Warum Google begehrter, Apple aber viel wertvoller ist

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(© 2014 Youtube/Martin Hajek, CURVED )

Ein Ranking ohne Wert: Die Marktforscher von Millward Brown sehen in ihrem neuen BrandZ Top 100-Ranking Google vor Apple – und küren die Suchmaschine sogar zur wertvollsten Marke der Welt. Die Argumentation ist dünn, das Ranking veraltet – an der Wall Street herrschen längst wieder die alten Kräfteverhältnisse.

Für ein Jahr sah es so aus, als könnte Google nichts stoppen. Aus Mountain View wurde fast im Monatsrhythmus ein neuer Moon Shot gezündet: Mit oder Google Glass scheint dem Internet-Giganten die Zukunft zu gehören.

Ob sich die Moon Shots irgendwann in irgendeiner Form monetarisieren lassen – völlig unklar. Google kennt die Macht des PR-Feuerwerks und beeindruckt damit die Marktforscher von Millward Brown, die Google in der heute erscheinenden Top-100-Liste der wertvollsten Marken der Welt mit einem satten Zuwachs von 40 Prozent auf den Spitzenplatz hieven.

Google größeres One-Trick-Pony als Apple

Tatsache ist: Der Zuwachs im Markenranking bildet fast 1:1 die Börsenentwicklung des vergangenen Jahres ab, in dem die Google-Aktie um satte 48 Prozent zulegte und dabei erstmals die Marke von 1000 Dollar knackte, ehe sie vor wenigen Wochen gesplittet wurde.

Unterm Strich haben all die faszinierenden Zukunftsprojekte, die vermeintlich nur so von Innovationskraft strotzen, in der Bilanz indes bislang keine, aber auch absolut keine Bedeutung. Auch 16 Jahre nach Gründung bleibt Google das One-Trick-Pony, das mehr noch als Apple vom iPhone vom Suchgeschäft abhängig ist. Die Diversifizierung der anzeigenbasierten Geschäftsmodelle um Video-Inhalte durch YouTube ist die einzige nennenswerte Veränderung im Kerngeschäft der vergangenen Jahre.

Millward Brown straft Apple ab: „Evolutionäre statt revolutionäre Produkte“ 

Und der entthronte Champion? Apple! Würde laut Millward Brown nur noch „evolutionäre statt revolutionäre Produkte“ vorstellen – im vergangenen Jahr eben das iPhone 5s, iPad Air und die zweite iPad mini-Generation mit Retina Display.

Entsprechend erodierten Cupertinos Gewinne 2013 gleich vier Quartale in Folge – die Apple-Aktie ging auf dramatische Talfahrt und halbierte sich in der Spitze. Dementsprechend bestraft Millward Brown Apple dann auch mit einem Minus im Markenranking um happige 20 Prozent.

2014: Apples, nicht Googles Jahr

An dieser Stelle offenbart sich die ganze Problematik des BrandZ Top 100-Rankings: Sie ist eine rückwärtsgewandte Momentaufnahme, die eng an die Börsenentwicklung gekoppelt ist. Allein: Hat die Marke Apple aus Sicht der Käufer tatsächlich um 20 Prozent an Wert verloren, weil die Aktie schwächelt und Tim Cook wenig berauschende Keynotes hält?

Wie auch immer: Anno 2014 ist ein erneuter Trendwechsel erkennbar, den Millward Browns Markenranking bislang nicht erfasst hat – es scheint Apples, nicht Googles Jahr zu werden.  Die Wege der beiden Aktien haben sich bereits getrennt – Apple liegt seit Januar um 8 Prozent vorne, Google um  5 Prozent hinten. Während bei beiden Tech-Titanen das Kerngeschäft solide verläuft und Apples Gewinne zuletzt sogar wieder dynamischer zulegten als Googles, scheint sich auch im recht vagen Bewertungskriterium der Innovationskraft ein erneuter Paradigmenwechsel abzuzeichnen.

Führungswechsel 2015 bereits absehbar

Während 2014 für Apple mit einem großen iPhone 6 und mutmaßlich der iWatch zum innovativsten Jahr seit Anbruch der Dekade, als das iPad debütierte, werden dürfte, wollen Googles Moon Shots nicht recht in der Wirklichkeit landen – auch zwei Jahre nach der Erstpräsentation des „Project Glass“ kam die Datenbrille bislang nicht in der Realität an.

Träger der freakigen Datenbrille werden beschimpft und verprügelt, ein Massenmarktstart wurde immer weiter verschoben – erst seit wenigen Wochen können US-Bürger zu Probanden werden, die für ihre Testerei stolze 1500 Dollar berappen müssen – was man natürlich auch als eine Innovation in der Profitmaximierung bezeichnen kann…

Absehbar scheint bereits: Die BrandZ Top 100-Liste muss neu geschrieben werden – der nächste Führungswechsel von Mountain View ins benachbarte Cupertino dürfte dann in zwölf Monaten auch von den Marken-Chronisten von Millward Brown protokolliert werden. An der Wall Street sind Apple und Google fast wie in alten Zeiten ohnehin wieder Welten voneinander entfernt:  Der iKonzern kommt aktuell auf einen Börsenwert von 520 Milliarden, während Google mit 360 Milliarden Dollar bewertet wird.

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