OnePlus 7 Pro im Test: Ein Telefon, wie ein Formel-1-Auto

OnePlus7Pro
OnePlus7Pro (© 2019 OnePlus7Pro )
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Das OnePlus 7 Pro ist ein Smartphone zum Verlieben: Unglaublich schnell und smooth in der Bedienung dank 90 Hz-AMOLED-Screens. Mit riesigem 6,7 Zoll-Display, welches keine Aussparung braucht – Selfie-Fans lassen ganz einfach eine Kamera aus dem Gehäuse rausfahren, als wären wir Daniel Craig in Bond 25. Und auch sonst hat dieses Baby viel Technik und Power in petto, zum fairen Preis. So schnitt der neue Display-König im Test ab. 

In Woking, im Headquarter von McLarens F1-Team, verschmelzen die Welten: Denn OnePlus arbeitet mit deren Ingenieuren und Fahrern zusammenarbeitet, es wird sich gegenseitig inspiriert und rege austauscht. In McLarens heiligen Hallen steht mittlerweile der Leitspruch des Gründers Bruce McLaren: „Life is measured in achievements, not in years alone“. Das Leben wird nach unseren Erfolgen gemessen, nicht nur in Jahren. Und direkt daneben ist zu lesen: „Never Settle“ (Niemals zufriedengeben) – der Leitspruch von OnePlus CEO Pete Lau.

Nach der Weltpremiere des OnePlus 7 Pro ist verständlich, warum OnePlus so ticken, wie sie ticken. Denn das ist einzigartig: Quasi jede Marke hat mehrere Android-Smartphones ins Rennen geschickt, die einen Laser-Cut-Out im Display haben, in dem die Selfie-Kamera verbaut ist. Nur OnePlus nicht: „Wir müssen nicht die Ersten sein mit einem Feature. Wir müssen es nur besser machen“, hieß es im Rahmen der Weltpremiere in London. Alle Hersteller beschwören gerade: Edge-to-Edge-Displays kommen, also Smartphones mit komplett umfassendem Panel. Wann? Irgendwann. OnePlus hingegen dachte sich: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Das Display: 6,67 Zoll QHD-Pixelpracht auf Speed

Drei Jahre hat OnePlus mit seinen Panel-Partnern am für sie perfekten Display gebastelt: 90 Hz hat es, ist also signifikant schneller als die meisten auf dem Markt – ein paar Gamer-Phones wie das Razer Phone 2 ausgenommen. Das Scrollen ist smoother, das Tappen raus aus Apps in eine andere via Multitasking geht schneller. YouTube-Videos werden dem kaum gerecht, das muss man einfach mal selbst erleben. Wer einmal 90 Hz hatte, der möchte nur ungerne auf 60 zurück. Das ist ein bisschen wie im PC-Gaming: Wer mal „Call of Duty“, „Fortnite“ oder„Overwatch“ in höherer Bildfrequenz gespielt hat, der gewöhnt sich sehr schnell an dieses viel smoothere Bilderlebnis.

Zudem ist dieses Display wunderschön: Fast so leuchtstark wie das Galaxy S10. Es hat 561 ppi, 4.49 Millionen Pixel – die Pixelschärfe macht richtig Spaß. Das OnePlus 7 Pro ist OnePlus' Einstieg in die Königsliga und die definiert sich in erster Linie auch über das HDR10+-Display, das signifikant teurer in der Herstellung ist als klassische Panels. Das resultiert natürlich auch in einem vergleichsweise höheren Preis:

  • OnePlus 7 Pro in Mirror Grey (Silbergrau) mit 6 GB RAM, 128 GB Speicher: 709 Euro
  • OnePlus 7 Pro in Almond (Mandelgold) mit 8 GB RAM, 265 GB Speicher: 759 Euro
  • OnePlus 7 Pro in Navy Blue (Navy-Blau) mit 12 GB RAM, 265 GB Speicher: 829 Euro

Das ist nicht zwingend günstig, aber schon ein Preisbrecher gegenüber der Konkurrenz, die weit über der 1.000-Euro-Marke liegt. Theoretisch gibt’s auch die Budget-Variante, das OnePlus 7. Dieses fließt in diesen Test aber nicht mit ein, es ist eher ein Upgrade des 6T und kommt ohne das schöne, schnelle neue Panel. Und glaubt mir: HDR 10+ lohnt sich.

Habt ihr einen 4K-HDR-Fernseher? Schaut ihr dort Filme und Serien in HDR? Es sind Welten. In „Mad Max: Fury Road“ brennt förmlich die Wüste vor unseren Augen. Gerade auch bei Meereswellen arbeitet HDR das tiefe Blau der unteren Schicht und das helle, royale Blau der Gischt viel besser heraus.

Die Performance: Wie viel Speed braucht das Gamer-Herz?

Arbeitsspeicher ist für alle Operationen im Telefon wichtig: Das Berechnen von Bildern, das sogenannte Processing. Also den Moment, den es vom Klicken auf den Shutter bis zum Foto auf dem Screen braucht. Unser Testgerät ist mit einem 2,48 GHz Octa-Core Snapdragon 855 ausgestattet und 12 GByte Arbeitsspeicher – da brennen die Benchmarks!

Mit 369.000 Punkten im AnTuTu v7 ist es das schnellste je getestete Android-Smartphone und hat sogar noch 30.000 Punkte Abstand zum Zweitplatzierten, dem Galaxy S10+. Auch im Geekbench 4 erreichen wir Bestwerte, geschlagen muss sich das OnePlus 7 Pro nur vom iPhone XS Max geben, welches aber auch mal locker 400 Euro mehr kostet. Also selbst, wer mobile eSports mit diesem Baby betreiben und ein paar Millionen im Fortnite World Cup 2019 in New York abräumen möchte, wird hier voll abgeholt. Überraschend zudem: Es wird nicht heiß. Dank des 10-Layer-Liquid-Cooling-System, also einer Art Wasserkühlungs-Heatpipe im Inneren, lassen sich auch anspruchsvolle Titel wie „Asphalt 9“ über lange Zeit spielen, das Telefon wird aber nicht mal handwarm.

OnePlus 7 Pro: Das erste Adroid-Smartphone mit UFS 3.0

Mitunter werden Smartphones ja durchaus heiß am Rücken, gerade nach längeren Gameplay-Sessions. Pro-Tipp für alle YouTuber und Streamer: Oxygen OS, quasi OnePlus Variante von Stock-Android 9 (Android 10 Q kommt erst später), hat ein eigenes Screen-Recording-System verbaut, welches es erlaubt, unendlich lange Spielszenen aufzunehmen. Wer ein Mikrophon anschließt, kann auch direkt kommentieren und moderieren – feine Sache.

Was ebenfalls sehr gut gefällt, ist der rasend schnelle Fingerabdrucksensor: OnePlus hat seine In-Display-Fingerprint-Technologie mit drei Layern und einem stärkeren Sensor verfeinert, entsprechend geht das jetzt wirklich super schnell und sehr zuverlässig. Auch nach einem Test mit 20x einloggen, waren keine Hänger festzustellen. Ebenfalls spannend: Das OnePlus 7 Pro ist das erste Android-Smartphone mit UFS 3.0, was für eine deutlich schnellere Schreibgeschwindigkeit sorgt. Ursprünglich sollte das 2.000 Euro teure Samsung Galaxy Fold das erste Gerät mit der neuen Technologie werden, musste aber wegen Problemen mit dem Knickdisplay verschoben werden.

Die Kameras: James-Bond-Trick inklusive

OnePlus' größte Schwäche lag in den letzten Jahren bei der Kamera. Beim OnePlus 7 Pro reihen sie sich bei den „Cool Kids“, wie Samsung, Huawei & Co. ein und arbeiten mit einem Triple-Lens-Setup. Das sieht wie folgt aus:

  • Hauptkamera:          48 Megapixel, Blende f/1.6
  • Telefoto-Linse:         78 mm, 3x optischer Zoom, Blende f/2
  • Weitwinkel-Linse:     117 Grad, 16 Megapixel, Blende f/2.2
  • Pop-Up-Kamera:     16 Megapixel, Blende f/2.2

Die Kameras haben sich stark weiterentwickelt, beim OnePlus 6T waren sie ja das größte Problemkind: 
Der Auto-Fokus ist super schnell, das gefällt schon mal. Der Dynamik Umfang ist gut, allerdings sind die Fotos generell unterkühlt. Hier sollte OnePlus per Software-Update Optionen zur Verfügung stellen, persönlich würden wir fast jedes Foto von seinen Farben her nachjustieren. Das Color-Management ist hier oft nicht optimal. Die 117 Grad Weitwinkel-Kamera ist cool, weil sie neue Möglichkeiten der Fotografie ermöglicht und gerade auch im Videobereich frische Ansätze liefert. Sie tut sich allerdings etwas schwer mit dem Weißabgleich, mitunter geraten die Bilder etwas zu soft.

Die Selfie-Cam ist ohne Frage ein Wow-Feature und toller Party-Trick – da staunen alle, wenn sie rausfährt und auch wir fühlen uns ein bisschen wie James Bond. Soll angeblich auch komplett kratzfest sein, das können wir nach gut einer Woche mit dem Android-Smartphone natürlich noch nicht sagen. Die Qualität der Selfie-Cam ist gut in optimalen Lichtbedingungen, sie tut sich gerade in Low-Light-Szenarien respektive Settings mit diffusem Licht, wie beispielsweise einer Bar, allerdings schwer, scharfe Selfies abzuliefern. Im Test brauchte es stets mehrere Anläufe. Sehr gut ist hingegen die Telefoto-Linse auf der Rückseite, die Objekte auch in weiterer Entfernung scharf wiedergibt und gerade bei Porträts überzeugt.

Fazit: Kompromisslos auf Speed getrimmt

Das OnePlus 7 Pro ist ein wunderschönes Telefon. In Nebula Blue schimmert der blaue Glasrücken majestätisch, die Version in Almond-Gold wirkt noch mal eine Stufe edler. Das Quad-HD-Display ist das Beste auf dem Markt: Tolle Farben, exzellentes HDR, ein Genuss zum Spielen und Filme schauen. Und dann sind da die 90 Hz: Holla die Technik-Fee, so macht Scrollen und Multitasking Spaß. Auch das Kamera-Set-up macht einen guten, wenn auch nicht perfekten Job: Am Tag und unter optimalen Bedingungen gelingen schöne Fotos, mitunter sogar auf Niveau der 1.000-Euro-Konkurrenz. Aber das OnePlus 7 Pro hat Probleme mit seiner Low-Light-Performance.

Insbesondere die neue Selfie-Cam tut sich schwer, scharfe Fotos bei leicht diffusem Licht zu schießen. Die Hauptkamera macht einen guten Job, die Fotos wirken allerdings etwas unterkühlt, was sicherlich auch Geschmackssache ist. Damit ist das OnePlus 7 Pro nicht das perfekte Foto-Smartphone, ein Huawei P30 Pro kann hier schon noch etwas mehr bieten, kostet aber auch einiges mehr. Aber definitiv der Display-King und das perfekte Telefon für Gamer und Performance-Enthusiasten.

In diesem Artikel

Testwertung: OnePlus 7

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