Schon Anfang 2017 machte das Gerücht die Runde, Andy Rubin, der Gründer von Android, wolle ein eigenes Smartphone entwickeln. Offiziell angekündigt hat Rubin das Essential Phone schließlich im Mai. Den geplanten Termin Ende Juni hat das neue Unternehmen unkommentiert verstreichen lassen. Am 25. August soll nun das Essential Phone, das Essential Ph-1, nun offiziell enthüllt werden. Neben dem Smartphone arbeitet Essential ebenfalls an einem künstlichen Sprachassistenten. 

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Andy Rubins Vision eines Smartphones: das Essential Phone. (© 2017 Essential )

[Update vom 31. Juli 2017] Bereits in der ersten Juli-Hälfte hatten Brian Wallace, Vizepräsident Marketing, und Andy Fouché, Head of Communication, Essential Inc. verlassen. Nun folgt mit Liron Damir, Head of UX, der dritte hochrangige Angestellte innerhalb kurzer Zeit, der noch vor Veröffentlichung des Smartphones aus dem Unternehmen ausscheidet.

Mehr als ein Smartphone: Dieser Gedanke scheint in die Entwicklung des Essential Phones geflossen zu sein. Denn das Smartphone der gleichnamigen, neu gegründeten Firma von Andy Rubin, soll durch Ansteckzubehör erweiterbar sein und zudem als Schaltzentrale für ein eigens konzipiertes Smart Home samt eigener künstlichen Intelligenz fungieren. Klingt ambitioniert – und scheinbar problembehaftet, denn der ursprünglich angesetzte Termin Ende Juni ist stillschweigend verstrichen.

Randlose Front und modulare Rückseite

Andy Rubins Vision eines Smartphones verzichtet vorne nahezu komplett auf Ränder rings um das Display. Die Front des Essential Phones soll nahezu vollständig aus kapazitivem Glas bestehen; Platz für einen physischen Homebutton hat Essential nicht eingeplant, lediglich für die Frontkamera findet sich eine Aussparung im Glas. Das randlose Design hatte Essential Ende März zunächst angeteast und im Mai offiziell vorgestellt.

Mitte April war bei der Benchmark-Datenbank GFXBench ein Eintrag aufgetaucht, der Rückschlüsse auf die verbaute Hardware im Essential Phone zuließ. Die dort angegebene Auflösung von 2560 mal 1312 Pixel (QHD) stimmt mit den offiziellen Angaben überein. Am 30. Mai enthüllte Essential sein erstes Smartphone und veröffentlichte sogleich die Spezifikationen des Geräts. Das bis an die Einfassung des Rahmens heranreichende LCD-Display misst 5,71 Zoll bei einem Seitenverhältnis von 19 zu 10 und einer Helligkeit von 500 Nits. Die Vielzahl an Pixel berechnet ein Snapdragon 835 nebst vier Gigabyte RAM Arbeitsspeicher. Darüber hinaus finden Daten auf dem 128 GB großen Speicherplatz Platz, von denen ein Teil dem Betriebssystem Android vorbehalten ist. Essential kündigte an, regelmäßig neue Sicherheitspatches und Updates liefern zu wollen, das OS darüber hinaus aber so original wie möglich zu halten (Stichwort: Stock-Android). Der App-Launcher solle dementsprechend an den des Google Pixel erinnern.

Neben einem aufgeräumten Betriebssystem legt Essential bei dem Smartphone Wert auf eine klare und minimalistische Designsprache. Auf ein Markenlogo oder eine Namensnennung auf dem Gehäuse verzichten die Hersteller genauso wie auf einen 3,5-mm-Kopfhöreranschluss. Essential wirbt zudem damit, dass der aus Titanium gefertigte Rahmen kratz- und sturzresistenter sei als vergleichbare Premium-Smartphones, die auf weicheres Material setzen. Allerdings ist das Essential Phone nicht wasserdicht, wie viele preislich vergleichbare Mitbewerber.

Auf der aus Keramik bestehenden Rückseite des Essential Phones befindet sich unter anderem der Fingerabdrucksensor. Außerdem eine Dualkamera mit zwei Mal 13 Megapixel, wobei Essential bei den Sensoren ähnlich verfährt wie Huawei beim P10: Ein Sensor speichert Bilddaten in Farbe, während der zweite ausschließlich Schwarzweiß-Aufnahmen macht. Die Blende der Hauptkamera hat eine Brennweite von f/1,85. Rechts neben der Kamera sind zwei magnetische Anschlüsse eingelassen. Diese sollen dazu dienen Aufsteckmodule an das Smartphone anzuschließen. Bislang hat Essential als Zubehör eine 360-Grad-Kamera angekündigt, die über diesen Anschluss mit Strom versorgt werden soll. Erste Videos liefern einen Eindruck von der Qualität der Kamera, die offenbar ohne Bildstabilisator auskommen muss.

Die Frontkamera löst mit acht Megapixeln im 16:9-Weitwinkel aus. Die Brennweite der Blende beträgt hier f/2.20.

Smart Home, Ambient OS, Augmented Reality

Neben dem Essential Phone arbeitet das Unternehmen parallel an weiteren smarten Devices. Mit Home und Ambient OS entwickelt das Unternehmen ein Produkt, das ähnlich wie Amazon Echo als stationärer Sprachassistent für Zuhause dienen soll. Nähere Informationen zu dem smarten Lautsprecher und dem Betriebssystem der darin operierenden künstlichen Intelligenz hält Essential derzeit noch zurück. Rubin betonte in einem Interview mit 9to5Google allerdings, dass er kein Interesse daran habe, ein geschlossenes Ökosystem zu etablieren. Vielmehr wolle er es dem Nutzer überlassen, sich frei für einen digitalen Assistenten zu entscheiden.

Auch zu dem eingereichten Patent, das eine Datenbrille beschreibt, äußert sich Essential nicht offiziell. Der Eintrag "Essential Smart Glasses" war Anfang Juni 2017 von Patently Apple entdeckt worden und zeigt eine Brille, in der eine Kamera verbaut ist. Darüber hinaus sollen die Linsen der Brille für verschiedene Zwecke austauschbar sein.

360-Grad-Kamera von Essential.
Die 360-Grad-Kamera von Essential lässt sich per Magnet auf der Rückseite befestigen. (© 2017 Essential )

Preis und Verfügbarkeit

Ursprünglich hatte Essential im Mai angekündigt, das Premium-Telefon bereits Ende Juni an die ersten Vorbesteller auszuliefernGeschehen ist das jedoch nicht. Mit weiteren Infos, wie lange die Kunden auf ihre Geräte stattdessen werden warten müssen, hielt sich der Hersteller zunächst zurück. Ohne ein genaues Datum zu nennen, stünde der Release aber kurz bevor, so Niccolo de Masi, Chief Operating Officer bei Essential im Juli 2017. Unterstützt wird diese Aussage von der fehlenden Wifi-Zertifizierung, die Essential erst am 14. Juli 2017 für das Modell A11 erhalten hatte.

Ob mit "kurz bevor" auch Europa bzw. Deutschland gemeint ist, bleibt weiterhin offen. Fest steht nur, dass das Essential Phone auch in Deutschland regulär angeboten werden soll. Andy Rubin hat sich derweil per Mail an die Newsletter-Abonnenten gewandt und ihnen versichert, dass das Gerät in ein paar Wochen erscheinen werde. Ein für den 25. August angesetztes Enthüllungsevent in San Francisco unterstützt Rubins Aussage.

Der Preis für das Essential Phone liegt bei 699 Dollar, im Bundle mit der 360-Grad-Kamera zahlt Ihr 749 Dollar (einzeln würdet Ihr insgesamt 898 Dollar auf den Tisch legen müssen). Vorbesteller können zudem  zwischen den Farben glänzend Schwarz (Black Moon), Mattschwarz (Stellar Grey), glänzend Weiß (Pure White) und Dunkelgrün mit bronzefarbigem Rahmen (Ocean Depths) wählen.