So spioniert Facebook Snapchat-Nutzer aus

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Facebook weiß, was seinen Nutzern gefällt. Aber offenbar gilt das nicht nur für die eigenen Apps und Dienste – sondern auch für die der Konkurrenz. Möglich macht das ein VPN-Client, den das Unternehmen schon vor Jahren gekauft hat.

Facebook ist überraschend schnell darin, Instagram um neue Funktionen zu erweitern. Funktionen, die mitunter in anderen Apps an Beliebtheit gewinnen. Bestes Beispiel: Snapchat. Hier passiert es mehrfach, dass Funktionen kurz vorher erstmals bei Messenger auftauchten, bevor sie kurze Zeit später auch bei Instagram zu finden waren. Zum Beispiel die "Stories" – eine Funktion, die  Snapchat berühmt machte und schließlich von Facebook für Instagram geklont wurde.

Analyse-Tool liest bei fremden Apps mit

Dass diese Funktion bei Snapchat so gut angenommen und genutzt wird, weiß Facebook von den Snapchat-Nutzern. Die wiederum wissen nicht, dass Facebook durchaus in der Lage ist, ihr Nutzungsverhalten auszulesen. Don't panic: Die Daten sammelt dabei nicht Facebook selbst. Das übernimmt Onavo. Die Firma hat sich auf Mobile Analytics spezialisiert – und wurde vor vier Jahren von Mark Zuckerbergs Unternehmen gekauft.

Der vordergründige Anlass für die Übernahme des in Israel ansässigen Startups war die 2013 gestartete Initiative Internet.org (heißt seit 2015 "Free Basics"). Sie soll dabei helfen, Menschen weltweit den Zugang ins Web zu erleichtern. Dabei stand nicht nur die vermeintlich positive Absicht des Projekts von Anfang an in der Kritik, sondern eben auch die Zweitverwertung der dadurch verfügbar gemachten bzw. erhobenen Informationen und Daten. Denn Onavo bietet mehrere Services an: Mit "Onavo Protect" können sich Smartphone-Nutzer etwa kostenlos einen VPN-Client herunterladen. Diese Tools werden von Nutzern gerne dazu verwendet, um Internetdiensten vorzugaukeln, dass man sich in einem anderen Land befindet und somit Zugang zu einem Angebot hat, dass hierzulande gar nicht verfügbar ist. Onavos VPN-Client überwacht unter anderem das Datenvolumen und gibt Auskunft, wenn Apps zu viel davon beanspruchen. Mit "Onava Insights" sind Unternehmen, in dem Fall also Facebook, wiederum in der Lage, Informationen über die Nutzung Apps anderer Anbieter über deren Nutzer zu sammeln. Zugriff auf diese Informationen bekommen sie, indem Anwender den VPN-Client auf ihrem Smartphone installieren und damit automatisch der Datenanalyse zustimmen.

Legal, aber unmoralisch

Wie Engadget in Berufung auf einen Artikel des Wall Street Journal berichtet, nutzt Facebook genau diesen Analyse-Dienst, um etwa Snapchat-Nutzer auszuspionieren. Dass Facebook Onava 2013 in erster Linie für diese Zwecke akquiriert hatte, vermutete Shane Schick von FierceWireless bereits kurz nach Abschluss des Deals:

"I think Onavo is of interest to Facebook [...] in terms of mobile analytics. One of the benefits of its app is that it gleans traffic data on hundreds of thousands of mobile apps across millions of devices."

Engadget schreibt zudem, dass auch die Live-Videos bei Facebook von dem Service "profitiert" hätten, nachdem Meerkat und Periscope längere Zeit im Zentrum der Analyse gestanden hätten. Da die Zustimmung der Datenanalyse automatisch erfolgt, sei die Methode zudem nicht illegal, aber zumindest moralisch verwerflich. Kritik kommt unter anderem von Askhan Soltani, dem ehemaligen technischen Direktor der US-amerikanischen Federal Trade Commission. Er hält es für moralisch bedenklich, dass Facebook seine Kunden dafür missbrauche, die Konkurrenz auszuspionieren.

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