"Apex Legends" angetestet: Temporeicher Battle-Royale-Spaß

Drei Charaktere aus Apex Legends
Apex-Legends-Charaktere (© 2019 EA )
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Ohne Vorwarnung hat Entwickler Respawn Anfang Februar 2019 "Apex Legends" veröffentlicht. Der Battle-Royale-Titel ist kostenlos für PlayStation 4, Xbox One und PC verfügbar und hat innerhalb kurzer Zeit Millionen Spieler angelockt. Bald soll auch der Release für Smartphones erfolgen. Grund genug für uns, dem Spiel in einem Vorab-Test einen Besuch abzustatten. Wir haben die Windows-Version angezockt.

Braucht es überhaupt noch ein weiteres Spiel mit Battle Royale? Vielleicht. "Apex Legends" ist kein Klon von "Fortnite" und "Player Unknown's Battlegrounds". Der Titel geht einen anderen Weg als seine Konkurrenten: Wie in "Overwatch" oder "Quake Champions" habt ihr in "Apex Legends" Heldenklassen vor euch, die jeweils ihre eigenen Fähigkeiten mitbringen. Grundsätzlich gibt es acht Figuren zur Auswahl, die sich in Aufklärer, Schadensverursacher, Heiler und Tank unterteilen lassen. Zwei Charaktere müsst ihr aber erst noch freischalten.

Viel Bewegungsfreiheit und hohes Tempo

Bevor wir die verschiedenen Helden auf dem Schlachtfeld ausprobieren können, müssen wir das Training von "Apex Legends" absolvieren. Hierfür steht zu Beginn lediglich die Heilerin Lifeline zur Verfügung. Nachdem wir uns mit der grundlegenden Steuerung vertraut gemacht haben, präsentiert uns das Spiel eines seiner spaßigsten Features: das Rutschen. Drückt ihr den Ducken-Knopf aus vollem Lauf, rutscht euer Charakter ein Stück über den Boden. Abhänge ermöglichen euch längere Rutschpartien: In hohem Tempo könnt ihr diese hinuntergleiten – ein erfrischendes Spielelement.

Insgesamt seid ihr sehr beweglich: Haltet ihr die Springen-Taste länger gedrückt, könnt ihr mehrere Meter hoch klettern. Zusätzlich gibt es das bereits erwähnte Rutschen-Feature. Da kein Fallschaden berücksichtigt wird, könnt ihr euch Klippen problemlos hinabstürzen. Über das Spielfeld sind außerdem Seile gespannt, mit deren Hilfe ihr schnell von einem Ort zum anderen gelangen könnt. "Apex Legends" hat mit Realismus wenig zu tun und ist zum Teil ein schneller Arcade-Shooter. Und gerade das macht einen Teil des Spielspaßes aus.

Gemeinsame Landung

Aktuell könnt ihr "Apex Legends" nur in einem Dreier-Team spielen. Haben eure Freunde etwa keine Lust auf den Titel, sucht euch das System automatisch zwei Mitstreiter. Sind bis zu 60 Spieler für eine Runde gefunden, beginnt der Landeanflug auf die Karte.

Hier hat sich der Entwickler Respawn ein praktisches Feature einfallen lassen: Einer aus eurem Team darf bestimmen, an welcher Stelle ihr starten wollt. Er steuert alle drei Charaktere gleichzeitig Richtung Boden. Der Vorteil: So bleibt ihr zusammen. Gefällt euch das nicht, könnt ihr euch ausklinken und selbst die Kontrolle über den Landeanflug übernehmen.

Frustrierende erste Runden

In unserer ersten Spielrunde steuert uns ein Teamkamerad in eine Zone, die auch viele gegnerische Teams ausgewählt haben. Keine Seltenheit in "Apex Legends". Nun gilt es, schnell Häuser und Container zu durchsuchen, um eine Waffe zu finden. Dieser Stressfaktor muss euch nicht gefallen, uns hat es aber Freude bereitet.

Ein Gegner hat sich zwar schneller als wir bewaffnet, doch mit einem Sprungkick befördern wir ihn ins Jenseits. Aus einer Konfrontation mit einem anderen Team geht unsere Gruppe jedoch als Verlierer hervor. Die Runde ist vorbei. Ähnlich laufen die nächsten Partien ab. Durchschnittlich dauerte es fünf Minuten, ehe unser Team überwältigt wurde und wir wieder in der Spielersuche waren. Hier entstand zwischenzeitlich etwas Frust.

Zweite Chance durch Respawn

Eine häufige Ursache für ein schnelles Ableben haben "PUBG", "Fortnite" und "Apex Legends" gemeinsam: Wer seinen Gegner zuerst sieht, hat das Duell meist schon gewonnen. Bei "Apex Legends" ist dann aber nicht unbedingt Schluss: In dem Spiel gibt es Respawn-Stationen, mit denen eliminierte Teamkameraden wieder zum Leben erweckt werden können, sobald ihr deren Abzeichen eingesammelt habt. Um an die Abzeichen zu kommen, bleiben euch aber lediglich 90 Sekunden.

Überlebt ein Squad-Mitglied, kann er so eine Station aufsuchen. Diese sind dank einer grünen Markierung auch aus großer Entfernung leicht zu finden. Hat es euch erwischt, fiebert ihr also häufig noch mit euren Kameraden mit. Wer zurück ins Spiel kommt, startet allerdings erneut ohne Ausrüstung. Ihr müsst also schnellstmöglich an neue Waffen kommen. Die Respawn-Mechanik gefällt uns sehr gut, da sie nach dem Ableben eine zweite Chance bieten kann und ihr nicht unbedingt direkt ausgeschieden seid.

Nervenkitzel für die letzten Spieler

Bei unseren ersten Anläufen hat kaum ein Teamkamerad seine Fähigkeiten eingesetzt, von einem Zusammenspiel war keine Rede. Etwa zwei Stunden später geraten wir jedoch an eine fähige Gruppe und setzen Fähigkeiten erstmals taktisch ein. Lifeline heilte regelmäßig Verletzungen, während Bloodhound rechtzeitig vor Gegnern warnte und die Führung übernahm. Mit der "Leere"-Fähigkeit von Wraith sind wir Feinden mitten im Gefecht in den Rücken gefallen und haben für Kreuzfeuer gesorgt.

Unsere Truppe schaffte es erfreulicherweise unter die letzten drei Squads. Und in dieser Phase sorgt "Apex Legends" für Nervenkitzel: Das Spiel zeigt nun nicht mehr an, wie viele Spieler am Leben sind. Ihr wisst also nicht, ob ihr es beispielsweise noch mit drei oder acht Feinden zu tun habt. Das sorgt für zusätzliche Spannung.

Diese Runde endete mit einem Grund zum Jubeln: Unser Team hat gewonnen. Als Belohnung ernteten wir viele Erfahrungspunkte und stiegen gleich mehrere Level auf. Zusätzlich erhält der Spieler dafür Lootboxen, die etwa für Charaktere und Waffen rein kosmetische Skins enthalten. Zudem spülte uns der Sieg 1200 Legend-Token auf das In-Game-Konto. Mit der Währung können wir weitere Skins kaufen oder einen der beiden gesperrten Charaktere freischalten. Letzteres verlangt allerdings nach 12.000 Token.

Kein perfektes Spiel

Auch wenn wir in den paar Stunden durchaus viel Spaß mit "Apex Legends" hatten, fehlt es dem Spiel noch an Feinschliff. Mit einem Scout-Gewehr haben wir selbst dann noch problemlos getroffen, wenn der Feind so weit entfernt war, dass er nur wenige Pixel auf unserem Monitor einnahm. Ausgerechnet mit einem schweren Scharfschützengewehr lief das anders: Das Projektil fiel, wie in "PUBG", ab einer bestimmten Entfernung deutlich nach unten ab. Zudem fliegt die Kugel für unseren Geschmack zu langsam, was Treffer erschwert.

Einige Schrotflinten laden außerdem sehr langsam nach und richten dafür verhältnismäßig wenig Schaden an. Im Nahkampf seid ihr gerade mit so einer Waffe also im Nachteil: Sobald ihr euren Schuss abgegeben habt, müsst ihr nachladen, während der Gegner in aller Ruhe ein ganzes Magazin seiner Schnellfeuerwaffe auf euch entlädt.

Zudem sorgt das Matchmaking-System noch zum Teil für Probleme, da es häufig Spieler mit stark unterschiedlichem Können zusammenführt. Wir haben Runden erlebt, in denen Anfänger mit drei bis vier Abschüssen es mit Gegnern zu tun bekommen haben, die weit mehr als 1000 Abschüsse vorzuweisen hatten. Das Extra an Erfahrung hat klar für einen Vorteil gesorgt.

Vorläufiges Fazit: Battle Royale mit hohem Spielspaß

Unsere Begeisterung hielt sich bei "Apex Legends" zunächst in Grenzen – wegen der kurzen Spielrunden, in der unser Team einfach schnell über den Haufen geschossen wurde. Aber das gehört zu einem Battle-Royale-Spiel dazu und auch in "PUBG" liefen unsere ersten Matches trotz reichlich Shooter-Erfahrung so ab. Erst wenn euer Squad zusammenarbeitet und Fähigkeiten gezielt einsetzt, entfaltet "Apex Legends" sein Spielspaß-Potenzial. Und je mehr ihr spielt, desto häufiger findet ihr solche Teams.

Unser Fazit nach den ersten Stunden: "Apex Legends" macht beim Spielgefühl sehr viel richtig und liefert kurzweilige Action mit leichtem Einstieg. Respawn-Mechanik und Helden-Fähigkeiten bringen frischen Wind in das Genre und könnten den Titel auch für Spieler attraktiv machen, die "Overwatch" und Co. mögen. Gerade wenn ihr schon einmal einen Battle-Royale-Shooter gespielt habt, findet ihr euch schnell zurecht – obwohl sich auch vieles anders anfühlt. Das Phänomen "Fortnite" wird der Titel mit seinen speziellen Mechaniken vielleicht nicht sofort vom Thron stoßen. "Apex Legends" könnte aber noch eine ruhmreiche Zukunft vor sich haben. Nach dem bombastischen Start liegt es nun an Respawn, wie es weitergeht.

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