Xiaomi Mi Band im Test: Der Schnäppchen-Schrittezähler

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Günstiger als mit dem Xiaomi Mi Band kann man seine Schritte derzeit nicht zählen. Der Fitnesstracker des chinesischen Smartphone-Herstellers ist bereits für 20 Euro zu haben, sieht schick aus, ist aber noch ausbaufähig.

Ich hatte es bereits in meinem letzten Vergleich der Fitnesstracker verraten: Das Mi Band von Xiaomi hat mir auf den ersten Blick gut gefallen. Jetzt hatte ich es ein paar Tage in Benutzung und kann eine ausführliche Bewertung abgeben.

Schlichtes, schönes Design und hoher Tragekomfort

Optisch erinnert mich das Mi Band von Xiaomi an den Misfit Shine: Schwarzes Kunststoff-Armband mit einem Sensorgehäuse zum Herausnehmen, auf dessen Oberseite aus Metall sich LEDs befinden. Allerdings nur drei Stück, die nach und nach aufleuchten, wenn ich ein Drittel meines Tagesziel geschafft habe. Allerdings ist das Gehäuse nicht rund, sondern in die Länge gezogen. Das Mi Band ist zwar etwas dicker als der Shine, aber immer noch dünner als die meisten Armbänder der Konkurrenz. Das Kunststoffarmband für das Mi Band steht in Deutschland momentan in drei Farben zur Auswahl - international gibt es noch zwei weitere. Auf mehr, vor allem hochwertigeres Zubehör, müsst Ihr beim Fitnesstracker von Xiaomi allerdings verzichten.

Ich finde das Silikonarmband für einen Fitnesstracker völlig passend, auch wenn ein Lederarmband schöner aussehen würde. Beim Sport wäre es nicht das richtige Material. Das Armband des Mi Band bietet acht verschiedenen Größeneinstellungen und lässt sich problemlos schließen. Der Verschluss hält sicher und öffnet sich nur ungewollt, wenn man unglücklich mit ihm hängenbleibt. Eine Sicherungsöse sorgt aber dafür, dass das Mi Band trotzdem nicht sofort vom Arm fällt. Das Armband ist leicht, trägt sich bequem und stört im Alltag nicht.

Auf ein Display verzichtet Xiaomi. Damit lassen sich die Daten vom Mi Band nicht mal eben schnell zwischendurch nachsehen, wie es etwa beim Fitbit Charge der Fall ist. Darauf könnte ich noch verzichten. Was mir aber inzwischen aber wieder richtig fehlt, ist die Uhr. Ich bin zwar jahrelang ohne Armbanduhr herumgelaufen, habe mich aber wieder daran gewöhnt, auf meinem Fitnesstracker sehen zu können, wie spät es ist. Für das Mi Band könnte ich mir aber auch vorstellen, wieder zum Smartphone als einzige Uhr zurückzukehren.

Das Mi Band hat eine IP67-Zertifizierung erhalten und ist damit garantiert bis zu einer Tauchtiefe von einem Meter wasserdicht. Schwimmen oder die Wasserrutsche stellen somit kein Problem dar, wie ich selbst überprüfen konnte. Tiefere Tauchgänge sollte man mit dem Smartband von Xiaomi aber unterlassen.

Schritte zählen, Schlaf überwachen und über Anrufe informieren

Das Mi Band von Xiaomi zählt Schritte, liegt dabei in meinem Vergleich mit anderen Fitnesstrackern allerdings um 6,8 Prozent zu niedrig, und überwacht auch den Schlaf. Es versucht zwischen Tief- und Halbschlaf zu unterscheiden und erkennt auch, wenn ich wach liege. Zumindest die Wachzeiten passten bei mir, auch die angegebenen Zeitpunkte für das Einschlafen und Aufwachen stimmten mit meiner Selbstwahrnehmung überein - die bei solchen Dingen aber nie auf die Minute genau sein kann.

Eine schöne Idee finde ich, dass das Mi Band mich über eingehende Anrufe informiert. Allerdings muss hierzu eine Bluetooth-Verbindung zum Smartphone bestehen. In der App sind 20 Sekunden eingestellt, nach denen das Smartband zu vibrieren beginnt. Das dauert mit ein wenig zu lange, da haben viele Anrufer ja schon wieder aufgelegt, bis ich mein Handy aus der Tasche geholt habe. Aber zum Glück lässt sich die Wartezeit auf zwischen drei und 30 Sekunden frei wählen. Einfach den Punkt im Menü antippen und die gewünschte Zeitspanne einstellen.

Kleiner Vorteil für Xiaomi-Smartphone-Besitzer

Wer ein Smartphone von Xiaomi besitzt, dem bietet das Mi Band eine zusätzliche, hilfreich Funktionen: Das Armband entsperrt das Handy, wenn es sich in einem Umkreis von ein bis zwei Metern befindet und macht so die Eingabe eines Entsperrcodes oder Passworts überflüssig.

Der Akku ist fest im Mi Band verbaut. Zum Aufladen müsst Ihr das herausnehmbare Gehäuse an einen speziellen USB-Adapter anschließen. Das ist bei den meisten Fitnesstrackern nicht anders, aber Xiaomi verspricht eine Akkulaufzeit von beeindruckenden 30 Tagen - sonst sind sieben Tage üblich. Wenn ich der Ladestandsanzeige der App vom Mi Band glauben kann, ist die Batterie sechs Tage nach dem Laden immer noch zu über 90 Prozent gefüllt. Das würde am Ende sogar deutlich länger als 30 Tage reichen, wobei ich nicht rund um die Uhr Bluetooth auf meinem Smartphone eingeschaltet habe.

Freiwillige Übersetzer sorgen für gelungene deutsche Version der App

Momentan steht die App für das Mi Band nur für Android zum Download bereit. Eine iOS-Version existiert nicht, soll aber Gerüchten zufolge bereits für die zweite Auflage des Fitnesstrackers in Arbeit sein. [Inzwischen ist ein iOS-Version erschienen - schaut in das Update am Ende des Artikels.] Im Play Store von Google ist nur die chinesische Version zu finden. Es gibt aber zum Glück eine deutsche Übersetzung bei decuro.de, die sich nach dem Download problemlos per Sideload als APK installieren lässt.

Im Zentrum der App steht das Wichtigste: Die gelaufenen Schritte. Darunter zeigt die Anwendung von ihr erkannte Aktivitäten an, die sich allerdings nur zu einem kleinen Teil mit meiner Wahrnehmung decken. Unterhaltsam finde ich dagegen die Beispiele, welchem Lebensmittel die dabei verbrannte Kalorienmenge 100 Gramm entspricht. Mit einem Wisch nach rechts sehe ich die Schlafdaten der letzten Nacht. Ein Klick auf die große Zahl führt zu einer Verlaufsansicht für den aktuellen Tag. Für vergangene Tage ist die Verlaufsansicht nicht mehr aufrufbar. Die Werte sind zwar noch im Gesamtverlauf zu finden, aber nicht mehr als 24-Stunden-Übersicht.

Xiaomi verlässt sich aber nicht nur darauf, dass die App Eure Bewegungen der richtigen Aktivität zuordnet. Im Fitnesscenter der App kann ich Sportarten auswählen und genau die Zeit stoppen, die ich aktiv bin. Allerdings ist die Auswahl mit Seilspringen und Sit-Ups noch denkbar klein. Aber ich konnte immerhin abstimmen, welche Sportarten mit dem nächsten Update integriert werden sollen. Hier will Xiaomi also noch deutlich nachbessern.

Die Synchronisation der Daten vom Mi Band klappt per Bluetooth zügig und ohne Probleme. Wenn Ihr die App aufruft und die Funkverbindung aktiv ist, startet die Übertragung automatisch. Sollte Bluetooth deaktiviert sein, fragt die Anwendung freundlich nach, ob sie die Verbindung einschalten darf - und macht es nicht, wie die App vom Runtastic Orbit ohne Nachfrage.

Das Mi Band eignet sich auch als dezenter Wecker, der mich durch Vibrationen am Handgelenk aus dem Schlaf holt. Drei Alarme lassen sich in der App einprogrammieren, das reicht mit völlig aus. Teilen lassen sich die Messdaten des Mi Band selbstverständlich auch. Dabei liegt der Fokus auf in China beliebten Diensten wie Line, WeChat oder QQ, aber über die Teilen-Schaltfläche erreicht Ihr auch alle auf Eurem Gerät installierten Apps.

Fazit: Günstiger Fitnesstracker ohne Ballast

Xiaomi hat mit dem Mi Band den Fitnesstracker nicht neu erfunden, liefert aber ein gelungenes Gerät ab. Er konzentriert sich auf seine Hauptaufgabe und bietet zwei, drei praktische Zusatzfunktionen. Das Design ist schlicht und elegant, aber das Material vom Armband nur funktional und nicht hochwertig. Die App bietet alle nötigen Funktionen, ist aber nicht so umfangreich wie bei Jawbone oder Fitbit. Der Preis von 20 Euro ist unschlagbar. Da kann man eigentlich nicht viel falsch machen, allerdings kommen noch je nach gewählter Versandart Kosten in Höhe von acht bis 20 Euro dazu, die dafür sorgen, dass man kurz inne hält und nicht einen direkt Impulskauf tätigt. In Deutschland ist das Mi Band zum Beispiel bei TradingShenzen oder androidfiguren.de erhältlich.

Update vom 26. Januar 2015: iOS-App verfügbar

Gute Nachrichten für alle iPhone- und iPad-Besitzer. Die iOS-Version der App für das Mi Band steht inzwischen zum Download im App Store bereit. Ins Deutsche ist sie zwar noch nicht übersetzt, aber neben Chinesisch steht auch Englisch als Sprache zur Auswahl, so dass sich das günstige Armband gut mit Ihr nutzen lassen sollte.

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