"Monster Hunter World" für PS4 im Test: Wie gut ist die Dino-Jagd?

Monster Hunter World
Monster Hunter World (© 2018 Capcom )
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Die in Japan mit über 20 Millionen verkauften Exemplaren extrem erfolgreiche Spiele-Serie "Monster Hunter" fristete hierzulande ein Nischendasein auf dem Nintendo 3DS. Bis jetzt! Das Warten hat endlich ein Ende: Mit "Monster Hunter World" für Playstation 4 und Xbox One bricht für angehende Jäger eine neue Zeitrechnung an. Wir haben das epische Action-Rollenspiel für euch ausführlich getestet.

Satte 14 Jahre ist es her, dass ihr die Monsterhatz auf einer potenten stationären Konsole spielen konntet. Seit "Monster Hunter" für die Playstation 2 war die Serie praktisch nur auf dem Mäusekino des 3DS zu "bestaunen". Diese Hardware wurde dem Geschehen auf dem Bildschirm in keinster Weise gerecht. Das hat sich auch Hersteller Capcom gedacht und bringt nun endlich eine optisch exzellent in Szene gesetzte Version für aktuelle Spielekonsolen auf den Markt – PC-Spieler müssen sich noch bis zum Herbst 2018 gedulden.

Der Fluch der Ältesten

Sanft segelt euer an eine Kogge erinnerndes Schiff auf dem Weg in die "Neue Welt" über das Meer. Urplötzlich türmt sich aus der nun peitschenden See ein gigantischer Vulkan auf, der euer Schiff vernichtet und euch dazu zwingt, voller Angst um euer Leben zu rennen und euch in Sicherheit zu bringen. An der exotischen Küste angekommen werdet ihr aber zum Glück warmherzig im Empfang genommen und traut euren Augen kaum: Das war kein Vulkan, der da aus dem Meer emporstieg. Es war nur der Rücken eines gigantischen Ungetüms, einem der legendären "Ältesten-Drachen". Warum sich Godzilla an die Küste der neuen Welt verirrt hat, wüsste der Dorfvorsteher auch gerne und er hat noch mehr schlechte Nachrichten für euch: Es scheint, als ob sich alle der Ältesten-Drachen auf den Weg in die Heimat der Menschen gemacht haben. Planen sie einen Angriff? Und wenn ja, warum?

Ein Jäger, ein Wort

Es liegt nun an euch, diesem im wahrsten Sinne des Wortes gigantischen Geheimnis auf die Schliche zu kommen und dafür zu sorgen, dass sich die Bewohner der neuen Welt wieder in Sicherheit wiegen können. Nach einer wilden Hetzjagd erreicht ihr endlich das gesichterte Palisaden-Lager "Astera", in dem ein großer Teil der Bevölkerung Schutz vor dem Unheil sucht. Vom Kommandanten der Jäger werdet ihr dazu auserkoren, die weitläufigen und verzweigten Spielgebiete zu erkunden und jede Bedrohung für das Dorf von der Platte zu putzen. Immer an eurer Seite ist der kleine Palico, eine sogenannte Helferkatze. Sie unterstützt euch nicht nur so gut es geht im Kampf, sondern sammelt auch Ressourcen, die für das Überleben in "Monster Hunter World" von allergrößter Wichtigkeit sind. Gute Freunde kann bekanntlich niemand trennen, eure Katze wird bis ans Ende des Spiels euer treuer Begleiter.

Monster Hunter World
In Astera angekommen seht ihr euch erstmal in aller Ruhe um. (© 2018 Capcom )

Erste Schritte in der neuen Welt

Nachdem ihr euch genug Zeit genommen habt, um euren Charakter zu erstellen und das Aussehen eurer Katze festzulegen, geht es dann auch schon auf die erste kleinere Erkundungstour im angrenzenden Zauberwald. Insekten flirren um die dicken Wurzeln uralter Bäume, der Wald wird mit jedem Schritt dichter und bald fällt nur noch fahles Sonnenlicht durch das sich sanft im Wind wiegende Blätterwerk. Ihr tastet euch vorsichtig vorwärts und untersucht etwas zu groß geratene Fußspuren im Schlamm: Und schon sausen kleine Glühwürmchen empor, die eure erste gefundene Fährte zum Anlass nehmen, euch Stück für Stück der furchterregenden Kreatur, die ihr jagen sollt, näherzubringen. Doch ein echter Jäger kennt sich auch mit der Umgebung aus, sammelt fleißig Pilze, kleine Käfer und schier unzählige andere Dinge, die euch auf eurem Weg durch das Dickicht in die Hände fallen.

Aus Richtung einer kleinen Lichtung nahe eines Teiches vernehmt ihr ein unheilvolles Grollen und wisst Sekunden später auch schon warum: Aus der Tarnung eines Busches heraus beobachtet ihr, wie sich zehn kleine Dinosaurier, die aussehen wie hübsch gefärbte Raptoren, über ein Stück Aas hermachen und urplötzlich hektisch das Weite suchen. Aus gutem Grund, denn schon stapft ein über zehn Meter langer Groß-Jagra auf den Tierkadaver zu und beginnt genüsslich daran zu nagen. Das ist eure Chance: Mit einem Herz, das bis zum Hals schlägt und dem Großschwert in der Hand rennt ihr auf das Biest los und platziert die ersten Schläge. Das Vieh taumelt kurz und setzt mit seinem Krallen und Zähnen zum Gegenangriff an. Eine Attacke gibt die nächste, die riesige Echse sabbert und humpelt – und ihr setzt zum finalen Schlag an, während euch das Adrenalin aus den Ohren läuft. Geschafft! Bevor der Timer langsam von 50 auf Null zählt sammelt ihr noch fleißig die Knochen, Häute und Zähne ein, die das Biest ja nun nicht mehr braucht – ihr dafür umso mehr.

Monster Hunter World
Der Groß-Jagra ist euer erster ernstzunehmender Gegner. (© 2018 Capcom )

Bastel Dir einen

Nun landet ihr wieder in Astera und beginnt sofort damit, euer gesammeltes Material in nützliche Dinge umzuformen. Die Pilze und Kräuter dienen zur Herstellung verschiedenster Tränke und Mixturen, mit den Monster-Teilen wie den Zähnen und Knochen führt euer Weg zum Schmied. Hier setzt ihr die Teile ein, um euch eine neue Rüstung und ein neues Schwert schmieden zu lassen – und für eure Katze reicht es auch für einen neuen Aufputz. Anders als ihr es von Rollenspielen gewohnt seid, werdet ihr in "Monster Hunter World" nicht nur das Erreichen einer neuen Stufe stärker, sondern nur über die Verbesserung oder Erneuerung eures Panzers und eurer Waffe. So gerüstet wendet ihr euch dem nächsten Kapitel der Geschichte zu, das immer von einem hübschen Einspieler begleitet wird. Neben dem Schmied warten in Astera noch viele weitere Örtlichkeiten auf euch, die ihr regelmäßig besuchen solltet.

Hauptanlaufpunkt sind meistens die Quest-Boards, auf denen Haupt- und Nebenaufgaben verzeichnet sind. Auch das in Astera ansässige Forscherteam hat immer wieder neue und sehr lohnende Aufgaben für euch. Gut Ding will bekanntlich Weile haben, und so kann es schonmal bis zu einer halben Stunde dauern, bis ihr bereit für euer nächstes Einsatzziel seid. Umso besser. Denn wenn ihr möchtet, könnt ihr alle Aufträge in Monster Hunter World gemeinsam mit euren Freunden in Angriff nehmen. Das "Wann" unterliegt für die Einsätze der Hauptgeschichte zwar kleinen Restriktionen (ihr müsst einige Aufgaben erst einmal alleine erfüllen, bevor ihr sie dann im Team nochmal spielen könnt), aber generell ist das Spiel darauf ausgelegt, dass ihr zu viert loszieht und jeder die verschiedenen Vorteile der Waffe nutzt, für die er sich entschieden hat. Bei 14 verschiedenen Waffenarten, wie Schwertern, Lanzen, Armbrüsten, Bögen und auch Gewehren keine einfache Aufgabe.

Monster Hunter World
Eurem treuen Katzenbegleiter könnt ihr putzige Kostüme verpassen. (© 2018 Capcom )

Was erwartet euch in "Monster Hunter World"?

Der vorangegangene Text beschreibt ziemlich genau, was euch über die gesamte Spielzeit von "Monster Hunter World" generell erwartet. Ihr durchforstet die vielen großen Spielgebiete mit euren Freunden oder alleine immer wieder und wieder und stellt euch immer gefährlicheren und immer größeren und abgedrehteren Monstern im Kampf. Diese sind dann auch – neben den organisch wirkenden und äußert hübsch anzusehenden Umgebungen, die bis zum Rand mit Rohstoffen und Überraschungen gefüllt sind – die absoluten Stars des Spiels. Unglaublich toll designt, sehr unterschiedlich und alle auf eine andere Art gefährlich, begeistern die Biester mit wuchtigen und lebensechten Animationen und Sounds. Wenn die Bestien dann mal per Zufall aufeinandertreffen, erlebt ihr von der sicheren Deckung aus den buchstäblichen "Kampf der Titanen". Auch wenn ihr mit eurem – später hoffentlich gut aufeinander eingespielten – Team gegen die Monster antretet, ergeben sich in so gut wie jedem Kampf immer neue und aufregende Situationen, die ihr so schnell nicht vergessen werdet.

Die Spielzeit für die Hauptgeschichte gibt der Hersteller Capcom mit 50 bis 60 Stunden an, in der Wirklichkeit werdet ihr aber deutlich länger unterwegs sein. Für weit über 100 Stunden reicht der Spielinhalt auf jeden Fall locker aus. Besonders wenn man bedenkt, dass ihr zwischen den Hauptmissionen entweder immer wieder mit kleineren Freuden beschäftigt seid oder bereits erledigte Aufgaben nochmals in Angriff nehmt, um an die begehrten Teile für neue Rüstungen und Waffen zu kommen. Für Freunde von hardcorigen Action-Rollenspielen ist der in "Monster Hunter World" dargebotene Spielverlauf mit Sicherheit der "Himmel auf Erden".

Viel Licht und ganz wenig Schatten

Auf der Habenseite stehen bei "Monster Hunter World" die irre toll gemachten Drachen und Dinosaurier-Wesen, die Möglichkeit der Online-Koop-Spiels mit bis zu drei Freunden, eine schier unfassbare Komplexität und Tiefe bei den Mechaniken, äußerst ansehnliche Optik, die fast durchgehend mit 30 Bildern pro Sekunde über den Bildschirm flimmert und in den Kämpfen einige der wohl unvergesslichsten Momente eurer Videospiel-Historie. Habt ihr zuvor noch kein Spiel dieser Reihe gespielt, werdet ihr zu Beginn von den vielen Möglichkeiten erschlagen. Auch die Trägheit bei der Führung einiger Waffen dürfte, bis ihr euch daran gewöhnt habt, für etwas Unmut sorgen. Dazu kommt – auch das kennen Veteranen schon aus dem Effeff – , dass es im Kampf gegen die Monster und auch nach deren Ableben zu einigen unschönen Clipping-Fehlern kommt. So passiert es oft, dass ihr mitten im Monster steht, wenn die sogenannte "Kollisionsabfrage" nicht greift. Dabei geht teilweise die Übersicht flöten und ihr müsst euch erst ein paar Meter von dem Viech wegrollen, um wieder klar zu sehen.

Fazit: Schluss mit dem Einheitsbrei

Wenn ihr euch dieses Jahr nur ein Spiel aus dem hart umkämpften Genre der Action-Rollenspiele gönnen wollt und über eine verlässliche Online-Community verfügt, dann führt eigentlich kein Weg an "Monster Hunter World" vorbei. Es ist ein wahr gewordener Traum zu sehen, dass sich der Entwickler eben nicht dem allgemeinen Trend ergibt, langgeliebte Mechaniken zu verwässern und zu vereinfachen – oder gar bescheuerte Loot-Boxen und kaufbare Extra-Inhalte im Spiel zu platzieren. "Monster Hunter World" ist knallhart, stellenweise auf eine charmante Art kantig, archaisch und unnachgiebig. Aber genau das ist es, was die Serie immer ausgemacht hat und wofür sie von den Fans heiß und innig geliebt wird. Wenn ihr dem Titel eine Chance gebt – was wir auch Genre-Neulingen sehr ans Herz legen – dann werdet ihr auf eine Art und Weise belohnt, wie es in der heutigen Zeit bei Spielen eher unüblich geworden ist. Capcom hat das jahrelange Flehen der Monster-Hunter-Spieler ("Bitte, Bitte, nicht noch eine Version für den 3DS!") gehört und beweist eindrucksvoll und mit sehr hohem technischen Aufwand, wie ein Action-Rollenspiel aussieht, das seinen Namen auch verdient hat. Danke, Capcom! Ich bin endlich "nach Hause" gekommen!

"Monster Hunter World" ist ab sofort für Playstation 4 und Xbox One erhältlich und hat die Altersfreigabe "Ab 12 Jahren".

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
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