwischen auf den Chrome-OS-Zug auf. Für den Nutzer kann das zukünftig potentere Hardware zum weiterhin verhältnismäßig kleinen Preis bedeuten — auch weil die günstigen Anschaffungskosten essenzieller Teil von Google Strategie für das Chrome OS sind.

App-Kompatibilität zukünftig bestimmt noch ein paar Schippen drauf legen. Insofern liegt eine spannende Zukunft vor dem mobilen Cloud-Betriebssystem.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
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