Vergesst "Freeletics": Bei "Kernwerk" gleicht kein Workout dem anderen

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"Kernwerk" ist eine Fitness-App für Personal Training, bei der kein Workout dem anderen gleicht. Hier bekommen Sportler jeden Tag ein individuelles HIIT-Krafttraining, das sich nach der Fitness, Motivation und dem vorhandenen Equipment richtet  – egal ob draußen ohne Gewichte oder im Fitnessstudio. Wir haben das getestet.

„Kernwerk" verspricht digitales Personal Training ohne starre Fitness-Pläne und vorgefertigte Workouts auf der Matte für die breite Masse. Hier sollen Anfänger bis Profis jederzeit maßgeschneidertes Training bekommen. Das folgt als Technik-Krafttraining mit anschließendem hochintensives Intervalltraining zwar stets einem langfristigen Plan und Fitnessziel, allerdings geht Kernwerk auf dem Weg dorthin intensiver auf den Nutzer ein: Je nach Motivation, Fitnessstand und Equipment wird jede Trainingseinheit individuell auf den Sportler zugeschnitten. Außerdem ist es bei Kernwerk sogar erwünscht, das Workout zugunsten anderer Sportarten auch mal sausen zu lassen – genauso wie freie Tage zur Regeneration vorgesehen sind.

Der digitale Personal Trainer kommt ab fünf Euro im Monat zu Einsatz

Das Wichtigste vorab: Ihr könnt Kernwerk über die ansprechende Webseite nutzen oder direkt mobil als kostenlose App für iOS und Android auf euer Handy laden. Die ersten zwei Wochen trainiert ihr gratis, ohne dass eure Mitgliedschaft automatisch in ein Abo übergeht. Wer dranbleibt, darf selbst bestimmen, was ihm Kernwerk wert ist: Fünf Euro im Monat sind Minimum, man darf den neun Kernwerk-Trainern aber auch mehr Anerkennung zukommen lassen. Der Wunschbetrag lässt sich jeden Monat anpassen und der Vertrag ist jederzeit kündbar. Klingt schonmal ziemlich fair, oder?

So wird euer Kernwerk-Training maßgeschneidert

"Täglich variierende Workouts. Hundert Prozent auf dich zugeschnitten": Das ist ein großes Versprechen für eine Fitness-App. Und das geht natürlich nur auf, wenn die User mitmache und "ihr" Kernwerk entsprechend personalisieren. So funktioniert es:

  • Wer sich bei Kernwerk registriert, wird zunächst nach Alter, Größe, Gewicht und aktueller Fitness gefragt.
  • Außerdem soll man seine Ziele fixieren: Abnehmen, Abwechslung im Training, neue Trainingsreize, Ausdauer oder Kraft aufbauen.
  • Zudem fragt Kernwerk ab, wie die Trainingsmöglichkeiten aussehen: Sind Dips machbar, etwa auf zwei Stühlen? Gibt es eine Klimmzugstange, ein Rudergerät, Schwimmbecken, ein Fahrrad, eine Wand, Widerstandsbänder oder habt ihr die Möglichkeiten und Muße, zu joggen? Welche Gewichte, Kettlebells, Medizinbälle oder Sandsäcke sind vorhanden?
  • Dann legt ihr noch euer gewünschtes Trainingspensum fest, zwischen zwei und fünf Trainingstagen, und könnt dabei auch direkt andere Sportarten berücksichtigen oder feste Pausentagen speichern. Diese Einstellungen könnt ihr jederzeit überarbeiten.
  • Schließlich folgt ein kurzer Einstufungstest zur ersten Grobeinschätzung meiner Fitness mit einem kurzen Cardio-Teil, Push-ups, Squats, Burpees und einer Bauchübung. Die App zählt jeweils zwei Minuten runter, während ich meine Wiederholungen zähle.

Danach bekomme ich auch schon die ersten Workouts, die mit jedem Training passgenauer werden: Unter anderem unter Berücksichtigung des Timers passt der Kernwerk-Algorithmus die Übungen beziehungsweise Belastungen für das Folge-Workout an. Über die detaillierte Bewertung der einzelnen Trainingseinheiten kann ich nochmals persönlich Einfluss darauf nehmen. Genauso, wie ich vor jedem Workout entscheide, ob ich zuhause, draußen oder im Studio trainieren möchte beziehungsweise welches Equipment vorhanden ist.

Nach zehn Workouts soll das Training schon wesentlich individueller sein, nach zwanzig Workouts soll es „wie Faust aufs Auge“ passen, versprechen die Entwickler.

Sollte das nicht der Fall sein, können Nutzer direkten Kontakt zu den Trainern aufzunehmen, um die Einstellungen zu überprüfen.

(© 2024 CURVED )

Der Kernwerk-Übungsbaum zeigt: Nach oben gibt es kein Limit

Besonders motivierend finde ich den Kernwerk-Übungsbaum, der sämtliche Übungen gestaffelt nach ihrer Schwierigkeit auflistet. Bei den für mich bereits freigeschalteten Übungen in grün finde ich direkt Anleitungen mit Bilder, Texten und Video-Tutorials zum Üben. Einen kleinen Vorgeschmack gibt es auf dem YouTube-Kanal von Kernwerk. Einzelne Übungen in orange kann ich nach und nach freischalten, je nachdem, wie meine Fortschritte ausfallen. Der Baum veranschaulicht aber auch sehr schön, dass es nach oben hin keine Fitness-Grenzen gibt: Eines Tages möchte ich den einarmigen Handstand schaffen.

Wer noch mehr Motivation braucht, kann sich in den Benchmark-Workouts in unterschiedlichsten Disziplinen – unter anderem auch beim Joggen – mit anderen Usern messen. Darüber hinaus hält Kernwerk ein Magazin mit Ratgebern zu Fitnessthemen bereit sowie einen Feed mit einer Community.  Auch wenn die Workouts mit jeweils einem Kraft- und einem HIIT-Part nicht länger als 45 Minuten dauern: Bei Kernwerk kann man wirklich sehr viel Zeit und Schweiß lassen.

Mein Fazit zur Kernwerk-Performance: Gelungene Weiterentwicklung von "Freeletics" und Co.

Während viele Fitness-Apps nicht genug fordern, können andere, wie "Freeletics" schon sehr demotivieren, wenn man nicht gerade als Burpee-Held vom Himmel fällt. Außerdem wird jedes Workout irgendwann langweilig, wenn es dabei immer um dieselben Strategien und Übungen geht. Das läuft bei Kernwerk ganz anders, weil die Übungen, Intensitäten, Sätze, Pausen, Wiederholungszahlen und das Setting jedes Mal variieren. Bisher gibt es meines Wissens nach keine zweite App, die Bodyweight- und Gewichtstraining so umfassend miteinander kombiniert. Mit Kernwerk benötigt man höchstens noch eine App für die richtige Fitness-Ernährung – denn die ist hier noch gar kein Thema.

„Wir holen so alles aus dir heraus, ohne dich zu überfordern. Wir bringen dich an deine Grenzen und verschieben diese soweit, wie du es nie für möglich gehalten hättest", versprechen die Trainer – und das kann ich so unterschreiben, weil die App mich mit jedem Training besser einschätzt. Für weitere Herausforderungen und Motivation sorgen die Benchmark-Challenges und der Übungsbaum, der visualisiert, wo man steht – und welche krassen Übungen man noch lernen könnte. Diese Fitness-Erfahrung ist auf jeden Fall spannend und eine willkommene Weiterentwicklung nach dem Freeletics-Hype.

Kleine Abzüge gibt es allerdings beim Laden der Trainingspläne, was nicht immer direkt klappt, weil die Android-App sich öfter mal aufgehängt: Anwendung schließen und neu laden hilft. Außerdem störte der Timer teilweise: Weil im Fitnessstudio das Rudergerät nicht zwingend neben der Klimmzugstange steht, gehen beim Intervalltraining wertvolle Sekunden verloren. Das veranlasst den Kernwerk-Algorithmus dazu, das nächste Training leider etwas lascher zu gestalten. Allerdings ist Kernwerk auch noch relativ klein auf dem Markt und bemüht sich stetig um Verbesserungen. Das Preis-Konzept klingt verlockend: Wo bekommt man schon personalisierte Trainingspläne für fünf Euro im Monat? Allerdings ist fraglich, ob sich das Angebot auf Dauer für die Entwickler rechnet.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
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