PUBG im Test: Was taugt der Pionier des Battle Royale auf der PS4?

PUBG Spielfigur
PUBG (© 2018 Sony/ PUBG Corporation )
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Mit "PlayerUnknown's Battlegrounds" (PUBG) hat alles angefangen. Seither kommt gefühlt kaum ein Shooter ohne Battle Royale aus. Mit "Fortnite" feiert der Jeder-gegen-jeden-Spielmodus dieses Jahr seinen aktuellen Höhepunkt. Nun kommt der Pionier des Battle Royale endlich auf die PlayStation 4.

"Die Tribute von Panem" als Videospiel – so ließe sich der noch verhältnismäßig junge Spielmodus Battle Royale zusammenfassen. Die ursprüngliche Idee stammt zwar von dem gleichnamigen Roman "Battle Royale" von Koushun Takami von 1999 – nur den kennen eben weniger als "Die Tribute von Panem". Das Spielprinzip ist denkbar einfach: Auf einer beliebigen Karte startet eine bestimmte Anzahl Spieler gleichzeitig, um sich gegenseitig den Gar auszumachen. Der- oder diejenige, die am Ende als letzter überlebt, hat die Partie gewonnen – "Winner Winner, Chicken Dinner!", wie es bei "PUBG" so schön heißt.

PUBG: Battle Royale par excellence

Um für einen fairen Start zu sorgen, steigt jeder Spieler "nackt" in den Überlebenskampf ein, also komplett ohne Rüstung und Waffen. Bevor man also die Konfrontation sucht, sucht man erst einmal Ausrüstung. Denn das Besondere an Battle Royale, und eben auch an "PUBG", ist die Ausgangssituation. Der Reiz, jede Runde bei Null zu beginnen und sich dennoch gegen eine Vielzahl anderer Mitspieler zu behaupten, birgt enormes Suchtpotenzial. Kein Wunder, dass der direkte Mitbewerber "Fortnite" derzeit so beliebt ist.

 Gleiche Chancen für alle: Um sich in PUBG zu behaupten, muss man zu Beginn des Matches Ausrüstung und Waffen suchen.
Gleiche Chancen für alle: Um sich in PUBG zu behaupten, muss man zu Beginn des Matches Ausrüstung und Waffen suchen. (© 2018 Sony/ PUBG Corporation )

Auf einer von aktuell drei Karten startet das jeweilige Match. Eine vierte, erstmals im Schnee samt Schneemobil, soll im Januar folgen. Die Spielersuche auf der PlayStation 4 dauert kurz nach Release des Spiels, wie zu erwarten, nicht besonders lange. Allerdings beginnen nicht alle Runden mit der maximalen Spielerzahl von 100, einige fangen schon mit knapp über 90 Gegenspielern an. Mir soll's recht sein, schließlich heißt das für mich: weniger Feinde, die ich ausschalten muss – oder die mich ausschalten können.

Wie bei "PUBG" üblich beginnt jede Runde mit dem Absprung aus einem Flugzeug über der Karte. An welcher Stelle ich mich aus der Transportmaschine ausklinke und Richtung Spielkarte stürze, entscheide ich dabei selbst. Während sich unter mir bereits die ersten Mitspieler dezimieren, gleite ich im Fallschirm auf eine heruntergekommene, nach und nach aufploppende Wohnsiedlung zu. Rechts oben in der Ecke des Bildschirms sinkt derweil kontinuierlich die Zahl des Teilnehmerfelds: 93, 92, 91, …

Als ich am Boden ankomme, nehme ich sofort die Füße in die Hand und sprinte in das nächstgelegene Haus. Ein anderer Mitspieler hatte offenbar die gleiche Idee. Jetzt geht es um Sekunden. Denn theoretisch könnten wir uns auch mit Fäusten so lange streicheln, bis einer umfällt – was aufgrund der schwammigen Steuerung aber zu lange dauert. Effizienter ist dann doch die ballistische Behauptung. Nur: Die Waffen und Ausrüstung liegen verstreut auf der Karte herum und bei jedem Spielstart zufällig woanders. Es gehört also auch Glück dazu, in "PUBG" schnell an Helm, Rüstung und Rucksack zu bekommen. Ist mein Gegenspieler schneller, kann das Match für mich schon nach Sekunden wieder vorbei sein. Doch nicht nur die anderen Mitspieler stehen meinem Sieg im Weg.

Um dem Gefecht mehr Dynamik zu verleihen und Spieler nicht zum Campen einzuladen – denn theoretisch könnte ich mich auch schwer bewaffnet in einem Haus verschanzen –, sinkt neben der Spielerzahl ein weiterer Timer. Erreicht dieser Null, zieht sich ein blauer Kreis immer enger über der Spielkarte zusammen. Diejenigen, die sich außerhalb des Kreises befinden, nehmen permanent Schaden, bis sie letztlich ins Gras beißen. Nur innerhalb des schrumpfenden Ringes – auch der wechselt von Partie zu Partie seinen Standort – ist man sicher. Weil natürlich alle Spieler versuchen, dorthin zu gelangen, bleibt die Konfrontation unvermeidbar. Umso länger die Partien dauern bzw. umso länger man selbst daran teilnimmt, desto spannender gestalten sich die Begegnungen. Denn im weiteren Matchverlauf sammelt man bessere Waffen, Zielfernrohre, stabilere Schusswesten etc. Und natürlich ist es ein gutes Gefühl unter die letzten zehn, fünf oder gar zwei zu kommen.

 Es wird eng: Umso länger die Partie dauert, desto kleiner wird das Areal – ergo steht die Gefahr auf andere Überlebende zu treffen.
Es wird eng: Umso länger die Partie dauert, desto kleiner wird das Areal – ergo steht die Gefahr auf andere Überlebende zu treffen. (© 2018 Sony/ PUBG Corporation )

Wobei es bei "PUBG" lediglich darum geht zu gewinnen. Wer am Ende die meisten Mitspieler aktiv ausgeschaltet hat, ist irrelevant. So hatte ich bei einem Match etwa das Glück, ins Finale zu kommen, ohne einen einzigen Gegner gesehen zu haben. Weil die Areale sehr weitläufig sind, vergehen mitunter Minuten, bis man auf andere Noch-Lebende trifft. Im schlimmsten Fall kriegt man nicht einmal mit, aus welcher Richtung der tödliche Schuss kam. Denn das Trefferfeedback in "PUBG" gibt wenig Anhaltspunkte, von wo aus jemand auf mich schießt. Gut möglich, dass das der DNA von "PUBG" geschuldet ist. Denn ursprünglich hatte die Entwicklung mal als Modifikation für die taktische Militärsimulation "ARMA 3" begonnen, die viel Wert auf Realismus legt.

Unausgegorene Steuerung

Apropos schlecht: Obwohl das Spielprinzip von "PUBG" einen Sog erzeugt, ist das Spiel als Shooter erstaunlich mittelmäßig, auch auf der PlayStation 4. Die Fehler und Abstürze, mit denen die Xbox One zum Start vor einem Jahr zu kämpfen hatte, sind zwar ausgemerzt. Allerdings steuert sich die Spielfigur sehr träge und behäbig. Wer mal eben schnell durch ein Fenster ins Sicherheit steigen will, braucht mitunter mehrere Anläufe, weil sich die Figur partout nicht zielgenau darauf zu bewegt.

Auch das Zielen und Schießen fühlt sich vergleichsweise unpräzise an, wenn man Shooter wie "Destiny", "Battlefield" oder "Call of Duty" gewohnt ist. Allerdings ist "PUBG" im Kern auch ein Spiel, das aus der Schulterperspektive gespielt wird. Es gibt zwar eine Ego-Perspektive, allerdings ist diese auf der PS4 optional. Ich empfinde das Spiel durch die Augen der Figur als taktischer und besser kontrollierbar, muss dann aber mit dem Nachteil der schlechteren Übersicht leben. Klar, dass eine hinter der Figur schwebende Kamera mehr von der Umgebung freigibt und mir sogar ermöglicht, um Ecken herum zu schauen.

Auf dem PC gibt es die Möglichkeit, nur Matches zu starten, in denen alle Teilnehmer ausschließlich aus der Ego-Perspektive spielen dürfen. Eine ähnliche Option fehlt auf der PS4 bislang.

 Die Schulterperspektive bietet eine bessere Übersicht.
Die Schulterperspektive bietet eine bessere Übersicht. (© 2018 Sony/ PUBG Corporation )

Darüber hinaus ist die Steuerung auf der Playstation 4 bei weitem nicht so intuitiv, wie man es mittlerweile von Shootern auf Konsolen gewohnt ist. Warum zum Beispiel muss ich die Viereck-Taste gedrückt halten, um nachzuladen und nicht – wie sonst üblich – kurz antippen? Auch das Lehnen um Ecken ist mit der Lösung über die Analogsticks alles andere als eingängig. Kleiner Tipp für Shooter-Spieler: Ändert in den Optionen die Controllerbelegung auf "Typ B". So fühlt sich zumindest schon mal das Zielen wieder natürlicher an.

Grafik von vorgestern

Ansonsten macht "PUBG" auf der PS4 einen überwiegend guten Eindruck, zumindest was Performance und Stabilität angeht. Die Bildrate fällt nie unter die kritische 30-fps-Grenze, dafür sieht es aus, als hätte Entwickler Bluehole die Detailstufe auf der PS4 gegenüber der niedrigsten Grafikeinstellung auf dem PC nochmals reduziert.

Ärgerlich ist außerdem, dass die Entwickler offenbar nicht gelöst bekommen, dass Objekte in der Landschaft oft erst viel zu spät auftauchen. Teilweise springt man zum Start eines Matches auf eine nahezu plane Ebene, ohne dass darauf Häuser oder ähnliches zu erkennen wären. Ansehnlich ist was anderes. Aber grafisch beeindruckend war "PUBG" trotz Unreal Engine 4 noch nie. Wirklich nicht. Eher im Gegenteil.

 Nicht schön: PUBG hat auf der PS4 mit Pop-Ups zu kämpfen. Oft erscheinen Objekte erst unmittelbar vor einem. Beim Absprung wirkt die Karte oft wüstenleer.
Nicht schön: PUBG hat auf der PS4 mit Pop-Ups zu kämpfen. Oft erscheinen Objekte erst unmittelbar vor einem. Beim Absprung wirkt die Karte oft wüstenleer. (© 2018 Sony/ PUBG Corporation )

Fazit: Das beste Battle Royale?

Das Spielprinzip von Battle Royale ist unverwüstlich. Weshalb momentan auch jeder Entwickler die Sau durchs Dorf treibt. Entsprechend viel Spaß macht "PUBG" auch der PlayStation 4. Allerdings behauptet Epic Games mit "Fortnite" den Spielmodus aktuell für sich und zwar plattformübergreifend. Gegenüber dem direkten Mitbewerber hat "PUBG" einen schweren Stand. Aufgrund seines Realismus ist es erst ab 16 Jahren freigegeben, "Fortnite" hingegen ab 12 (wobei die USK für den Battle-Royale-Modus keine finale Altersempfehlung ausgibt). Außerdem ist "PUBG" für die PS4 knapp 30 Euro teuer, "Fortnite Battle Royale" kostet nichts und ist schon länger auf der PS4 verfügbar.

"Fortnite" unterstützt zudem systemübergreifendes Crossplay, also das Spielen zwischen PlayStation 4, Xbox One und anderen Plattformen wie zum Beispiel der Nintendo Switch. Bei "PUBG" bleiben PS4-Spieler bislang unter sich.

Dennoch bevorzuge ich "PUBG" gegenüber "Fortnite". Auf dem Smartphone spiele ich es immer mal wieder zum Zeitvertreib, ähnlich dürfte es auf der PS4 sein. Vor allem mit Hinblick auf die neue Karte Vikendi, die erstmals auch Spurenlesen im Schnee ermöglicht, ergeben sich spannende neue Spielsituationen und ggf. regelrechte Verfolgungsjagden. Das Schneemobil als neues Fahrzeug passt dazu perfekt ins Setting. Überhaupt finde ich die Fahrzeuge in "PUBG" als Spielelement sinnvoller als die Fortifikation in "Fortnite". Das Bau-Element bei "Fortnite" macht das Spielerlebnis für mich unnötig kompliziert. Deshalb begrüße ich, dass "PUBG" einen puren Ansatz verfolgt, ohne ihn durch zusätzliche Gameplay-Mechaniken zu verwässern.

Aber das ist letztlich Geschmacksache. Mit dem Release von "PUBG" auf der PS4 haben Spieler nun immerhin endlich die Möglichkeit, beide Spiele auszuprobieren und sich für das für sie passende zu entscheiden. Meine Entscheidung lautet: "PUBG".

"Playerunknown's Battlegrounds" ist ab sofort für die PlayStation 4 zu haben und hat eine Altersempfehlung ab 16 Jahren. Das Spiel ist darüber hinaus bereits für PC, Xbox One, iOS und Android erschienen.

(© 2024 CURVED )

In diesem Artikel

Testwertung: PlayerUnknown's Battlegrounds (PUBG)

Top
  • Jede Partie aufs Neue spannend
  • Battle Royale in Reinform
  • Keine unnötigen Gameplay-Elemente
  • Optionale Ego-Perspektive
Flop
  • Grafisch veraltet
  • Unintuitive Steuerung
  • Nur 30 fps
  • Kein Crossplay
Wie findet ihr das? Stimmt ab!
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