Steel HR Sport im Test: Was kann die erste Sport-Watch von Withings?

Withings Steel HR Sport in schwarz
Withings Steel HR Sport (© 2018 CURVED )
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Gerade hat Withings seine ersten Hybrid-Smartwatch speziell für Hobbysportler vorgestellt. Die Steel HR Sport unterstützt 30 Sportarten dank Pulssensor und Connected GPS und soll euch außerdem verraten, wie es um eure Fitness steht. Wir haben die smarte Analoguhr für euch getestet.

Die Withings Steel HR Sport ist die erste Hybrid-Smartwach speziell für Sportler aus dem Hause französischen Elektronik-Herstellers, kommt aber gewohnt klassisch elegant als schwarze Analoguhr aus Edelstahl – wahlweise mit weißem Zifferblatt – mit Silikonarmband daher. Auf sechs Uhr befindet sich die bewährte runde Schrittzähleranzeige und auf zwölf Uhr ein kleines rundes OLED-Display. Das lässt sich über einen einzigen Knopf am rechten Uhrengehäuse bedienen: Ihr könnt wischen Digitaluhrzeit, Datum, der aktuellen Herzfrequenz, verbrannten Kalorien, zurückgelegten Schritten und Kilometern, Wecker, dem Akkustand und Push-Benachrichtigungen wechseln. Eingehende Anrufe, Termine und Nachrichten auf eurem Handy könnt ihr über das kleine Display einsehen, wobei Texte durchlaufen. Die Weckfunktion durch Vibration am Handgelenkt ist ebenfalls praktisch. Auf weitere Smartwatch-Funktionen wie Wettervorhersagen, Erinnerungen an regelmäßige Bewegung oder Musiksteuerung verzichtet Withings.

Akkuleistung und Tragekomfort

Dafür profitiert ihr von einer langen Akkulaufzeit: Ich nutze die Uhr jetzt den sechsten Tag und bin trotz drei Sporteinheiten über 90 Minuten noch bei 65 Prozent Akku. Ohne Sport-Tracking soll die Uhr laut Hersteller bis zu 25 Tage durchhalten. Über das mitgelieferte magnetische Ladekabel ist sie binnen zwei Stunden wieder voll aufgeladen.

Im Alltag überzeugt die Steel HR Sport durch hohen Tragekomfort: Die edle aber robuste Sport-Uhr passt mit 39,5 Millimeter Durchmesser auch auf kleine Handgelenke und zum Business-Outfit prima, ist mit 49 Gramm sehr leicht und mit 13 Millimeter Dicke angenehm flach, so dass man nicht ständig irgendwo hängen bleibt. Deutlichen Abzug gibt es aber für das Armband, das – egal ob ihr euch für die schwarze oder braune Lederausführung beziehungsweise die schwarze oder rote Silikon-Variante mit 20 Millimeter Breite entscheidet – nur in einer Länge gibt und bei mir locker fünf Zentimeter vom Handgelenk ragt.

Bewegungs- und Schlaftracking im Alltag

Als Fitnesstracker überwacht die Steel HR Sport den ganzen Tag über immer mal wieder die Herzfrequenz des Nutzers und die "Health Mate"-App bereitet die Daten in anschaulichen Diagrammen auf. Im Vergleich mit einem Garmin-Gerät gab es nur minimale Abweichungen von etwa drei bis vier Schlägen pro Minute. Gut gefallen haben mir die Erklärungen und Tipps, die man über die drei Menüpunkte oben rechts in der App erhält: Hier erklärt Withings Interessierten, wie Herzfrequenzbereiche berechnet werden oder wie sich der Ruhepuls im Schlaf durch einen gesünderen Lebensstil senken lässt. Darüber hinaus zeichnet die Uhr Schritte und sportlichen Aktivitäten auf, aber keine Treppen beziehungsweise Stockwerke. Diese werden in verbrannte Kalorien umgerechnet und man kann die Health-Mate-App mit dem Ernährungstracker "MyFitnessPal" koppeln und so auf dem Dash-Board sein Kalorienkonto einsehen. Die Lebensmittel muss man aber weiterhin über die Ernährungs-App eintragen.

Die Analyse meines Schlafes in der App machte auf den ersten Blick mit dem der grafischen Darstellung der Schlafphasen sowie dem Schlaf-Index und seinem Ampelsystem einen sehr fundierten Eindruck: Hier werden Schlafdauer, -tiefe, die Regelmäßigkeit sowie Unterbrechungen bewertet. Mit Klick auf die einzelnen Parameter gibt es auch hier wieder interessante Infos und Tipps. Auf den zweiten Blick stelle ich allerdings fest, dass die Uhr Schlaf trackt, wo keiner war: Tatsächlich lag ich wach mit Buch im Bett. Das können andere Fitnesstracker mit Bewegungs- und Herzfrequenzsensoren besser unterscheiden. Dafür punktet Withings mit Coaching-Programmen wie "Sleep smarter", dem "Schwangerschaftstracker" oder "Besserer Body" sowie der "Bestenliste" mit nützlichen wie motivierenden Hinweisen für gesündere Alltagsgewohnheiten.

Die Performance beim Sport

Die Steel HR Sport unterstützt 30 Sportarten, darunter neben den gängigen auch diverse Ballsportarten, Boxen, Klettern, Kytesurfen, Wintersport oder Zumba. Über die App können Nutzer fünf Sportarten als Schnellzugriff für die Uhr festlegen. Das Workout muss manuell über einen langen Knopfdruck gestartet werden, da die Withings-Watch nur Joggen automatisch erkennt. Schwimmen angeblich auch, aber das hat im Test nicht geklappt. Auch hat die Uhr keine Distanzen, Schwimmstile oder -züge aufgezeichnet, sondern lediglich die Herzfrequenzzonen. Wenn man bedenkt, dass die optische Pulsmessung mittels LED-Licht unter Wasser aufgrund des lockeren Sitzes am Handgelenk als wenig zuverlässig gilt, ist das Schwimmtracking insgesamt wenig aussagekräftig. Zu den geschwommenen Bahnen konnte die Uhr keine Daten sammeln, weil ich mein Smartphone ungern am Beckenrand liegen lasse und die Uhr über kein eigenes GPS verfügt.

Beim Laufen war das Smartphone dabei, aber auch hier war die Performance der Steel HR Sport eher enttäuschend: Leider riss die Bluetooth-Verbindung zu meinem Smartphone immer wieder ab, was mir die Uhr aber auch nicht vermittelte. Erst später in der App habe ich gesehen, dass die "GPS-Daten während des Workouts nicht ordnungsgemäß erfasst" wurden. Hier sehe ich also nur phasenweise meine Pace. Oder es heißt, dass ich in 1:21 h gerade mal 5,5 Kilometer geschafft habe. Beim zweiten Versuch habe ich die Musik weggelassen, so dass mein Smartphone sich nur noch mit der Steel HR Sport koppeln musste und nicht zusätzlich noch mit meinen Bluetooth-Kopfhörern. Trotzdem gab es wieder Ausfälle und unbrauchbare Laufdaten. Einzig und allein die Aufzeichnung meiner Herzfrequenzphasen machte einen guten Eindruck. Den Puls kann man zwar während des Trainings über den Knopf an der Uhr überwachen, was sich aber im Lauf als etwas fummelig gestaltet. Außerdem lässt sich das Display auf der hellsten Stufe im Sonnenlicht nur dürftig ablesen.

Das Fitnesslevel über die VO2max-Schätzung

Gefreut hatte ich mich auf die Einschätzung meiner Fitness durch den Health Mate: Auf Basis der Daten zu Herzfrequenz, Lauftempo, Herzfrequenzvariabilität, Alter, Gewicht, Größe und Geschlecht soll der meine maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) schätzen und diese dann in ein für Laien verständliches Fitnesslevel übersetzen. Obwohl ich weit mehr als zehn Minuten auf flachem Terrain gerannt bin, wie es für die Bestimmung  des Fitnesslevels in der App vorgegeben wird, fehlten auch hier die Daten – vermutlich, weil trotz mehrfacher Trainingsversuche einfach nie eine stabile GPS-Verbindung hergestellt werden konnte.

Beim Bodybuilding und meiner Cardio-Einheit auf dem Ruderergometer trackte die Steel HR Sport die Zeit, die Herzfrequenz und die geschätzten verbrannten Kalorien. In 75 Minuten hartem Krafttraining kommen mir 255 Kalorien deutlich zu wenig vor, meine Garmin-Uhr schreibt mir hier auch immer knapp das Doppelte gut. Beim Rudern konnte ich über das App-Diagramm sehr gut die Trainingsintensitäten nachvollziehen, während des Workouts war die Uhr aber keine Hilfe, da sich das Display leider nicht automatisch einschaltet, sobald man die Blick-auf-die-Uhr-Armbewegung macht. Während andere Wearables das schaffen, muss man bei der Steel HR Sport noch den rechten Knopf drücken, was je nach Sportart nicht immer klappt.

Verfügbarkeit und Fazit: Eine schöne smarte Analoguhr, aber keine Sportwatch

Ihr bekommt die Steel HR Sport ab sofort für 199,95 Euro über Withings, Amazon und ausgewählte Händler. Die Uhr ist kompatibel mit Smartphones ab iOS 8 und Android 6 und höher. Ob sich die Investition lohnt? Nicht, wenn ihr die Uhr vorrangig wegen ihrer Sport-Ausrichtung haben wollt. Für alle anderen ist die Uhr hübsch anzuschauen im klassisch eleganten Analog-Look, tickt nicht und ist robust. Als Alltagstracker passt sie zu jedem Anlass und an jedes Handgelenk – wenn man das Armband eventuell etwas kürzt – und ist wasserdicht. Sie überzeugt mit den wichtigsten smarten Funktionen wie Push-Benachrichtigungen und Wecker. Außerdem könnt ihr relativ zuverlässig euren Puls und euer Kalorienkonto überwachen und euch zu mehr Schritten und Fitness motivieren oder Schlaf- und Abnehmziele verfolgen mit einer gekoppelten Ernährungs-App und dem wirklich hilfreichen Health-Mate-Coaching. Die Sportfunktionen, die Withings mit der neuen Uhr verspricht, waren in unserem Test in keiner Disziplin zufriedenstellend, weil es immer wieder Probleme mit der Bluetooth-Verbindung gab und die Uhr über kein eigenes GPS verfügt. Damit fehlten auch die Fitnesstests und selbst die Herzfrequenz, die zwar relativ genau ist, kann man während des Workouts auf dem kleinen Display kaum erkennen und muss auch erstmal eine Hand frei haben, um das Knöpfchen zu drücken. Kurzum: Für Hobbysportler, die eine schöne Uhr suchen, ist die Steel HR Sport eine Option, aber wem es vorrangig um die Dokumentation seiner Fitness geht, der ist mit den Smartwatch besser beraten.

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