Das Amazon Fire HD 6 Kids Edition im Test

Amazon Fire HD6 Kids Edition
Amazon Fire HD6 Kids Edition (© 2015 CURVED )
8

Amazon hat sein Fire HD 6-Tablet in einer "Kids Edition" neu aufgelegt. Die Neuauflage soll voll allem Eltern dazu bewegen, ihren Kindern ein Tablet in die Hand zu drücken. CURVED-Redakteur und zweifacher Vater Jan hat ausprobiert, ob Eltern den von Amazon versprochenen "Seelenfrieden" finden und verrät Euch, ob sich der Aufpreis im Vergleich zum normalen Fire HD 6 lohnt.

Mit drei Dingen umwirbt Amazon bei der Kids Edition des Fire HD 6 die Eltern: Einer Schutzhülle für das Tablet, einer 2-Jahre-Sorglos-Garantie und einem kostenlosen Jahr von Amazon FreeTime Unlimited.

Vor Kindern geschützt

Die Hülle des Amazon Fire HD 6 Kids Edition ist ein sicherer Aufbewahrungsort für das Tablet, das zwar deutlich dicker wird, aber durch die zusätzliche Polsterung gut vor Stürzen aus Kinderhänden geschützt ist - solange das Display nicht direkt auf einen hervorstehenden spitzen Gegenstand trifft. Die Hülle macht das Tablet aber nicht nur dick und für Kinderhände sehr griffig, sondern lässt auch die Tasten in tiefen Löchern verschwinden. Man kann sie zwar noch erreichen, aber wirklich bequem ist das nicht mehr. Unschön ist, dass sich das Tablet nur mit großem Aufwand und viel Fingerspitzengefühl komplett in die Hülle einfügen lässt. Darüber hinaus ist sie nicht so einwandfrei verarbeitet wie das Fire HD 6: Die Schnittkanten sind nicht immer gerade und bei den Aussparungen sind die Ränder nicht komplett sauber. Aber woran ich mich als Erwachsener und Tech-Redakteur störe, wird den meisten Kindern völlig egal sein. Trotzdem wäre eine bessere Verarbeitung wünschenswert.

Die 2-Jahre-Sorglos-Garantie soll alles abdecken, was einem Tablet zustoßen kann. "Geben Sie das Gerät einfach zurück und wir ersetzen es kostenlos", heißt es auf der Produktseite. Klickt man auf den Link mit weiteren Informationen, bekommt Ihr einen juristischen Text zu lesen, der nicht nach einfach zurückschicken und ersetzt bekommen klingt. Ich habe Amazon bisher immer als sehr kulant erlebt und gehe an dieser Stelle davon aus, dass der versprochene Austauschservice funktioniert, wenn der Nachwuchs das Fire HD 6 in seiner Hülle kaputt bekommen sollte.

Geschützte Kinder

Amazon hat mit FreeTime eine eigene Kindersicherungs-Software im Angebot, die natürlich auf dem Fire HD 6 Kids Edition vorinstalliert ist. Mit ihrer Hilfe richtet Ihr Profile für bis zu zwei Erwachsene und vier Kinder auf dem Tablet ein, die sich jeweils mit einem Passwort schützen lassen. Die Eltern können dabei immer kontrollieren, was die Kinder machen und ihnen auch den Zugriff auf bestimmte Inhalte gewähren oder entziehen und etwa die Kamera deaktivieren - die nebenbei bemerkt grottige Fotos mit einer Auflösung von zwei Megapixel anfertigt und deren Entzug somit keine wirkliche Strafe darstellt.

Als Elternteil kann ich genau festlegen, auf welche Apps, Videos und Bücher aus meinem eigenen Katalog mein Kind Zugriff erhält. Auf eigene Faust kann es so also nicht auf Einkaufstour gehen. Zusätzlich bestimme ich, wie lange das Fire HD 6 genutzt werden darf. Hierbei unterscheidet die App sogar zwischen verschiedenen Nutzungsarten. Ich könnte mein Kind zwingen, erst eine halbe Stunde zu lesen, bevor es an die Spiele darf. Weniger Kontrolle über die Inhalte habe ich mit FreeTime Unlimited. Hier kann ich nur entscheiden, ob das Kind Zugriff auf die für sein Alter angemessenen Apps, Videos und Bücher erhält, sowie bei Bedarf gezielt Inhalte suchen und sie einzeln sperren. Bevor ich mir aber die Arbeit mache, setzte ich mich lieber zusammen mit meinem Kind hin, bringe ihm Medienkompetenz bei und überprüfe unauffällig, was es sich so anschaut.

Laut der Werbung von Amazon gehört zur Kids Edition des Fire HD 6 ein Jahr kostenloser Zugang zu FreeTime Unlimited. Auf unserem Testgerät war aber immer nur von einem kostenlosen Probemonat die Rede. Aber auch hier gehe ich davon aus, dass Amazon seine Versprechen einhält, auch wenn die Texte auf dem Tablet nicht extra angepasst sind.

Ein kleiner Fauxpas ist Amazon im Test dann doch unterlaufen: Auf dem Sperrbildschirm erscheint Werbung - eine gegen Aufpreis werbefreie Version wie bei den anderen Tablets von Amazon habe ich nicht entdeckt - und das auch im Kindermodus, aber immerhin lässt sie sich nicht anklicken und der Nachwuchs kann nicht auf Shopping-Tour gehen. Allerdings erschien eine Einblendung für einen Roman über einen Serienmörder, wie aus dem kurzen Beschreibungstext zu erfahren war - bei aktivem Kindermodus nicht gerade eine passende Werbung, auch wenn die Kinder gar keinen Zugriff auf das Buch erhalten würden.

Einsteiger-Hardware und Amazon-Software

Von der Hard- und Software her ist das Fire HD 6 Kids Edition mit dem herkömmlichen Fire HD 6 fast komplett identisch. Einziger Unterschied: Amazon FreeTime wird einem nicht sofort nach der Anmeldung angeboten. Ansonsten bedeutet das für Euch, dass Ihr ein solide verarbeitetes Tablet mit einem sechs Zoll großen HD-Display erhaltet, dessen interner Speicher mit acht Gigabyte recht knapp bemessen ist, aber viele Inhalte sich in die Cloud von Amazon auslagern lassen.

Der Quadcore-Prozessor mit 1,2 und 1,5 Gigahertz sowie der ein Gigabyte große Arbeitsspeicher sorgen dafür, dass Amazons angepasste Android-Version Fire OS auf dem Fire HD 6 stabil läuft. Apps und die Nutzeroberfläche lassen sich benutzen, aber irgendwie wirkt alles ein wenig träge, selbst im Vergleich zu anderen Android-Einsteiger-Geräten mit schwacher Hardware. Für ungeduldige Kinder ist das nichts und auch nicht für Eltern, die das Tablet ebenfalls benutzen wollen, aber ein fixes Smartphone gewohnt sind.

Ansonsten bewegt man sich mit dem Fire HD 6 in einer geschlossenen Amazon-Welt aus Silk-Browser, Cloud-Diensten, Instant Video und anderen Angeboten des Online-Kaufhauses, in der ich mir immer noch mehr eingesperrt vorkomme als bei iOS, Windows Phone oder Android.

Kein Tablet für alle Kinder

Die Kids Edition des Fire HD 6 kostet 149 Euro und somit 50 Euro mehr als das herkömmliche Fire HD 6. Für den Aufpreis gehören die Schutzhülle, die 2-Jahre-Sorglos-Garantie und ein kostenloses Jahr Amazon FreeTime Unlimited zur Kinderausgabe. Allein die Inhalte-Flatrate für Kinder schlägt sonst mit mindestens 35,88 Euro zu buche, kostet für eine Familie ohne Prime-Konto sogar stolze 119,88 Euro.

Wenn die Kinder nicht mehr ganz so klein sind, kommt man auch gut mit dem normalen Fire HD 6 oder Fire HD 7 aus. Spätestens mit sieben oder acht Jahren sollten sie genug Verantwortungsbewusstsein haben, um mit dem Tablet ordentlich umzugehen, so dass die Schutzhülle und der Austauschservice überflüssig sind - was bei Dreijährigen, denen ich persönlich noch kein Tablet in die Hand drücken würde, nicht unbedingt der Fall ist. Amazon FreeTime als Kindersicherung und spezielles Angebot für Kinder ist ebenfalls auf allen Amazon-Tablets verfügbar, einzig die Jahresgebühr für die Unlimited-Variante muss man komplett selber zahlen und hat sie nicht für das erste Jahr inklusive - sofern man denn Interesse an der Inhalte-Flatrate für drei- bis zehnjährige Kinder hat.

Kindersicherungen in App-Form gibt es zahlreiche im Play Store. Vertraut Ihr also der Geschicklichkeit Eurer Kinder und wollt auch selber mit dem Tablet arbeiten und nicht nur eine lahme Krücke in der Hand halten, dann würde ich Euch zu einem anderen Modell raten. dann schmerzen auch 200 Euro nicht.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
Weitere Artikel zum Thema