Bowers & Wilkins P5 Wireless im Test: Liebe auf den ersten Klang

Bowers& Wilkins P5 Wireless
Bowers& Wilkins P5 Wireless (© 2015 CURVED )
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Schon die Bowers & Wilkins-Kopfhörer mit Kabel waren klangtechnisch eine Offenbarung und boten einen fantastischen Tragekomfort. Nun setzt auch der britische Traditionshersteller auf Bluetooth – und der Verzicht aufs Kabel ist ein echter Gewinn. Mehr Liebeserklärung als Test.

Nein, ich bin nicht mehr objektiv. Dafür ist es zu spät. Schließlich nutze ich bereits seit mehr als zwei Jahren den B&W P5 als Hauptkopfhörer. Ich hege und pflege ihn, höre damit jede Art von Musik und manchmal auch Hörbücher. Wobei das gesprochene Wort schon fast eine Unterforderung für den Wohltöner ist. Aber gut, war teuer genug, muss er durch. Das einzige, was mich immer an den Kopfhörern der Edelmarke gestört hat, war das Kabel. Ich finde es zwar gut, dass gleich zwei Kabel im Paket liegen, eines davon sogar mit Fernbedienung fürs iPhone, aber die Qualität ist nicht sonderlich gut. Es ist nicht einmal ein Textilkabel und dazu sehr dünn. Zweimal ist es mir schon kaputt gegangen, zweimal musste ich mir ein neues Kabel kaufen.

(© 2024 CURVED )

Das ist Geschichte. Ich brauche künftig kein Kabel mehr, wenn ich in der gewohnten Qualität mit Kopfhörern Musik höre. Die P5 Wireless sind, wie es der Name verspricht, ohne Kabel nutzbar, denn sie sprechen Bluetooth. Zwar nur Bluetooth 3.0, aber dennoch reicht der Akku für bis zu 17 Stunden Hören. Aufgeladen werden die P5 per micro-USB. Bis zu acht Geräte merkt sich der Kopfhörer, so kann er sowohl am Smartphone als auch am Computer oder anderen kompatiblen Geräten eingesetzt werden. Aber selbst ohne Bluetooth kann ich den P5 nutzen, denn nach wie vor lässt sich ein Kabel einstecken – äußerst praktisch, falls der Akku auf Reisen dann doch mal leer ist. Um das Kabel einzustecken, muss ich einfach das magnetisch befestigte linke Polster abheben.

Einfach kuschelig

Apropos Polster: Der mit Leder überzogene Memory-Schaum schmiegt sich förmlich ans Ohr. Bequemer geht es kaum. Ich möchte einen Pyjama aus dem Material haben. Und dann will ich, dass Hans Paetsch noch einmal zurück kommt und mir eine Gute-Nacht-Geschichte vorliest. Der Kopfhörer ist selbst nach ein paar Stunden tragen kaum zu spüren – und das, obwohl er durch den Akku schon einen Tick schwerer ist, als das Vorgängermodell.

Dank der beweglichen Scharniere kann ich den P5 ziemlich schmal zusammenlegen und in der edlen Stofftasche verstauen, wenn ich ihn unterwegs mal nicht nutze. Und er hat jeden Schutz wirklich verdient. Manchmal möchte ich den P5 einfach nur anschauen, die feine Verarbeitung bestaunen und über die dezenten Nähte am Leder streichen. Und plötzlich merke ich dann, dass ich wieder ein Mikrofasertuch in der Hand halte, um die Metallteile zu polieren. Der P5 ist so etwas wie das Meisterstück von Mont Blanc: wunderschöne Ingenieurskunst, der man ihren Preis ansieht.

Ruhig mal vergleichen

Und es stimmt, 399 Euro sind für Kopfhörer ein sehr stolzer Preis. Doch vergleicht man den P5 mit anderen hochpreisigen Puschen, zum Beispiel mit Beats-Plastikbombern, relativiert es sich schnell. Vor allem, wenn man auch mal auf die leisen Töne achtet. Denn natürlich kommt es beim P5 vor allem auf den Klang an, das Design ist ja schließlich nur eine schöne Dreingabe. Würde der Klang nicht stimmen, wäre es ja fast so, als würde man einen Ferrari kaufen, bei dem ein schwacher Fiat-Motor eingebaut wurde. Oder die Kopfhörer eines Rappers... – ach nee, lassen wir das. Reden wir über den Klang.

Zuerst habe ich den P5-Kophörer mit meinem iPhone 6 Plus ausprobiert – ohne ihn vorher aufzuladen. Kein Problem. Wie es in der Anleitung steht, ist der P5 schon direkt nach dem Auspacken für mehrere Stunden betriebsbereit. Die Bluetooth-Verbindung klappt reibungslos, ich musste nur erst verstehen, dass ich den Powerbutton richtig herunterdrücken muss, um in den Pairing-Modus zu gelangen.

Nur ein Wort!

Sobald die Verbindung steht, ertönt ein angenehmes Signal. Also los geht's, zeig was Du kannst, spiel meinen Song! Die kurze Geschichte? Okay, mit einem Wort: Wow. Es ist erstaunlich, aber B&W hat es geschafft, dass sich der schon eh hervorragende Gesamteindruck des P5 in den vergangenen zwei Jahren noch einmal deutlich verbessert hat. Die Sound ist ausgewogen und warm, aber dennoch klar und ausdifferenziert. Der Bass ist kräftig, aber weich und nicht penetrant. Die Höhen wirken fast natürlich und nicht klinisch. Aber besonders in den Mitten spielt der P5 seine Stärken aus. Gerade bei ruhiger Musik, bei Jazz, Klassik oder entspannten Klampfen ist es einfach nur ein Genuss. Ich habe mich dabei erwischt, wie ich mit geschlossenen Augen der Musik gelauscht habe und dabei wieder ganz neue Töne entdeckt habe.

Okay, wahrscheinlich werde ich mir anhören müssen, dass ich ein Fanboy bin. Na und? Stimmt ja, ich bin ein Fan. Und nur weil ich ein Fan bin, werde ich andere Kopfhörer nicht schlecht bewerten, wenn sie ebenfalls gut sind. Und ich bin beim P5 auch kritischer als bei anderen. So habe ich in der zweiten Runde den High-Resolution Walkman von Sony mit dem Kopfhörer verbunden und damit unkomprimierte Musik gehört, entweder im Lossless- oder im FLAC-Format. Auch hier gibt sich der P5 keine Blöße. Der Sound ist kristallklar und tatsächlich anders als mit dem iPhone als Quelle. Hier zeigt der P5 wirklich, was ihn ihm steckt und wie genau er jeden Ton darstellen kann. Es wirkt teilweise wirklich fast so, als wäre ich bei der Aufnahme im Studio dabei. Allerdings nur fast. Manchmal habe ich das Gefühl, dass mir der Sound viel zu klar ist. Aber vielleicht liegt das auch an meinen Ohren.

Einer unter 1000

Ohne Übertreibung hatte ich im Laufe meines Lebens bestimmt um die 1000 Kopfhörer auf den Ohren. Meine Freunde machen sich manchmal über meine Sammlung lustig, den ich habe für fast jeden Zweck und für fast jedes von mir gehörte Musik-Genre einen eigenen Kopfhörer. Doch der P5 muss bei mir derzeit keine Konkurrenz fürchten: Selten hatte ich einen schöneren Klang erlebt als mit dem Schmuckstück von B&W – und wenn, waren diese Kopfhörer deutlich teurer. Aber 400 Euro sind eben auch keine Kleinigkeit, jeder muss selbst wissen, wie viel ihm guter Klang und hoher Tragekomfort wert ist. Für den Alltag, den Weg zum Bus oder beim Hören während der Arbeit sind sicherlich auch deutlich günstigere Kopfhörer mehr als ausreichend. Doch wer einmal mit dem P5 seine Lieblingsmusik gehört hat, und das garantiere ich, möchte das immer wieder tun.

Für mich ist der B&W P5 Wireless schon jetzt ein Gadget-Highlight des Jahres.

Ach ja, ein paar Eckdaten bin ich Euch noch schuldig: Alle Details findet Ihr natürlich auf der Homepage von Bowers & Wilkens.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
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