"Mario Tennis Aces" für Nintendo Switch im Test: Vorteil, Mario?

Mario Tennis Aces
Mario Tennis Aces (© 2018 Nintendo )
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Das fast schon totgeglaubte Genre der einst vielgeliebten Tennis-Spiele erlebte in letzter Zeit fast eine Renaissance. Leider konnten weder "AO Tennis" noch "Tennis World Tour" überzeugen, so dass es nun an "Mario Tennis Aces" für die Switch liegt, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Hat das geklappt?

Großer Ärger im Knuddel-Land: Der fiese Wario und sein Sidekick Waluigi sind in den Besitz eines magischen Tennisschlägers gekommen, mit dessen Hilfe sie die Bewohner unterjochen wollen. Doch Hilfe naht: Kein Geringerer als Mario stellt sich der nahenden Bedrohung und macht sich nun sportlich daran, dem Übel entgegenzuwirken: Seltsame magische Steine, die überall in der Welt verteilt sind, wollen gesammelt werden, um den Bann der fiesen Brüder zu brechen – so weit, so bekloppt.

Der erste Aufschlag

Die krude Geschichte dient natürlich nur als Rahmenhandlung für den Abenteuer-Modus des neuen "Mario Tennis Aces" für die Nintendo Switch. Dennoch solltet ihr hier zwingend die ersten Schritte wagen, da euch die in der Story anstehenden Herausforderungen sehr geschickt die vielfältige und komplexe Steuerung des Spiels nahe bringen. Denn nach dem kurzen Tutorial, bei dem ihr mit den verschiedenen Schlagarten vertraut gemacht werdet, seid ihr noch lange nicht gut genug, um die Aufgaben zu meistern, die auf dem Weg der Geschichte noch vor euch liegen. Das sorgt im ersten Moment für dezente Panik, und ihr seid sicher versucht, die erste Übungseinlage wieder und wieder zu spielen. Das ist aber zum Glück nicht notwendig, da es das Spiel im Abenteuer-Modus ganz vortrefflich versteht, euch mit allen Feinheiten des Tennisspiels vertraut zu machen.

 Wo Mario aufschlägt, ist für den Spieler eine Menge Spaß drin.
Wo Mario aufschlägt, ist für den Spieler eine Menge Spaß drin. (© 2018 Nintendo )

Die kennen wir doch?

So begegnet ihr auf der Reise für Einzelspieler den verschiedensten Freunden und Feinden aus dem Mario-Universum: Im Wald wartet Donkey Kong zu einem Match auf dem Rasenplatz, wagt ihr euch noch tiefer hinein, stellen euch die Piranha-Pflanzen auf weitere Proben. Am Ende einer jeder von insgesamt fünf Welten wartet dann ein Bosskampf auf euch, der das Tennisspiel auf sehr launige und kreative Art auflockert. Die ebenfalls auf eurem Weg auftauchenden Minispiele sind ebenfalls Spitzenklasse, nur leider teilweise derart schwer zu meistern, dass es zahlreiche Anläufe braucht, um einige Stationen abzuhaken. Motivation ist aber da, denn für alle Aktivitäten levelt ihr Mario Stück für Stück auf – egal, ob ihr gewinnt oder nicht. An besonderen Punkten warten auch neue Schläger auf euch, die ihr unbedingt einsacken solltet, um eure Chancen auf dem Platz zu erhöhen – denn die hohe Kunst von "Mario Tennis Aces" liegt in den meisten Fällen darin, eurem Gegenüber den Schläger in der Hand zu zertrümmern.

 Den Piranha-Pflanzen-Boss einfach müde spielen und dann einen Spezialschlag auf seinen Bauch!
Den Piranha-Pflanzen-Boss einfach müde spielen und dann einen Spezialschlag auf seinen Bauch! (© 2018 Nintendo )

Geniale Steuerung

Womit wir schon beim – neben der farbenfrohen und knuffigen Optik – wohl wichtigsten Punkt sind: Wie steuert sich "Mario Tennis Aces"  und nerven die Spezialschläge oder fügen sie sich fast nahtlos in die schweißtreibenden Matches ein? Da kann auf jeden Fall Entwarnung gegeben werden, denn die komplexe Steuerung hinterlässt einen wirklich hervorragenden Eindruck, der euch selbst bei unausweichlichen Niederlagen ein breites Lächeln ins Gesicht zaubert. Neben den normalen Schlägen, die ihr mit den verschiedenen Buttons ausführt, wollen auch die unterschiedlichsten Spezialattacken gemeistert werden. Während ihr also locker die Filzkugel hin- und herdrescht, füllt sich ein Kreis am linken oberen Bildschirmrand. Je besser ihr zum Ball steht und so die Chance habt, eine Schlagvariante länger aufzuladen, desto mehr Energie gibt es für den Kreis. Mit genügend "Saft" stehen euch dann folgende Optionen zur Verfügung: Per Druck auf die R1-Taste verlangsamt ihr das Spielgeschehen und könnt so selbst fast unerreichbare Bälle noch holen – besonders praktisch, wenn euer Gegenüber mit einer Spezialattacke punkten will. Zudem tauchen auf eurer Seite Sterne auf dem Boden auf, die es euch eurerseits ermöglichen, einen richtig kräftigen und optisch effektvollen Schlag anzubringen. Einmal aktiviert, wechselt die Ansicht dann in die Ego-Perspektive und ihr könnt per Fadenkreuz ganz genau auf die gewünschte Stelle zielen, um dann voll durchzuziehen.

 Der hat gesessen: Euer Spezialschlag lässt den Schläger von Bowser zerbröseln.
Der hat gesessen: Euer Spezialschlag lässt den Schläger von Bowser zerbröseln. (© 2018 Nintendo )

Timing ist alles

Im Idealfall returniert der Gegner den Ball dann noch – allerdings so schlecht, dass ein Stück seiner Schlägers in Mitleidenschaft gezogen wird. Semmelt ihr ihm also oft genug die dicken Dinger rein, bricht sein Schläger entzwei und der Punkt geht auf euer Konto. Hat ein Spieler keine Schläger mehr übrig, ist das Spiel schnell entschieden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, diese Spezialangriffe abzublocken – sofern euer Timing bei der Annahme perfekt ist. Das gelingt zu Beginn natürlich kaum, aber im späteren Spielverlauf setzt ihr diese schwierigen Manöver immer gekonnter und effektiver ein. Schafft ihr es, den Kreis ganz aufzufüllen, setzt ihr zu einer für jeder Figur einzigartigen Super-Attacke an, deren Durchschlagskraft und Geschwindigkeit kaum mehr zu toppen ist. Ebenfalls extrem "tricky" auszuführen, ist der "Trick-Shot": Seid ihr viel zu weit von dem perfekten Punkt zur Annahme entfernt, kann ein doppelter Druck auf die X-Taste samt Einsatz des Mini-Sticks wahre Wunder bewirken. Allerdings ist auch hier Hand-Augen-Koordination aus der Retorte vonnöten und falsch gesetzt wird euch sogar mehr Energie abgezogen. Schlussendlich lässt sich sagen, dass die Steuerung von "Mario Tennis Aces" einfach ein Quell der Freude ist, der die unumstrittene Genialität des Herstellers abermals eindrucksvoll unter Beweis stellt.

 Mit aktivierter Zeitlupe holt ihr auch die schwierigsten Bälle noch.
Mit aktivierter Zeitlupe holt ihr auch die schwierigsten Bälle noch. (© 2018 Nintendo )

Was gibt es noch?

Neben dem Story-Modus, der euch rund zehn Stunden bei der Stange halten sollte, warten  noch zahlreiche Turniere gegen fast alle Figuren des Mario-Universums auf euch. Ähnlich wie in Mario-Kart sind diese Spiele in verschiedene Cups aufgegliedert, die nach und nach immer schwieriger werden. In allen verfügbaren Herausforderungen die goldene Krone abzusahnen, dürfte euch mit Sicherheit ein paar Wochen vor den kleinen oder großen Bildschirm fesseln. Natürlich könnt ihr auch mit bis zu vier Spielern auf einer Switch gegeneinander antreten – oder ihr koppelt zwei Konsolen damit jeder Spieler auf seinem eigenen Schirm zocken kann. In der Praxis funktionieren aber beide Spielvarianten tadellos. Wollt ihr die Bewegungssteuerung der JoyCons voll auskosten, empfiehlt sich der "Schwing-Modus". Hier fuchtelt ihr mit den Mini-Gamepads so, als ob ihr einen echten Schläger in der Hand führt – das klappt naturgemäß recht gut, der Spielverlauf verliert durch die fehlenden Spezial-Attacken hier aber schon deutlich an Dynamik. Für eine kurze Runde mit den Kids (Handschlaufen nicht vergessen!) oder als bierselige Feierabend-Aktivität ist dieser Modus dennoch gut zu gebrauchen. Natürlich könnt ihr "Mario Tennis Aces" auch online spielen. Im Test gab es aber ab und zu kleinere Lags, die den ein oder anderen wertvollen Punkt kosten.

Fazit: Es kann nur einen geben

Klar, "Mario Tennis Aces" ist nicht ganz perfekt geworden: Steuerung, Einfallsreichtum und Optik können zwar auf ganzer Linie begeistern, dennoch gibt es einige Punkte, die dem geneigten Spieler mit zunehmender Spielzeit gehörig auf die Nerven gehen: Dass ihr das Gesabbel der Gegner nach einem verlorenen Spiel im "Abenteuer-Modus" nicht überspringen könnt, wird auf die Dauer schon recht anstrengend. Auch der bereits oben beschriebene, teilweise ultraharte Schwierigkeitsgrad einiger Aufgaben, kann euch des Öfteren an den Rand der Verzweiflung bringen. Echte Tennis-Fans reiben sich zudem mit Sicherheit an dem Umstand, dass ihr kein volles Match mit der vollen Satz- und Spielzahl absolvieren könnt. Es wäre wünschenswert, dass der Hersteller hier mit einem Patch noch nachliefert. Vielleicht schafft es dann ja auch ein Kleidungs-Shop wie in "Mario Odyseey" ins Spiel, denn aktuell habt ihr keine Möglichkeit, euren gewählten Spieler in irgendeiner Form zu individualisieren. Trotz dieser kleinen Kritikpunkte liefert Nintendo mit "Mario Tennis Aces" aber wirklich das erhoffte Ass ab. Es gibt derzeit kein anderes Tennisspiel, dass das Spielgefühl des weißen Sports derart gut und spaßig vermittelt – die aktuellen Mitbewerber in diesem Segment sehen gegen "Aces" auf jeden Fall gar kein Land.

"Mario Tennis Aces" ist ab dem 22.07 exklusiv für die Nintendo Switch erhältlich und ist für alle Altersklassen geeignet.

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Testwertung: Mario Tennis Aces

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