Garmin Vivosmart HR im Test: der unbequeme Allrounder

Garmin Vivosmart HR
Garmin Vivosmart HR (© 2016 CURVED )
195

Garmins Fitnesstracker Vivosmart HR liefert eine dauerhafte Pulsmessung und ist zudem wasserdicht. Das Wearable schafft den Spagat zwischen Alltag und Sport. Aber dauerhaft tragen möchte man das Gadget dennoch nicht.

Der Vivosmart HR fällt optisch nicht besonders auf. Ob das nun gefällt, ist Geschmackssache. Das Armband kommt in drei Farben (Schwarz, Blau oder Lila), ist allerdings nicht wechselbar. Der Fitnesstracker bietet einen Touchscreen mit einer Auflösung von 160 x 68 Pixeln und zeigt die Werte im Negativ an. Heißt: Dunkler Hintergrund und helle Schrift, damit Akku gespart werden kann. Per eigener Ladeschale kommt Energie in das Gerät. Der Akku hält ausreichend lang und musste im Test erst nach sechs Tagen an den Strom. Wer es nutzt, kann die App "My Fitness Pal" mit dem Vivosmart HR verbinden, um seine Kalorienzufuhr mit in die Statistiken einfließen zu lassen.

Display für Benachrichtigungen

Der Bildschirm des Fitnesstrackers kann im Hoch- und Querformat Benachrichtigungen oder Statistiken für den jeweiligen Tag anzeigen. Standardmäßig sehr Ihr auf dem Display die Uhrzeit, den Tag des Datums und den Wochentag. Ein Wisch zur Seite und Ihr seht wie viele Schritte Ihr bereits gegangen seid und wie viel noch zum Tagesziel fehlt. Auf der nächsten Seite werden Stockwerke gezählt, die ihr bewältigt habt. Danach seht ihr, wie viele aktive Minuten Ihr in der aktuellen Woche schon trainiert habt. Es folgen die verbrannten Kalorien für den aktuellen Tag und die zurückgelegte Distanz. Einen Wisch weiter kommt Ihr zur Steuerung für den Musikplayer, den aktuellen Wetterbericht, die letzten Benachrichtigungen von Apps und schließlich zum Puls, der Euch den aktuellen Wert und Euren durchschnittlichen Ruhepuls anzeigt. Wischt Ihr bei der Anzeige zur Herzfrequenz von unten nach oben, seht Ihr eine detaillierte Pulskurve der letzten vier Stunden.

Garmin Vivosmart HR
Garmin Vivosmart HR (© 2016 CURVED )

Zu den App-Benachrichtigungen zählen eingehende Anrufe, Kalendereinträge, E-Mails, SMS, Facebook, WhatsApp-Nachrichten und Co.. Auch Apps, die Euch andere Sachen mitteilen wollen wie zum Beispiel Free2Play-Games, bei denen Ihr wieder etwas Neues machen könnt, landen auf dem Display, falls ihr für diese Apps Benachrichtigungen auf dem Smartphone oder Tablet aktiviert habt. Per Vibrationssignal wird eine neue Meldung angekündigt.

Neben dem Display befindet sich eine Taste mit der ihr Aktivitäten oder den Nicht-Stören-Modus startet. Außerdem gibt es ein paar Einstellungen zum Thema Bluetooth, verbundene Apps, Sprache, Zeit und einiges mehr.

Trägt sich unbequem

Der Vivosmart HR muss leider sehr eng getragen werden, damit die Pulsmessung funktioniert. Das sorgt für Druckschmerz und tiefe Abdrücke auf der Haut. Zudem ist der Fitnesstracker recht hoch geraten. Mit ca. 12,5 Millimeter Dicke ist dieser deutlich höher als beispielsweise das Fitbit Charge HR. Das macht sich vor allem nachts bemerkbar: Das Armband ist zwar recht weich und lässt sich mit seiner Dornschließe leicht verstellen. Doch das Gehäuse um das Display ist komplett aus festem, starren Plastik. Liegt Ihr nun nachts auf Eurem Arm, kann das recht schmerzhaft werden. Beim Testen habe ich auch am Tag nie vergessen, dass ich gerade einen Fitnesstracker am Handgelenk trage, da ich ihn permanent spüre.

Bewegung und Sport aufzeichnen

Mit dem Vivosmart HR könnt Ihr Eure Laufeinheiten, Radtouren und Schwimmtrainings festhalten. Allerdings bietet diese Kategorisierung keine besonderen Funktionen. Das Gerät wird als wasserdicht bis 5 ATM (Druck in 50 Meter Tiefe) beworben. Beim Wassersport funktioniert die optische Pulsmessung durch den veränderten Hautwiderstand allerdings nicht mehr zuverlässig.

Beginnt Ihr ein Lauftraining, aktiviert Ihr den Sportmodus über die Taste am Fitnesstracker. In der App könnt Ihr vorher einstellen, welche Werte Ihr beim Workout dauerhaft sehen möchtet. Diese bestehen aus Zeit, Distanz, Kalorien, Herzfrequenz und -bereiche. Außerdem bietet die App noch einige nützliche Spielereien, wie das Erfassen von Laufschuhen oder Fahrrädern oder Trainingsplänen. Im Browser könnt Ihr auf der Webseite von Garmin Eure Statistiken noch besser sehen, Einstellungen vornehmen und Euch mit Freunden verbinden.

Garmin Vivosmart HR Browser
Garmin Vivosmart HR Browser (© 2016 CURVED )

Radsportler sollten darauf achten, dass der Fitnesstracker nicht mit weiteren Sensoren an Eurem Bike kompatibel ist. Deshalb wird das Workout lediglich als Aktivitätsminuten mit erhöhtem Kalorienverbrauch gutgeschrieben. Ansonsten ist die Kategorisierung der Sportarten eher etwas für das Gefühl. So könnt Ihr immer sehen, wann Ihr wie lange welchen Sport betrieben habt.

Ein Yoga-Workout von 30 Minuten läuft zum Beispiel in der Kategorie "Sonstiges" und zeigt Euch eine interessante Kurve zu Eurem Herzschlag an. So seht ihr besonders gut, ob Ihr es schafft, Euch in den richtigen Momenten und Positionen zu entspannen.

Garmin Vivosmart HR
Garmin Vivosmart HR (© 2016 CURVED )

Praktische Alarmfunktion bei Inaktivität

Für Leute, die viel sitzen, ist der Inaktivitätsmodus spannend. Den gibt nicht bei vielen Fitnessarmbändern. Im Gegensatz zur UP-Familie von Jawbone, bei der Ihr detailliert einstellen könnt, in welchem Zeitraum und -abstand Ihr an Bewegung erinnert werden wollt, hat das Vivosmart HR ein Intervall. Nach etwa einer Stunde vibriert das Armband zum ersten Mal und fordert den Träger mit einem "Los!" auf, sich zu bewegen. Ignoriert man diese Meldung, wird die Zeit zwischen den Vibrationsabständen geringer. Auf dem Display füllt sich unter der Uhr-Anzeige parallel dazu eine Balken. Beginnt man sich wieder zu bewegen, wird dieser nach etwa drei Minuten Gehen wieder zurückgesetzt, und die Inaktivitätsintervalle starten erneut.

Garmin Vivosmart HR
Der Balken unter der Uhranzeige füllt sich immer weiter, wenn man sich nicht bewegt (© 2016 CURVED )

Der Schrittzähler überzeugt

Positiv überrascht hat mich beim Testen das Ergebnis der Schritte. Auf 500 Schritte kam ich beim Zählen durchschnittlich auf einen Unterschied von gerade einmal sieben Schritten zu viel oder zu wenig. Auf der Bahnfahrt von Hamburg nach Berlin legte das Gerät nur knapp 100 Schritte obendrauf. Damit ist er sehr genau, was wohl an der Technik dahinter liegt: Garmin verwendet zwar wie alle Schrittzähler einen Beschleunigungssensor, baut aber einen Filter ein, der eine Zählung erst zulässt, wenn Ihr etwa acht Schritte am Stück gegangen seid. Beim Zähneputzen funktioniert das leider wie bei allen anderen Fitnesstrackern nicht. Nach wenigen Minuten schrubben, hatte ich 55 Schritte mehr auf dem Band.

Motivierend ist für manche bestimmt das wechselnde Tagesziel. Denn der Vivosmart HR lernt von Eurer Aktivität und passt die Schrittgrenze für den nächsten Tag immer neu an. So wird das Tagesziel geringer, wenn ihr es an den Vortagen verfehlt habt und das Erfolgserlebnis rückt näher. Andersherum verlangt das Vivosmart HR mehr, wenn Ihr das Ziel erreicht. Über die Web-Plattform könnt Ihr zudem Eure eigene Schrittlänge definieren und so eine genauere Zahl bei der zurückgelegten Distanz bekommen.

Leider ist die Schlafmessung ungenau

Bei der Schlaferkennung ist das Garmin-Armband nicht wirklich zufriedenstellend. Beispielsweise klingelte mein Wecker um 5:15 Uhr, und ich bin sofort aufgestanden. In der App wurde zwar erkannt, dass ich mich da bewegt habe, aber die Sitzzeit während des Frühstücks wurde dann wieder als Leichtschlafphase deklariert. Okay, ich war müde, habe aber definitiv nicht in meiner Müslischlüssel geschlafen. Auch der Weg zum Bahnhof und das stehende Warten auf den Zug wurde teilweise wieder als Schlafphase abgespeichert. Wer viel Wert auf eine bessere Schlaferkennung legt, sollte sich lieber ein Gerät auf der UP-Familie von Jawbone zulegen.

Zusätzlich zur Schlaferkennung zeichnet das Vivosmart HR die Bewegungen in der Nacht auf und zeigt diese in einem bunten Diagramm an. Ein Wecker kann über die App eingestellt werden, damit Ihr früh sanft per Vibration geweckt werdet und Euer Bettpartner im Schlaf davon nichts mitbekommt.

Fazit: Garmin macht vieles richtig

Sportler oder Gelegenheitssportler bekommen mit dem Vivosmart HR von Garmin einen Fitnesstracker für 149 Euro, der viele nützliche Funktionen zum Aufzeichnen von Workouts und dem Alltag bietet. Der recht genaue Schrittzähler gefällt, der Schlaftracker eher weniger.

Kritisieren muss die unübersichtliche App. Das lässt sich aber durch eine bessere Übersicht im Webbrowser ausgleichen. Leider hat im Test die Erkennung von Aktivitätsminuten nicht richtig funktioniert. Auch waren wir enttäuscht, dass Daten nur an die App gesendet werden, wenn die Server von Garmin erreichbar sind. Ohne Internet sind wir da aufgeschmissen. Intern speichert das Armband zum Glück die Daten und Workouts für bis zu 14 Tage. Doch das größte Manko ist das Tragegefühl. Der Vivosmart HR ist mir einfach zu fest und zu unbequem.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
Weitere Artikel zum Thema