Samsung Galaxy A72 im Test: Das beste Handy, dass ihr nie kaufen werdet

Samsung Galaxy A72 Rückseite Top Akku 2021
samsung-galaxy-a72-rueckseite (© 2021 CURVED )
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Das Samsung Galaxy A72 ist nunmehr seit März offiziell. Die 7er Modelle der A-Serie behandelt ihr allerdings schon fast traditionell nur stiefmütterlich. Gelingt es dem Handy 2021 euer Herz zu erobern? Ich habe das Galaxy A72 im Test über einen längeren Zeitraum genutzt, und ich muss sagen:

Inhaltsverzeichnis

Das Galaxy A70 stand im Schatten des Galaxy A50. Dem A71 erging es genauso, das nicht ansatzweise so beliebt und erfolgreich war wie das Geschwisterchen A51. Und das aktuelle Modell? Jenes Handy wird dasselbe Schicksal ereilen. Dafür brauche ich nach meinem Test des Samsung Galaxy A72 kein Prophet sein. Es könnte aber auch einige geben, für die das Smartphone attraktiver ist als das gleichzeitig vorgestellte A52.

Verarbeitung & Design: Kunststoff, was sonst?

Wer auf den ersten Blick einen Unterschied zwischen dem Samsung Galaxy A52s 5G (hier mit Vertrag) und Galaxy A72 erkennt, hat ein sehr geschultes Auge. Beide Modelle ähneln sich extrem. Dazu gehört unter anderem ein schlichter Rücken, aus dem lediglich der klobige Kamerabuckel herauszuplatzen droht.

Jene Rückseite ist aus mattem Kunststoff, was für diese Preisklasse in Ordnung ist. Aus welchem Material der Rücken meines Handys ist, ist mir aber ohnehin relativ egal. Es kommt in jedem Fall eine Schutzhülle um das Gerät.

Samsung Galaxy A72 Kamera
Die Rückseite ist schlicht, fühlt sich allerdings etwas billig an (© 2021 CURVED )

Schnell eine Hülle rum

Das ist in meinen Augen beim Galaxy A72 auch aus zwei Gründen dringend zu empfehlen: Die Plastikrückseite fühlt sich insbesondere in der Mitte nicht hochwertig an und lässt sich leicht eindrücken. Samsung scheint damit ein altes Problem einfach nicht in den Griff zu kriegen. Denn über die Qualität des Kunststoffs haben wir uns bereits öfter beschwert, unter anderem beim Galaxy-S20-FE-Test. Das macht die Konkurrenz besser. Auch verschmierte Fingerabdrücke sind schnell sichtbar.

Wo wir gerade bei Schutzhüllen sind: Die Silikon Cover von Samsung kann ich persönlich leider nicht empfehlen. Sie sind im Bereich von Power-Button und USB-Slot dünner und liegen daher nicht optimal an. Das ist deshalb schade, da es wertigere Hüllen meist nur in Schwarz gibt und man daher so tolle Farben wie Awesome Violet komplett versteckt.

Wie viel kostet das Galaxy A72?
Samsung hat das Galaxy A72 für 449 Euro auf den Markt gebracht. Es gibt eine einzige Konfiguration mit 6 GB Arbeitsspeicher und 128 GB internem Speicher. Das Modell ist in vier verschiedenen Farben verfügbar:
  • Awesome Violet
  • Awesome Black
  • Awesome Blue
  • Awesome White
Samsung Galaxy a72 Test Farben
Alle Farben des Samsung Galaxy A72 (© 2021 )

Fast auf Galaxy-S21-Ultra-Niveau

Top: Samsung gönnt euch eine IP67-Zertifizierung. Das Smartphone ist also offiziell gegen Staub und Wasser geschützt; Garantieansprüche gibt es im Schadensfall allerdings nicht. Ich hab es dann auch gleich mal in den Sand geschmissen, als mir das Gerät aus der Hosentasche gerutscht ist. Und da wären wir eigentlich auch schon bei einem großen Problem, das ich mit dem A72 habe. Im wahrsten Sinne.

Das Smartphone kommt auf Abmessungen von 165,0 x 77,4 x 8,4 (H x B x T, in mm). Das ist fast so groß und sogar breiter als das Galaxy S21 Ultra (zum Test). Ich weiß nicht, wie ihr euer Handy transportiert. Ich schätze in der Hosentasche. Auch damit ihr es schnell rausholen könnt, wenn ihr zum Beispiel in Chrome etwas nachschlagen wollt oder eine Situation rasch mit der Kamera festhalten möchtet.

Das Samsung Galaxy A72 ist im Test ein echter Klotz am Bein und so groß, dass es aus manchen Hosentaschen bei jedem Schritt herauszufallen droht. Zudem liegt das Gerät an sich zwar gut in der Hand, aber je länger man das Gerät nutzt, desto eher melden sich die Handgelenke.

Samsung Galaxy A72 IP67
Das Samsung Galaxy A72 ist nach IP67 zertifiziert (© 2021 CURVED )

Galaxy A72 im Test: Beim Display wird XXL zum Vorteil

Mir ist das Galaxy A72 also zu groß, da sind das Galaxy A52 (zum Test) und A52 5G (6,5 Zoll) schon etwas angenehmer. Bei einem riesigen Gehäuse dürft ihr aber auch damit rechnen, das es sich um ein Handy mit großem Display handelt. Beim A72 bekommt ihr so satte 6,7 Zoll fasst. Nur das Galaxy S21 Ultra ist größer.

Samsung verbaut ein flaches Panel (kein Curved) mit Super-AMOLED-Technik, das in Full-HD+ (2400 x 1080 Pixel) auflöst. Ob Games, Netflix oder YouTube: Es macht einfach Spaß etwas auf dem Bildschirm zu schauen. Seien es Kontrast, Helligkeit, Farben oder Schwarzwert – was die Südkoreaner für ein Mittelklasse-Gerät hier abliefern, ist stark.

Samsung Galaxy A72 Display
Das große Display ist ein echter HIngucker (© 2021 CURVED )

Es luschert allerdings gleich der nächste Knackpunkt um die Ecke. Das in der Hierarchie eigentlich tiefer platzierte Galaxy A52 5G bekommt eine Bildwiederholfrequenz von 120 Hz. Das Feature liefert euch besonders flüssige Animationen und steckt auch in günstigeren Geräten wie dem Redmi Note 10 Pro (zum Test). Da ist es natürlich logisch, dass euch im Galaxy A72 eine Bildwiederholrate von nur 90 Hz erwartet. Warum, Samsung?

Ihr könnt die Rate auch auf 60 Hz reduzieren, wenn ihr auf eine geschmeidigere Darstellung verzichten könnt und eine längere Akku-Laufzeit bevorzugt. Eine adaptive Anpassung der Frequenz gibt es in Samsungs Mittelklasse nicht.

In das Display sind sowohl ein Objektiv (in einem Punch Hole) und ein Fingerabdrucksensor integriert. Dieser reagiert mitunter etwas träge und bei mir auch nicht immer zuverlässig – obwohl ich meinen Daumen mehrfach hinterlegt habe. Ihr könnt insgesamt drei Finger einspeichern. Alternativ entsperrt ihr euer Galaxy A72 per PIN, Muster oder mit eurem Gesicht. Dies klappt relativ zuverlässig.

Samsung Galaxy A72 Test Kamera Makro
Augen auf beim Handykauf? Das Galaxy A72 könnte einen Fallstrick haben (© 2021 CURVED )

Galaxy A72 im Kamera-Test: Viel Liebe für das Tele

Auf der Rückseite des Galaxy A72 steckt eine Vierfach-Kamera mit einer zusätzlichen Linse auf der Vorderseite. Das Setup setzt sich so zusammen:

  • Weitwinkel: 64 MP, Blende f/1.8, mit optischem Bildstabilisator (OIS)
  • Ultraweitwinkel: 12 MP, Blende f/2.2, 123 Grad Blickfeld
  • Tele-Linse: 8 MP, Blende f/2.4, OIS, 3-fach optischer Zoom
  • Makro-Objektiv: 5 MP, Blende f/2.4
  • Selfiekamera: 32 MP, Blende f/2.2

Fangen wir mit dem Schlechten an: Mit Makro-Kameras in Smartphones kann ich bislang nicht viel anfangen, und daran wird auch das Galaxy A72 nichts ändern – auch wenn das Objektiv besser performt als die Makro-Linsen in vielen anderen Geräten. Es ist allerdings viel zu schwer, den richtigen Abstand zu finden und den richtigen Fokuspunkt zu treffen. Insbesondere bei Pflanzen, die bei Nahaufnahmen ja ein beliebtes Motiv sind, ist mir das Problem aufgefallen. In der Praxis würde ich das Objektiv daher nie nutzen und eher das Tele für Aufnahmen dieser Art nutzen.

Die 64-MP-Hauptkamera überzeugt insbesondere bei guten Lichtverhältnissen. Freut euch auf Bilder mit tollen Farben, Details und Kontrast. Die Darstellung ist dabei angenehm natürlich. Mit dem Ultraweitwinkel geschossene Aufnahmen liefern ebenfalls eine gute Dynamik, verzerren allerdings am Rand mitunter extrem. (Obwohl in den Einstellungen eigentlich aktiviert ist, dass jenes Phänomen korrigiert werden soll.)

Pixel Binning
Wenn ihr die Hauptkamera aktiviert, nutzt ihr nicht direkt die vollen 64 MP, sondern sogenanntes Pixel Binning. Dabei kombiniert die Kamera jeweils vier Pixel zu einem größeren. Dadurch reduziert sich allerdings auch die Auflösung eures Fotos, sodass am Ende eine 12-MP-Aufnahme herauskommt.
Wenn ihr ein Bild mit echten 64 MP möchtet, dann könnt ihr den Modus dafür oben in der Leiste der Kamera-App aktivieren. Der Unterschied hält sich allerdings in Grenzen und dürfte höchstens ins Gewicht fallen, wenn ihr euer Foto in gigantischer Größe ausdrucken oder einen Ausschnitt größer machen möchtet.

Ein Hoch auf den echten Zoom

Mein persönliches Highlight ist das echte Zoom-Objektiv, mit dem ihr euer Motiv ohne Qualitätsverlust dreifach vergrößern beziehungsweise näher heranholen könnt. Ich habe die Linse, die nicht so lichtstark ist wie das Hauptobjektiv, an sonnigen Tagen am liebsten genutzt. Man bekommt sein Motiv direkt gut sichtbar ins Bild. Das hat mir insbesondere bei Familienausflügen viel Freude bereitet. Die spielenden Kinder konnte ich schön groß ins Bild bekommen, ohne ihnen eine Kamera quasi ins Gesicht halten zu müssen, was ihnen nur das Lächeln rauben würde.

Ein weiteres Beispiel: Wenn jemand an der Elbe Urlaub macht und an den Strand geht, dann landet im WhatsApp-Status garantiert eine Aufnahme mit Sand, Wasser und riesigem Containerschiff, das Hunderte Meter entfernt ist. Touristen scheinen die großen Frachter spannend zu finden– die aber auf Fotos meist ziemlich verpixelt sind. Dank echtem Tele gehört das beim A72 der Vergangenheit an. Info: Die Farbwiedergabe des Zoom-Objektivs ist etwas kühler als beim Weitwinkel.

Ihr könnt euer Bild auch noch näher heranholen, allerdings unterstützt dann ein digitaler Zoom. Dieser ermöglicht bis zu einer 10-fachen Vergrößerung ordentliche Fotos. Danach lohnt der Druck auf den Auslöser nicht, da die Aufnahme dann bei aller Liebe zu verpixelt und unscharf ist. Das ist allerdings kein Phänomen, das nur das Galaxy A72 betrifft. Im Gegenteil.

Schöne Porträts, selbst ohne eigenen Modus

Die Selfie-Kamera des Galaxy A72 weiß im Test zu gefallen und ist insgesamt dank vieler Details und wenig Rauschen sehr solide. Für entsprechende Bilder mit der Hauptkamera: Der Porträt-Modus leistet ganze Arbeit, solange ihr die Hintergrundunschärfe-Einstellung nicht überdreht. Das Programm dürftet ihr allerdings meist ungenutzt lassen, da die Hauptkamera im normalen Modi bereits für einen schönen Bokeh-Effekt sorgt (siehe Galerie mit den Statuen). Das scharf gestellte Motiv und die Tiefenunschärfe im Hintergrund sind sauber getrennt und wirken sehr harmonisch. Da lohnt also der Umweg nicht, um den speziellen Modus zu aktivieren.

Samsung Galaxy A72 Test Kamera Selfie
Der Selfie-Modus übertreibt manchmal etwas beim Software-Support (© 2021 CURVED )

Im Nachtmodus könnt ihr von der Quad-Kamera nur noch das primäre Objektiv (und die Selfiekamera) nutzen. Die Bilder sind mitunter brauchbar, mitunter direkt für den Mülleimer. Bei manchen Aufnahmen scheint mir zudem der Weißabgleich komplett danebenzuliegen. Wer sich mit Fotografie auskennt und am Abend spannende Bilder machen möchte, greift aber ohnehin zu Stativ und Pro-Modus. Hier gibt es jedoch einen Haken. Während die maximale Belichtungszeit für ein langzeitbelichtetes Bild bei der S-Serie bei 30 Sekunden liegt, ist das Galaxy A72 deutlich limitierter (10 Sekunden).

Fast ein Alleinstellungsmerkmal

Optische Bildstabilisatoren für Hauptobjektiv und Telelinse sind in diesem Preis-Segment eher rar gesät. Hier sammelt das Galaxy A72 reichlich Pluspunkte. Das Feature ist beim Weitwinkel insbesondere bei Videoaufnahmen und beim Teleobjektiv generell ein echter Gewinn; wenn auch nicht State of the Art.

Was mich tierisch genervt hat: Immer wieder, wenn ich eigentlich ein Foto knipsen wollte, hat die Kamera-App mein Tippen auf den Auslöser als langen Druck gewertet, daher ein Video gestartet und mich einige Motive gekostet. War ich hier einfach zu schusselig? Nicht ausgeschlossen, aber bei anderen Samsung-Galaxy-Smartphones ist mir das noch nie passiert. Mit dem Samsung Galaxy A52 5G etwa habe ich bessere Erfahrungen gemacht.

Leistung des A72: Oh je, kein 5G – das schmerzt doppelt

Einmal Augenrollen, bitte. Das Galaxy A72 ist eigentlich über dem Galaxy A52 angesiedelt. Von Letztgenanntem gibt es eine LTE- und eine 5G-Variante, die nicht nur den neuen Mobilfunkstandard unterstützt, sondern auch mehr Performance liefert. Vom Galaxy A72 hingegen bietet Samsung nur eine Variante an. Und hat das Galaxy A72 5G? Nein. Der Hersteller setzt ausschließlich auf ein 4G-Modell.

Ob und wann eine andere Ausführung mit 5G-Support kommt, ist derzeit nicht bekannt. Und von dem, was man bisher aus der Gerüchteküche hört, braucht ihr euch anscheinend auch keine großen Hoffnungen zu machen. Auch zukünftig solltet ihr bei der Wahl eures Mobilfunktarifs (hier von o2 und Blau) nicht nach 5G-Tarifen Ausschau halten müssen.

Ein Premium-Hersteller, der 2021 ein Smartphone der gehobenen Mittelklasse herausbringt, das nicht den neusten Mobilfunkstandard unterstützt. Da braucht es keine weiteren Worte. Selbst die viel günstigeren Modelle Galaxy A32 und Galaxy A42 gibt es mit 5G, und eigentlich unterstützt nahezu jedes relevante Gerät den neuen Standard.

Galaxy A72 Technische Daten
  • Display: 6,7 Zoll Super-AMOLED-Display mit 90 Hz, löst in Full HD+ auf (2400 x 1080 Pixel)
  • Chipsatz: Snapdragon 720G
  • RAM: 6 GB Arbeitsspeicher
  • Speicherplatz: 128 GB interner Speicher
  • Vierfach-Kamera: 64 MP (Weitwinkel), 12 MP (Ultraweitwinkel), 8 MP (dreifacher Telezoom), 5 MP (Makro)
  • Frontkamera: 32 MP (Weitwinkel)
  • Akku: 5000 mAh, Fast Charging (25 W)
  • Betriebssystem: Android 11 mit One UI 3.1 ab Werk vorinstalliert
  • Anschlüsse: USB-C, Kopfhöreranschluss
  • Dual-SIM: Ja
  • Fingerabdrucksensor: Im Display verbaut
  • Sonstiges: Slot für Speichererweiterung via microSD-Karte (bis zu 1 TB)
  • Preis: 449 Euro

Klar, vielleicht habt ihr noch kein Interesse am schnelleren 5G, da ihr von dem Download- und Upload-Speed an eurem Wohnort derzeit noch nicht profitieren könnt. Aber der Ausbau schreitet bei den drei großen Providern voran und 5G wird bei Telekom, Vodafone und o2 zum festen Bestandteil der Tarife (oder sind es schon). Zudem kauft ihr euer Handy ja nicht als Eintagsfliege, sondern wollt es im Idealfall über mehrere Jahre nutzen, da freut sich dann auch die Umwelt.

Kein 5G betrifft alle

Die Entscheidung von Samsung bekommt ihr allerdings auch (negativ) zu spüren, wenn ihr sagt: "5G? Brauch ich nicht! Heute nicht und morgen auch nicht!" Dies zeigt ein Blick auf die verbauten Chipsätze:

  • Galaxy A72: Snapdragon 720G mit 6 GB Arbeitsspeicher und 128 GB ROM
  • Galaxy A52 4G: Snapdragon 720G mit 6 GB RAM und 128 GB ROM oder 8 GB RAM und 256 GB ROM
  • Galaxy A52 5G: Snapdragon 750G mit 6 GB RAM und 128 GB ROM oder 8 GB RAM und 256 GB ROM

Obwohl das Galaxy A72 eigentlich über dem A52 steht, müsst ihr euch also mit einem schwächeren Herzstück begnügen als bei dessen 5G-Ausführung. Der Prozessor des A72 reicht für alltägliche Anwendungen, keine Frage. Ihr müsst hin und wieder allerdings mit etwas längeren Ladezeiten vorlieb nehmen, insbesondere im direkten Vergleich mit dem Galaxy A52 5G.

Die Verarbeitung und Anzeige von Bildern in der Kamera-App beziehungsweise Galerie ist ebenfalls mitunter träger. Noch deutlicher ist der Unterschied, wenn ihr beide Geräte nebeneinanderlegt und Games startet. Dann beträgt der Unterschied mehr als eine Sekunde und ist damit deutlich spürbar. Hier sammelt das Galaxy A72 reichlich Minuspunkte.

Entwarnung, liebe Gamer – zunächst

Zeitgleich müsst ihr euch aber auch nicht vor ressourcenfressenden Games fürchten. Titel mit toller Grafik wie "Blades" und insbesondere "Asphalt 9" laufen ohne Ruckler und machen auf dem großen Display richtig viel Spaß. Es bleibt allerdings eben die Ungewissheit, ob die Performance auch langfristig reicht. Künftige Apps, Features und Games dürften mehr Leistung verlangen. Und da könnte das A72 eben früher an seine Grenzen stoßen als das A52 5G. Fakt ist: Zu den schnellsten Smartphones gehört es nicht, aber es ist dennoch ausreichend gut.

Enttäuschung im Benchmark
Daher verwundert es auch nicht, dass das Testgerät in synthetischen Leistungstests eher ernüchternde Werte erreicht. Im Benchmark von Geekbench 5 sind es:
  • Single Core: 536
  • Multi-Core: 1533
Das ist nur knapp besser als das Galaxy A71 und schwächer als das Xiaomi Poco X3 NFC (557/1712) oder Xiaomi Redmi Note 9 Pro (561/1719). Eigentlich sollte sich Samsung über dem Duo sehen.

Lautsprecher-Test: Audiovisuelles Klangerlebnis mit etwas zu wenig Bumms

Samsung bewirbt das Galaxy A72 mit Stereo-Lautsprechern. Genau genommen handelt es sich wohl eher um ein Hybrid-System, da für den zweiten Kanal die Ohrmuschel zuständig scheint. Der Sound des Galaxy A72 selbst ist nicht der lauteste und bei weitem kein Bass-Monster, aber insgesamt angenehm sauber.

Dolby Atmos sorgt insbesondere bei Games für ein spannenderes Hörerlebnis und es fällt einem leichter, tiefer in die Spielewelt einzutauchen.

Akku-Test: Das Galaxy A72 leert sich laaaangsam

Samsung verbaut im Galaxy A72 einen Akku, der 5000 mAh fasst. Das sind gut elf Prozent mehr als beim Vorgänger und als beim Galaxy A52 5G. Wie ihr wisst, ist die reine Kapazität des Energiespeichers aber nur ein Schlüssel zu einer langen Akkulaufzeit. Das Zusammenspiel zwischen Hard- und Software muss ebenfalls harmonisch sein.

Das trifft auf das Testgerät zu: Das Samsung Galaxy A72 kommt im Akku-Test von PCMark auf eine Displayzeit von 14 Stunden und 20 Minuten. Das ist eine sehr gute Ausdauer. Da ihr in der Praxis mutmaßlich nicht ununterbrochen am Smartphone hängt, kommt ihr bei moderatem Gebrauch locker auf anderthalb bis zwei Tage, bevor ihr das Handy wieder aufladen müsst.

Euer Samsung-Handy (hier mit Vertrag) unterstützt 25-Watt-Schnellladen. Das ist zwar auf S21-Ultra-Niveau, dennoch relativ langsam. Zumindest im Verhältnis zu dem, was insbesondere die chinesische Konkurrenz anbietet. Viel günstigere Geräte wie das Poco F3 und das Xiaomi Redmi Note 10 Pro (hier im Test) ladet ihr bereits mit 33 Watt. Im Test des Galaxy A72 empfand ich die Ladedauer allerdings nicht als störend lang.

Knapp 90 Minuten bis 100 Prozent

Wenn ich wenig Zeit habe, um das Smartphone aufzuladen, dann muss ich das A72 meist nicht komplett mit neuer Energie versorgen, um zumindest durch den Tag zu kommen. Und bis zu den ersten 25 Prozent, die mich locker durch die nächsten Stunden bringen, vergeht nun auch wieder nicht zu viel Zeit:

  • 25 Prozent (15 Minuten 15 Sekunden)
  • 50 Prozent (32 Minuten und 30 Sekunden)
  • 75 Prozent (50 Minuten)
  • 100 Prozent (eine Stunde 24 Minuten und 15 Sekunden)

Zwar luschert das A72 mit einigen Features in die Premium-Klasse, leider gilt das nicht für induktives Laden. Für die kabellose Ladeoption benötigt ihr mindestens ein Galaxy S20 FE. Die echte Mittelklasse muss also immer ans Kabel. Ich persönlich bevorzuge jedoch Laden via Qi, da es (wenn auch nicht so effizient) deutlich komfortabler ist. Drauflegen, laden lassen.

Und auch wenn es traurig ist, dass man es überhaupt anführen muss: Einen großen Pluspunkt bekommt Samsung für das mitgelieferte Zubehör. Dem Smartphone liegt ein 25-Watt-Ladegerät bei. Es ist also keine zusätzliche Investition nötig, um die maximale Ladegeschwindigkeit nutzen zu können.

Ich werde nie verstehen, wie Hersteller manchen Geräten ein Ladegerät beilegen, dass nicht die Top-Speed des Geräts unterstützt und den Kauf von Zubehör nötig macht. Während gleichzeitig anderen Modellen gar kein Ladegerät beiliegt, da von den Adaptern zu viele im Umlauf seien.

Was ist alles beim Galaxy A72 dabei?
  • Smartphone
  • Datenkabel (USB Type-C zu USB Type-C)
  • Ladeadapter
  • Tool für Karten-Schlitten

Test-Fazit zum Galaxy A72: Samsung stellt sich selbst ein Bein

Was soll ich sagen? Samsung macht so vieles richtig richtig gut. Akku-Laufzeit, Display und die Kamera gefallen im Review des Galaxy A72. Das primäre Objektiv überzeugt und die Telelinse liefert einen echten Mehrwert – insbesondere in der Preisklasse. Hier klopft das A72 an die Oberklasse an und ist eigentlich ein Handy, das alles kann.

Und dann reißt Samsung vieles wieder ein, was das Samsung Galaxy A72 letztendlich zu einem Smartphone mit schlechten Zukunftsaussichten macht: Ich meine nicht einmal primär den fehlenden 5G-Support, sondern den damit verbundenen vergleichsweise schwachen Prozessor (Snapdragon 720G).

Der Chipsatz ist nicht langsam und wird auch noch im nächsten Jahr alle alltäglichen Aufgaben bewältigen können. Er ist allerdings spürbar langsamer als der Snapdragon 750G im etwas günstigeren Galaxy A52 5G (429 Euro). Und ich habe Zweifel, ob die Performance auch noch in zwei oder drei Jahren ausreicht. Und solange wollt ihr euer neues Handy sicher (mindestens) nutzen. Ihr bekommt schließlich vier Jahre lang relevante Aktualisierungen (quartalsweise; beim A52 monatlich) und die nächsten drei Android-Versionen. Die großen Updates und auch neue Games dürften aber mehr Ressourcen einfordern. Ob das Galaxy A72 das packen wird? Es ist eine riskante Wette.

Ihr fahrt also mit dem A52 5G auf einer sichereren Straße, zumindest, wenn ihr nicht bald schon wieder ein neues Handy (hier mit Vertrag) kaufen wollt. Ihr müsstet dann allerdings ohne dreifachen optischen Zoom und mit einem etwas kleineren (, aber noch immer sehr starken) Akku leben. Das Redmi Note 10 Pro (hier mit Vertrag) wäre ebenfalls eine gute Alternative.

In diesem Artikel

Testwertung: Samsung Galaxy A72

7.9
Curved Score
Top
  • Lange Akku-Laufzeit
  • Tolles Display
  • Starke Hauptkamera
  • Echtes Tele
  • 25-W-Ladeadapter inklusive
Flop
  • Performance
  • Nur 90 Hz
  • Kein 5G
  • Kunststoff-Rückseite
  • Nachtmodus
Design
Display
Kamera
Performance
Software & Apps
Akku
Preis/Leistungsverhältnis

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Feature Tabelle
  • Betriebssystem
    Android 10
  • Feature: Bluetooth
  • Feature: WLAN
  • Feature: NFC
  • Feature: GPS
  • Feature: GPRS/EDGE
  • Feature: UMTS
  • Feature: LTE
  • Feature: Dual-SIM
  • Feature: Fingerabdruckscanner
  • Status
    Gerücht
Wie findet ihr das? Stimmt ab!
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