Jaybird RUN im Test: In-Ear-Kopfhörer mit exzellentem Sound

Jaybird Run In-Ears
Jaybird Run (© 2017 CURVED )
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Anfang des Jahres überzeugte uns Jaybird mit einem Kopfhörer-Duo, den X3 und den Freedom. Mit den neuen RUN wollen sie aus dem Erfolgssprint einen Marathon machen. Der Test.

Was für das Smartphone das randlose Display ist, das ist bei In-Ear-Kopfhörern der Verzicht auf jegliches Geschnür. "Truly wireless", also Kopfhörer ganz ohne Kabel, ist 2017 der Trend. Auch Jaybird, 2016 übernommen von Logitech, setzt Ende des Jahres beim neuen Modell die Schere an. Schnipp, ist das Kabel weg und ein neues Produkt entworfen: RUN heißen die ersten "Truly wireless"-Kopfhörer des Unternehmens.

Einfachste Einrichtung

Wie Manschettenknöpfe ruhen die Ohrstöpsel in ihrer schwarzen Schatulle. Schon beim ersten Auspacken begrüßen mich die RUN mit "Headphones fully charged" und kurz darauf mit "Headphones connected". So einfach geht's. Ist Bluetooth auf dem Smartphone aktiviert und die "MySound"-App von Jaybird installiert, läuft der Rest von allein. Fortan finden und verbinden sich die beiden Geräte via Bluetooth 4.1 automatisch, sobald ich die In-Ears aus der Box nehme.

Während die kabellose Verbindung binnen Sekunden hergestellt ist, dauert das Anpassen der Aufsätze samt Finnen etwas länger. Insgesamt vier Aufsätze und vier unterschiedlich große Finnen legt Jaybird den RUN bei. Bis da die für das eigene Ohr richtige Kombination gefunden ist, dauert es nach dem ersten Auspacken ein bisschen. Die gummierten Finnen gewähren zusätzlichen Halt im Ohr, indem sie die In-Ears wie eine Art Widerhaken – keine Sorge, da schmerzt nichts – in der Ohrmuschel verankern. Wer Angst hat, die Kopfhörer beim körperlicher Aktivität zu verlieren, dem sei gesagt: Der Name "RUN" ist hier absolut wörtlich zu verstehen. Laufen, Seilspringen, Fitnesstraining – die In-Ears machen alles mit. Wie alle anderen Modelle von Jaybird haben auch die RUN keine Angst vor Schweiß oder Laufen im Regen. Wobei auch sie nicht zum Schwimmen und Duschen geeignet sind.

Noch besser wird's mit den Schaumstoffaufsätzen von Comply, die aber aus unerfindlichen Gründen nicht beiliegen. Ausgerechnet bei ihrem derzeit teuersten Modell legt Jaybird ausschließlich Silikon-Stöpsel bei. Kurios: Bei den Freedom, die zum Start ebenfalls 199 Euro kosteten, hatten Kunden noch die Wahl. Warum also nicht bei den RUN?

Bronze in Ausstattung

Die Zolo+ von Anker bieten neuste technische Standards: Bluetooth 5.0 ist nur einer davon, den ich auch bei den RUN gerne gesehen hätte. Die Reichweite der Verbindung reicht zwar auch hier problemlos über ein paar Meter aus. Aber vor allem bei Telefonaten kam es immer mal wieder zu Aussetzern. Musikhören hingegen funktionierte bei mir tadellos, egal, wo ich das Smartphone liegen hatte. Übrigens lässt sich der rechte Ohrknopf der RUN auch einzeln benutzen. Der linke nicht, da er nicht direkt mit dem Telefon verbunden ist.

Wie auch die Zolo+ lassen sich die RUN eingeschränkt ohne Smartphone bedienen. Die Taste auf dem rechten Kopfhörer startet bzw. stoppt die Musikwiedergabe und nimmt Anrufe entgegen. Links aktiviert Ihr den Google Assistant oder Siri. Über die "MySound"-App lässt sich alternativ die Lautstärke über rechts und links ändern. Das war's dann aber auch schon an technischer Finesse. Kein Herzfrequenzmesser wie die Jabra Elite, kein Transparenz-Modus wie die Zolo+.

Auch bei der Laufzeit der Akkus müssen sich die RUN mit Platz 3 zufrieden geben. Zwar schaffen sie mit einer Ladung gut dreieinhalb bis vier Stunden am Stück, je nach Lautstärke natürlich. Aber dafür hält die Ladebox lediglich eine Reserve von maximal acht Stunden bereit. Insgesamt also knapp zwölf Stunden minus die Ladepausen. Die Jabra Elite schaffen in beiden Bereichen mehr, die Zolo+ brillieren immerhin in der zweiten Disziplin: Mithilfe der Transportbox erreichen die Anker-Kopfhörer bis zu 48 Stunden Spielzeit.

Soundastisch

In ihrer technischen Ausstattung fallen die Jaybirds gegenüber der Konkurrenz also zurück. Das machen sie allerdings im Sound locker wieder wett. Schon out of the Box liefern die RUN mit ihren 6-mm-Treibern ein Eins-A-Klangbild ab. Ausgewogen und satt spielen Bass, Mitten und Höhen gemeinsam auf, anstatt sich gegenseitig aus. Noch aufregender wird es, wenn Ihr Euch ein bisschen mit der App beschäftigt. Der eingebaute und frei verstellbare Equalizer lässt akustisch keine Wünsche übrig und macht Euch zum Toningenieur. Ganz nach eigenem Gusto definiert Ihr das Volumen der unterschiedlichen Tonlagen. Wenn Ihr euch so viel Finesse und Hörgefühl selbst nicht zutraut, greift Ihr einfach auf die Preset-Bibliothek zurück. Neben von Jaybird kuratierten Equalizer-Einstellungen findet Ihr doch auch Soundvorlieben von Sportlern und anderen Nutzern. Hier ziehen die Zolo+ mit ihren gerade einmal fünf vorgefertigten Presets klar den Kürzeren.

Für alle, die vorhaben, die RUN als Alltagskopfhörer zu verwenden, hier noch ein Hinweis: Bei Videos laufen Bild und Ton gegenwärtig noch asynchron. Ein Firmware-Update könnte das Problem allerdings beheben. Im Jaybird-Forum haben Nutzer bereits mehrfach auf das Problem hingewiesen.

Fazit

Über den Preis und die technische Ausstattung der RUN kann man geteilter Meinung sein. Klar hätte ich Bluetooth 5.0 begrüßt. Auch eine Art von Transparenz-Modus wäre gerade bei sportlicher Aktivität in der Stadt ein hilfreiches Feature gewesen. Und 199 Euro sind sicherlich keine leichte Kaufentscheidung. Vor allem in Hinblick auf die teils wesentlich günstigere Konkurrenz.

Was also dann ist der Grund für die Begeisterung? Ganz einfach: der Sound. Hier liefert Jaybird erneut, was sie schon bei den X3 und den Freedom eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben: Sie verstehen es, Volumen und Qualität auf kleinstem Raum verlustfrei zu vereinen. Es macht einfach Spaß, mit den RUN Musik zu hören, egal wo. Ob beim Sport, beim Einkaufen in der Stadt oder beim konzentrierten Arbeit: Die In-Ears stören zu keiner Zeit im Ohr, halten lange durch und liefern exzellenten Sound für ihre Größe. Da ist es für mich zweitrangig, ob sie nebenbei noch Schritte zählen können. Denn akustisch rennen sie ihren Mitbewerbern allemal davon.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
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